Mensch & Tier

Hier ist tierisch viel Leben in der Bude - Im Ribbesbütteler Tierheim warten Fundtiere auf ein neues Zuhause

Marieke Eichner Veröffentlicht am 21.04.2022
Hier ist tierisch viel Leben in der Bude - Im Ribbesbütteler Tierheim warten Fundtiere auf ein neues Zuhause

Im Ribbesbütteler Tierheim finden sich so allerhand Hunde, Katzen und Kaninchen. Sie sind Fundtiere und warten auf ein neues, behütetes Zuhause.

Foto: Marieke Eichner/Mia Anna Elisabeth Timmer

Freudiges Bellen schallt über den Hof, neugieriges Miauen erklingt im Katzenhaus und aus dem Taubenverschlag gurrt es – KURT ist zu Gast im Tierheim in Ribbesbüttel. Dort leben vor allem Hunde und Katzen, aber auch ein paar Kaninchen – und 15 Fundtauben. Ein tierisches Tummeln durch das die stellvertretende Leiterin Sabine Hölter führt. Sie berichtet vom Betreiber des Tierheims, dem Tierschutzverein Gifhorn und Umgebung, und von engagierten Helfern. Außerdem erklärt sie, worauf es ankommt, wenn man Tieren ein neues, liebevolles Zuhause bieten möchte.

„Man kann sie ja nicht alle selbst zu Hause aufnehmen“, bedauert Sabine Hölter, mittlerweile dreifache Hundehalterin und stellvertretende Leiterin im Tierheim in Ribbesbüttel. Seit nunmehr
22 Jahren arbeitet sie für den Tierschutzverein Gifhorn und Umgebung. Angefangen habe alles mit einem Schulpraktikum. Die Arbeit mit den Tieren ist ihr Traumberuf. „Oft bekomme ich zu hören: Ich könnte das nicht. Aber ich sehe Tiere, die was verpasst haben im Leben.“ Das Tierheim könne ein Zuhause natürlich nicht ersetzen. „Aber ich sehe die Entwicklung der Tiere, wie sie aufblühen. Wie sie anfangen, Berührungen zu genießen, zu spielen. Da weiß man dann, wofür man das macht.“

Der traumatisierte Rottweiler Ralf, liebevoll Ralfi genannt, etwa habe die Menschen immer gruselig gefunden. „Und nun ist er so toll geworden, er hat Vertrauen gefasst über die Monate.“ Auch wenn der knuffige Rüde Fremde immer noch erst mal anbellt – sobald seine Bezugsperson Sabine ihm mit ruhiger Stimme versichert, es sei schon alles okay, verstummt der Riese und lechzt nach Streicheleinheiten. Oder Mischlingshund Charly: „Er hat in einer 50 Quadratmeter großen Wohnung gelebt – zusammen mit 15 anderen Hunden.“ Im Tierheim habe er zum ersten Mal Gras unter den Pfoten gespürt. „Jetzt geht er freudig spazieren“, freut sich Sabine und deutet auf den braun-schwarzen Wuschelkopf, der gerade von zwei Gassigängern abgeholt wird.

Denn im 1989 gegründeten Tierheim greifen nicht nur eine Auszubildende, eine Bundesfreiwilligendienstleistende, der Hausmeister und zwei Verwaltungskräfte den Tierpflegerinnen unter die Arme. „Zum Glück haben wir gerade viele Gassigänger und Katzenstreichler“, ist Sabine erleichtert. Erstere können zwar keine Hunde aufnehmen, kommen aber regelmäßig, um die Hunde in Obhut des Ribbesbütteler Tierheims auszuführen – und damit auch zu trainieren. Letztere sozialisieren die Katzen im Tierheim. „Das wird oft belächelt, ist aber ein wichtiger Job“, betont Sabine. „Eine Dame kommt so gut wie jeden Tag, zu der kommt selbst unsere schüchternste Katze.“

Wertvoll seien auch die Pflegestellen für Katzenbabys. „Die ziehen Mutterlose groß oder nehmen schwangere Mütter auf.“ Und da die Katzenbabyzeit vor der Tür steht, sucht das Tierheim zurzeit neue Pflegestellen. „Wer zu Hause einen extra Raum hat, kann Mutterkatzen aufnehmen oder auch mal eine Unfallkatze. Hauptsache, die Tiere haben einen ruhigen Ort für sich.“ Für Ausstattung, Tierfutter und Tierarztkosten kommt der Tierschutzverein selbstverständlich auf.

„Wen wir aber händeringend suchen, sind gelernte Tierpfleger“, betont Sabine. „Wir brauchen Fachpersonal, um unseren Standard zu halten.“ Die Aufgaben des 1978 gegründeten Tierschutzvereins sind schließlich vielfältig.

„Unsere Hauptaufgabe ist die Unterbringung, Versorgung und Vermittlung der Fund- und Abgabetiere.“ Dazu gehöre auch die Sozialisation der Tiere, bei Hunden etwa durch Training. „Aber wir kümmern uns auch um die Kastration herrenloser Katzen, wir klären auf, kümmern uns um Öffentlichkeitsarbeit“, zählt Sabine auf und versichert: „Außerdem stehen wir bei Schwierigkeiten immer gern beratend zur Seite.“ Eine Tierpension könne das Tierheim nur im begrenzten Rahmen anbieten, „aber wenn jemand ins Krankenhaus muss und ein Platz dringend gesucht wird, machen wir das auch“. Hinzu kommt die Jugendtierschutzarbeit des Vereins: „Vor Corona hatten wir ein Projekt, bei dem leseschwache Kinder den Katzen vorgelesen haben. Gegenüber den Tieren trauen sich die Kinder – und die Katzen freuen sich über Besuch.“ Sobald wie eben möglich solle das Projekt wieder starten.

Finanziert wird die Arbeit vom Tierschutzverein und im Tierheim über Verträge mit den Kommunen, erklärt Sabine. „Wir bekommen eine Pauschale für Fundtiere. Unfalltiere und kranke Tiere finanzieren wir selbst.“ Darum ist der Verein natürlich auch auf Spenden angewiesen. „Genug kann man für die Tiere selbstverständlich nie haben – bei uns steht das Wohlbefinden der Tiere im Mittelpunkt.“ Bei kranken Tieren veröffentlicht der Verein auf seiner Website und auf seinem Facebook-Kanal gezielte Spendenaufrufe, „dann sind viele Menschen bereit zu unterstützen“. Außerdem existiert eine Amazon-Wunschliste, verlinkt auf der Website, über die Sachspenden das Tierheim erreichen können – nach Wunsch auch regelmäßig.

Allerdings: Die größte Hilfe für die Tiere ist natürlich ein neues Zuhause. „Aber es muss passen“, unterstreicht Sabine. „Bei Katzen fragen wir: Sind es Wohnungskatzen oder Freigänger?“ Das müsse ein neues Zuhause gewährleisten. Bei Hunden wie Katzen zähle: Wie lange ist das Tier alleine zu Hause? Gibt es schon andere Tiere oder Kinder? „Im Moment haben wir auch viele trainingsintensive Hunde.“ Das sei natürlich eine Aufgabe. „Es muss einfach immer individuell passen.“

Bei Kleintieren legt der Tierschutz ebenso Wert auf artgerechte Haltung im neuen Zuhause: „Ein Käfig allein kommt nicht infrage“, macht Sabine deutlich. „Wir sind sehr auf ausreichend Platz und Kontakt zu Artgenossen bedacht.“ Ein Käfig mit unter sechs Quadratmetern für zwei Kaninchen etwa sei nicht tragbar. „Aber in jedem Fall gilt: Wir beraten Halterinnen und Halter gern!“

Man achte sehr darauf, wo die Tiere hinkommen, erklärt Sabine. „Bei der Vermittlung gibt es natürlich eine Kennenlernphase, Interessierte müssen mehrmals kommen. Wir machen da keine Hauruck-Aktionen.“

Tierschutzverein
Gifhorn und Umgebung
Peiner Landstraße 12, Ribbesbüttel
Tel. 05374-4434
info@tierschutzgifhorn.de
www.tierschutz-gifhorn.de


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