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Eher wohl dreißig Nüsse für Aschenbrödel: Beim Adventsbrunch im Braunen Hirsch in Isenbüttel ist kein Ende in Sicht

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 31.12.2025
Eher wohl dreißig Nüsse für Aschenbrödel: Beim Adventsbrunch im Braunen Hirsch in Isenbüttel ist kein Ende in Sicht

Wer im Braunen Hirsch essen geht, den erwarten normalerweise Steak oder Ochsenfetzen. Beim Adventsbrunch dagegen ist die Auswahl ungemein größer. Ein Paradies für KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld.

Foto: KURT Media

Leises Klirren von Geschirr, der Duft von frischem Kaffee und warmem Gebäck, heitere Gespräche an langen Tafeln – der Advent im Braunen Hirsch stand unter dem Sterne des Genießertums. Zwei Wochenenden in Folge lockte der Adventsbrunch Familien und Freundeskreise in das Isenbütteler Restaurant. Vom klassischen Frühstück bis zum ausgewählten Mittagsangebot spannte sich ein weiter Bogen, der Durchhaltevermögen einforderte. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitungen buchten sich frühzeitig drei Plätze für einen aufregenden Sonntagmorgen und schaufelten sich pausenlos die Teller voll.

Man kann zwar versuchen, sich wochenlang dagegen zu verwahren, doch am Ende holt die Adventszeit einen immer wieder ein. Die Menschen gehen beschwingter durch die Stadt als sonst. Ist es wegen der festlichen Lichterketten in den Gärten und Fenstern? Oder liegt es daran, weil man sich die Keks-Erlaubnis erteilt hat, die Lizenz zum Knuspern?

Schwierig, schwierig herauszufinden, vermutlich aber ist es alles zusammen, was die Adventszeit so special macht, plus etwas, was man wohl nur als christmas vibe bezeichnen könnte. Das nervöse Suchen einer Parklücke. Das Geschenkestöbern im viel zu stark beheizten Kaufhaus, so dass man unter dem Wollschal hinten am Hals zu schwitzen beginnt. Das solidarische Gedrängel auf der Rolltreppe, das Kollidieren mit gigantischen, schräg transportierten Einkaufstüten. Die völlige Erschöpfung, wenn man dann zu Hause angekommen ist und die angsterfüllte Erkenntnis, wie das Kind jetzt wohl immer noch im Karussell seine Runden dreht.

„Bei all dieser blanken Panik, diesem fürchterlichen Gewimmel und Gewusel, da muss man sich auch mal was Gutes tun. Ich muss mir was Gutes tun. Wir müssen. Um diesem ganzen Vorfeiertagsfrust etwas entgegenzusetzen“, diktiert meine Begleitung in meine Richtung. „Ich habe da auch schon etwas vorbereitet.“

Wenige Tage später stehen wir vor dem Braunen Hirsch in Isenbüttel. Kraftlos braune Blätter rascheln an den Zweigen, doch die Sonne hängt hellweiß am wolkenlosen Himmel. Da kommt auch schon die zweite Begleitung, etwas verschlafen und doch bei bester Laune. Wir treten ein, mein offenes Haar ist noch handtuchtrocken.

Steaks, Schnitzel und Fisch stehen auf der Karte. Bekannt ist das Lokal für die Ochsenfetzen, also dünn geschnittenes, mageres Rindfleisch, das typischerweise in der österreichischen Küche verwendet wird, oft in einer Semmel serviert. Wir allerdings stehen ja für einen ausgiebigen Brunch im Kalender. Neben uns füllen sich schnell die winterlich dekorierten Tische.

Von entscheidender Wichtigkeit ist die Frage: Wie startet man in ein Buffet? Zumal der Hunger um 10 Uhr entsprechend groß ist, wenn man sich abends zuvor weise zurückgehalten hat? Los geht‘s also mit Blaubeer-Joghurt und Müsli, Brot und gelbem Rührei. In der Zeit, in der die Haferflocken im Quark einweichen, kann man beim zweiten Gang die Auswahl inspizieren. Beim Buffet gilt ja wie im Swingerclub das alte Motto: Nichts muss, alles kann.

Kartoffelgratin, Kaisergemüse, Kroketten – die heiligen drei K – und Brokkoli, da waren die Begleitungen eigentlich schon satt.

Foto: KURT Media

Nürnberger Würstchen und Bacon später, jetzt erst mal beim Käse vorbeischauen. An dieser Stelle hätte die Auswahl gerne etwas größer sein dürfen: punchiger Cheddar, Scamorza, Weichkäse, kunstvoll drapiert. Ich nehme mir zwei Scheiben, ein Stückchen Butter und zwei Brötchen und besehe mir die Konfitüre. Das ist ja irgendwie auch so eine Weihnachtsnummer, viel Marmelade im Haus zu haben, weil nun die Ernte eingekocht wurde, denke ich mir, und packe drei portionierte Sorten auf den Teller. Kann man ja immer mal gebrauchen.

Ich möchte so gut wie alles probieren und mache es auch. Bedeutet, um 11.30 Uhr sitze ich mit gewölbtem Bauch wie bei Zwillingen vor dem vierten Teller und frage mich verzweifelt, wie ich den Genussabfall noch herauszögern kann. Auf einmal kommt mir die siegbringende Idee: „Eine große Cola, bitte“, bestelle ich bei der Bedienung. Denn nur der Kaffee ist im Preis inbegriffen, doch als äußerst seltener Kaffeeinist muss ich einen Umweg machen. Nun geht‘s wieder, fast sogar bergauf. Zanderfilet, Kroketten, Gemüse und Rosmarinkartoffeln möchte ich mir nicht entgehen lassen, nehme also einen fünften Teller und mache mir fast Sorgen, wie viel die Bedienungen alleine für mich in den Geschirrspüler manövrieren muss. Aus drei Saucen lässt sich wählen, doch auch ich mach da jetzt mal ‘nen Punkt.

Jetzt ist aber wirklich genug, rede ich mir auf dem Weg zum Servierwagen ein, blicke dann flüchtig zum Schnitzel, ja, das Schnitzel, was ich auch schon lange nicht mehr gegessen habe, eigentlich müsste man jetzt noch mal…und nur wenige Augenblicke später komme ich mit neuem Teller an unseren Tisch zurück. Wie von Zauberhand bewegen sich Messer und Gabel. An diesem Punkt nehme ich die Außenwelt schon gar nicht mehr wahr, es ziehen ölige Schlieren vorbei, ich ruckel‘ am Ohr und höre nur ein grisseliges Rauschen.

Ein paar Tage später fragt mich meine Begleitung, wie ich eigentlich mein Mousse au chocolat zum Schluss fand. Ich überlege und frage:

„Ich glaube, ich habe einen Filmriss vom Essen. Meinst Du, das geht?“

„Das waren dann wohl 30 Nüsse für unser Aschenbrödel, was?“, lacht meine Begleitung.

Brauner Hirsch
Schulstraße 1, Isenbüttel
Mo. – So. 16.30 Uhr bis 21.30 Uhr
Sa. & So. 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr
Tel.05374-1252
braunerhirsch-restaurant.de


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