Eintracht & Bürgersinn

Jahrzehntelang verschollen - Ex-Bürgermeister Manfred Birth gräbt alten Gifhorner Schützenmarsch aus

Redaktion Veröffentlicht am 20.03.2020
Jahrzehntelang verschollen - Ex-Bürgermeister Manfred Birth gräbt alten Gifhorner Schützenmarsch aus

Die Gifhorner Stadtkapelle des Uniformierten Schützenkorps im Jahr 1908.

Foto: Manfred Birth (Repro)

Der hohe Stellenwert des Gifhorner Schützenwesens ist bekannt. Dass es aber drei Schützenmärsche aus unterschiedlichen Epochen gibt, dürfte wohl weitgehend unbekannt sein. Manfred Birth machte sich auf Spurensuche – und wurde schließlich fündig!

Im September 2019 berichtete der Gifhorner Ex-Bürgermeister und Ehrenbürger Manfred Birth in einem Vortrag in der Geschichtswerkstatt über die drei Schützensäle des Uniformierten Schützenkorps. In seinem Bericht schilderte er auch die Einweihung des Schützensaals von 1894, dem späteren Kulturzentrum. Er erwähnte in diesem Zusammenhang, dass der damalige Musikdirektor der Stadt Gifhorn, Max Andrae, zur Einweihung einen Gifhorner Schützenmarsch komponiert und präsentiert hatte.

Max Andrae wurde in Dresden geboren. Er studierte Musik und kam nach einem Zwischenaufenthalt in Zerbst 1888 nach Gifhorn. Hier gründete er als Musikmeister die Gifhorner Stadtkapelle. Daneben leitete er mehrere Chöre in Gifhorn. Er wohnte in der Schützenstraße 1. Sein Grabstein mit Inschrift und einer Verzierung steht noch heute auf dem evangelischen Friedhof.

Das Deckblatt des Gifhorner Schützenmarsches, komponiert von Max Andrae.

Foto: Manfred Birth (Repro)

Da in heutiger Zeit niemand den von Max Andrae komponierten Schützenmarsch kennt, machte Manfred Birth sich auf Spurensuche. Nach Befragung von vielen älteren Gifhornern und Recherchen, die sich bis nach Husum erstreckten, konnte er beim ehemaligen Gastwirt der Ratsschänke und Schützenkönig Friedel Lange das Geheimnis lüften. Nach einem Tipp von Ehrenmajor Siegfried Richter, der Manfred Birth berichtete, dass Friedel Lange vor dem Abbruch des Kulturzentrums im Jahr 2004 viele alte Unterlagen des USK vor der Vernichtung bewahrt hat, fragte dieser bei Lange an, ob er die Noten des Gifhorner Schützenmarsches habe. „Ich habe die vielen alten Unterlagen des USK auf dem Computer eingescannt, darunter befinden sich auch die Noten des Gifhorner Schützenmarsches“, habe eine Antwort gelautet. Er schickte Manfred Birth die Noten, der sie der Leiterin des Gifhorner Feuerwehrmusikzuges Anita Keller übergab. Nach Sichtung des Musikstücks wurde festgestellt, dass es sich um Klaviernoten handelt. Um den Marsch von einem Orchester zu spielen, ist es aber notwendig, eine Überarbeitung der Noten für die einzelnen Instrumente vorzunehmen. Dies soll nach Prüfung des Musikstückes eventuell erfolgen. „Vielleicht hören wir bei einem der nächsten Schützenfeste den ältesten Gifhorner Schützenmarsch“, freut sich Manfred Birth.

Die Klaviernoten des Gifhorner Schützenmarsches.

Foto: Manfred Birth (Repro)

Den zweiten Gifhorner Schützenmarsch hat Manfred Birth zufällig über den langjährigen Leiter des Hankensbüttler Spielmannszugs Eckhard Stever gefunden, als er ihn nach dem Musikstück von Max Andrae befragte. In den Unterlagen des Hankensbütteler Musikzugs befanden sich die Noten eines Gifhorner Schützenmarsches. Nach dem Erhalt der Noten stellte der Gifhorner Ex-Bürgermeister fest, dass dieser Marsch von Wilhelm Bertkau komponiert, von Albert Lärm arrangiert und von Wilhelm Kretzschmar mit einem Text versehen ist. Wilhelm Bertkau hatte in Wittingen eine Lehre als Musiker gemacht, er leitete auch den Gifhorner Feuerwehrmusikzug. Für diesen Marsch liegt der komplette Notensatz für alle Instrumente vor, den Manfred Birth von Bertkaus Tochter Dorit Reusch erhalten hat. Nach ihren Informationen hat ihr Vater den Marsch kurz vor seinem Tod geschrieben. Er sei wohl leider nie von einem Orchester gespielt worden. Auch diesen Marsch hat Manfred Birth an Anita Keller weitergegeben – und sie versprach, so Birth, den Marsch der Gifhorner Bevölkerung zu präsentieren.

Der dritte Gifhorner Schützenmarsch wurde von Rüdiger Vopel aus Wahrenholz komponiert. Ihn spendete im Jahr 2018 Ehrenhauptmann Ulrich Gasa dem Uniformierten Schützenkorps. Der Marsch wurde erstmalig vom Musikzug der Gifhorner Feuerwehr gespielt.


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