In die Ferne

Diese Gifhorner träumen immer noch von Namibia - Elefanten, Reifenpannen und königliche Hotels im Süden Afrikas

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 24.12.2022
Diese Gifhorner träumen immer noch von Namibia - Elefanten, Reifenpannen und königliche Hotels im Süden Afrikas

Eine außergewöhnliche Reise traten im September 16 Freunde aus Gifhorn an: Karsten Krause zeigte ihnen eine Welt von starken Wasserbüffeln, Pelikanen, krachenden Wasserfällen und unterhaltsamem Quad-Biking.

Foto: Privat

Wenn man Karsten Krause fragt, wie Namibia riecht, überlegt er kurz. Dann sagt er: „Es riecht nach Dornenbüschen, Steppengras und Dung vom Wild.“ Nach 19 Reisen könnte man fast sagen, Namibia ist sowas wie der Sehnsuchtsort des Gifhorners. Und deshalb nimmt er immer wieder Freunde und Bekannte mit, um das ehemalig Deutsch-Südwestafrika genannte Land zu erkunden.

Namibischen Boden betrat Karsten Krause zum ersten Mal 2003. Seine Freunde Michael Sydow und Dietmar Hennings luden den Gifhorner Zahnarzt, der zusammen mit seiner Frau Heike in der Südstadt eine Praxis führt, auf die eigene Farm ein. Die Sonnenuntergänge, die Weite, das Farmleben – da war‘s um Karsten geschehen. „Ich bin vom Afrika-Virus infiziert worden“, beschreibt es der Gifhorner schmunzelnd.

Jeder Ort dieser Welt hat einen einzigartigen Zauber. Eine Anziehungskraft. In Namibia sind es für Karsten die Ursprünglichkeit, die Natur, Flora und Fauna. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Und deswegen organisiert der Gifhorner immer wieder Reisen, um mit seinen Vertrauten diese Erlebnisse zu teilen. So geschehen im Herbst mit Schützenbrüdern, Oldtimer-Cracks und Freunden. Mit dabei waren Hartmut Röling und Frank Pohlner, Bernhard Kurt Schneider und Sonja Kling, Egidio Fiore und Sebastian Raulfs, Karl-Otto und Erika Lüder, Erich Misselhorn und Doris Duarte-Misselhorn, Michael und Inge Notbom sowie Beate Rockel und Sven Wiese. Und natürlich Ehefrau Heike.

In Namibia landet die 16-köpfige Crew – nach einem Zwischenstopp im äthiopischen Addis Abeba – auf dem Hochplateau des Hosea Kutako International Airport. Am Fuße des Flughafens, der 40 Kilometer von der Hauptstadt Windhoek entfernt liegt, stehen Palmen so groß wie Mehrfamilienhäuser. Der September verspricht angenehm trockene Wintertage. Bevor die Tour auf den Vier-Rad-Getrieben der Geländewagen losgeht, deckt sich die Reisegruppe mit reichlich Proviant und klimafreundlicher Kleidung ein.

Die Gifhorner und der Klotz aus dem All: 1920 wurde bei Grootfontein in Namibia ein 60 Tonnen schwerer Eisenmeteorit entdeckt.

Foto: Privat

In Namibia, so sagt Karsten, gibt es ein Sprichwort: Wenn Du durch das Land gefahren bist, ohne einen Platten zu haben, bist Du nicht richtig durch das Land gefahren. Um authentischen Urlaub brauchen sich die Gifhorner jedenfalls keine Sorgen zu machen: Nach nicht einmal 500 Kilometern müssen sie gleich doppelt wegen einer Panne halten. Insgesamt werden sie in 17 Tagen 5000 Kilometer ereignisreiche Wegstrecke hinter sich lassen.Die Checkpoints für die Tour sind unterschiedliche Farmen und Lodges, also gebuchte Hütten in den Savannen.

Die erste Übernachtung auf der Heusis River Lodge. Abends auf der Veranda, ein kühles Getränk auf dem Tisch. Was die Gifhorner nicht ahnen: In Sichtweite pirschen sich Giraffen, Zebras und Antilopen an ihre Wasserstelle. Wahnsinn! Das sind schon andere Kaliber als Eichhörnchen, Feldhase und Rotkehlchen.

Für Karsten Krause ist die Lodge aber noch etwas anderes: eine Erinnerung an seine alten Freunde Michael und Dietmar, die inzwischen beide verstorben sind. „Ich bin praktisch der Übriggebliebene aus dem Triumvirat“, erklärt der Gifhorner. Groß ist deswegen die Wiedersehensfreude zwischen Karsten, Martha und Salonika. Seit Jahrzehnten halten die beiden Frauen auf der Heusis River Lodge die Stellung, sie und ihre Arbeit sind nicht wegzudenken. Die Drei fallen sich in die Arme.

Nach dem Morgenkaffee geht‘s in die Geländewagen und zurück auf die Strecke. In den Folgetagen führt Karsten die Gruppe bis in das tropische Fünf-Länder-Eck der Sambesi-Region, die Namibia, Angola, Botswana, Sambia und Simbabwe voneinander trennt.

Sonnenuntergang in Namibia: Die Fischerei und das Reisen per Boot sind im südafrikanischen Staat noch weit verbreitet.

Foto: Privat

Bis vor wenigen Jahren hat man dieses Gebiet noch ganz selbstverständlich als Caprivi-Zipfel bezeichnet, benannt nach dem deutschen Reichskanzler von 1890 bis 1894 Leo von Caprivi. Um seine Kolonien – Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika, heute Namibia auf der einen Seite und Tansania, Ruanda, Burundi und das Kionga-Dreieck auf der anderen – strategisch miteinander zu verbinden, nahm Reichskanzler Caprivi den Zipfel in den Helgoland-Sansibar-Vertrag von 1890 zwischen dem Deutschen Reich und dem Vereinigten Königreich auf. So kam die Region in deutsche „Schutzherrschaft“ und zu ihrem Namen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und den 1919 im Versailler Vertrag festgehaltenen Abtretungen deutscher Gebiete wurde Namibia als Mandatsgebiet 1920 vom Völkerbund Südafrika überantwortet. Vorangegangen waren 35 Jahre deutscher Kolonialisierung, deren blutige Klimax der Völkermord an den Herero und den Nama von 1904 bis 1908 war.

Atemberaubend, lehrreich, magisch: Diese Gifhorner Reisegruppe erlebte Namibia wie wenig andere Touristen.

Foto: Privat

Noch heute sind die deutsche Kolonialzeit, ihr Rassismus und die Gewalttaten nicht vernünftig aufgearbeitet. Dazu stehen noch immer zahlreiche Werke an Raubkunst in deutschen Museen und sind Teil von privaten Sammlungen. Auch in der Gifhorner Reisegesellschaft ist das Thema gewesen, sagt Karsten: „Wir haben uns mit der Geschichte des deutschen Kolonialwesens und dem Gräuel auseinandergesetzt.“ Was ihm ausgesprochen gefällt: „Die Bevölkerung ist dennoch sehr deutsch-freundlich, die Leute nehmen einen sehr gut an.“ Sogar das namibische Essen sei dem europäischen ähnlich: Gemüse, Kartoffeln, Wildfleisch. Nur mit dem Unterschied, dass Wildfleisch in Namibia Gnu, Springbock oder Krokodil bedeuten kann.

Besonderen Luxus erlebt die Gruppe im ehrwürdigen Victoria Falls Hotel. Das 1904 im edwardianischen Stil erbaute Hotel beherbergte schon britische Könige, die ausgezeichnete Eleganz ist ikonisch. Inmitten beruhigender Lilienteiche und Palmen außen sowie Himmelbetten und goldgerahmter Spiegel im Innern „riecht man die Historie. Das Victoria Falls hat den Charme des vergangenen Jahrhunderts, und es gehört zu den 100 besten Hotels der Welt“, zählt Karsten auf.

Atemberaubend, lehrreich, magisch: Diese Gifhorner Reisegruppe erlebte Namibia wie wenig andere Touristen.

Foto: Privat

In den Weiten der Savanne und des Farmlandes begegnen die Gifhorner schließlich allem, was sich ein unbedarftes Kind mit einem Bilderbuch in den Händen unter dem Kontitent Afrika vorstellt: Elefanten, Löwen, Flusspferde. Ein Quintett an Junggesellen-Elefanten pulverte sich nur wenige Meter entfernt mit Sand den breiten Rücken ein, die Dickhäuter kamen so nah, dass einige schon Bedenken hatten. „Alle saßen da mit großen Kinderaugen“, schildert Karsten.

In der Küstenstadt Swakopmund, dort, wo Namibia an den Atlantik grenzt, unternimmt die Reisegruppe eine Safari in der Bucht, sie sieht Delfine und Robben, die sogar aus der Tiefe pfeilschnell bis ins Boot gesprungen kommen. Ein Teil der Reisenden setzt sich zurück an Land auf Quads und peitscht wie in der Rallye Dakar über leuchtende Dünenberge. Die rot-orange Farbe wird durch das Eisenoxid im Sand hervorgerufen. Je intensiver das Rot einer Düne, desto älter ist sie. In Sossusvlei stehen die Gifhorner in einer Salzpfanne und vor Dünen, deren Sand bis zu fünf Millionen Jahre alt ist. Prähistorisch!

Das ist auch der Grund, warum Karsten Krause seinen Freunden Namibia zeigen möchte. „Es wird immer Ecken geben, die ich noch nicht kenne. Die sich verändert haben“, erzählt der Gifhorner, der auch schon für den gemeinnützigen Verein Zahnärzte ohne Grenzen in Namibia unterwegs war. „Ich werde weiterhin in dieses Land reisen.“ Denn was bleibt einem auch anderes übrig, wenn die Sehnsucht wieder zu groß wird. Und außerdem scheint es so, als würde „Krause-Tours“ gut ankommen. Denn dieser Urlaub wirkt nach. „Sie haben mir gesagt, dass sie zu Hause noch immer von Namibia träumen.“


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