Kolumne
Eine Wahl hatte ich ja eh nicht...
Mia Anna Elisabeth Timmer Veröffentlicht am 29.10.2020
„Eine Wahl hatte ich sowieso nicht – dennoch lasse ich mich lieber selbst ins Wasser fallen, als dass andere mich schubsen“, meint KURT-Praktikantin Mia Anna Elisabeth Timmer.
Foto: Çağla Canıdar
Es war mein erster Tag als Praktikantin in der KURT-Redaktion und schon sollte ich für das gedruckte Magazin ein Editorial schreiben. Die Redaktion warf mich ins kalte Wasser. Also ließ ich mich drauf ein – eine Wahl hatte ich ja eh nicht.
Vier Wochen lang lasse ich mich nun ins kalte Wasser fallen. Ich hätte in meinem Praktikum auch etwas Bedeutendes machen können, Kinderheim wie eine Freundin, stattdessen schreibe ich nun also übers thermische Wohlbefinden; und sitze wenig später auf einer Kehrmaschine. Dann darf ich nämlich über ein Ferienangebot der Gifhorner Jugendförderung berichten, quasi mein nächster Intellektserguss, den Sie dann lesen dürfen – auch das habe ich an meinem ersten Tag in der Redaktion erst erfahren.
Zurück zum Wasser und dessen momentaner Lage, das ist ja schließlich meine Aufgabe und nicht deren Relevanz zu hinterfragen. Relevant für diesen Text ist aber meine frühe Busfahrt: Der Weg war kalt und vorahnungslos wie der Sprung in kaltes Wasser – und das, obwohl ich ahnte, was auf mich zukommen könnte.
Ins kalte Wasser stürzen wir uns alle andauernd, wenn wir etwas Neues probieren – wenn wir zum Beispiel umziehen in eine fremde Stadt. Diese Erleichterung, wenn man sich wohl fühlt, ist die größte Erlösung aus einer Qual der Unwissenheit – und das Wasser wird angenehm warm. Die Furcht davor, was uns erwarten könnte, ist es doch, was uns alle stets verbindet. Aber wenn man springt und dann reflektiert auftaucht, kommt die erlösende Erleichterung, für die es sich lohnt, etwas Neues zu probieren.
Ich lasse mich also nicht mehr ins kalte Wasser schubsen. Ich springe selbst!
KURT-Praktikantin
Mia Anna Elisabeth Timmer