Musik

Die junge Generation hat Gifhorn was zu sagen: Die neun Talente von „Soul of Braunschweig“ machen Musik mit Message

Marieke Eichner Veröffentlicht am 14.08.2021
Die junge Generation hat Gifhorn was zu sagen: Die neun Talente von „Soul of Braunschweig“ machen Musik mit Message

Marie Gleißner (13) und Sibu Siso Proske (18) erzählen im KURT-Interview, wie sie politische Themen in ihrem Alltag erleben.

Foto: Çağla Canıdar

Neun junge Musikerinnen und Musiker sind beim Projekt „Soul of Braunschweig“ dabei – drei von ihnen kommen aus unserem Landkreis. Vom Verein „If A Bird“ initiiert, performen die Nachwuchstalente ihre eigenen Songs und Duette im Braunschweiger Wolters Applaus Garten – und in Gifhorns Sandbar Cappucabana. Dort traf KURT zwei der jungen Musikmachenden: Marie Gleißner (13) aus Braunschweig und Sibu Siso Proske (18) aus Calberlah. Sie stellen „Soul of Braunschweig“ vor, erzählen von ihrem Weg auf die Bühne und berichten von Rassismus und Homophobie.

„Musik ohne Message, belanglose Songs – das wollen wir nicht machen“, macht Sibu Siso Proske gleich zu Beginn klar. Da stimmt ihm auch Marie Gleißner zu: „Jeder hat seine eigene Message – aber uns verbindet dasselbe Ziel. Wir wollen unsere Message an die Leute bringen, um zu zeigen: Du bist nicht allein.“

Der 18-jährige Sibu – Künstlername Siso Ndlozi – und die 13-jährige Marie – Künstlername „einfach nur Marie“ – gehören zu den neun jungen Musikerinnen und Musikern, die im Rahmen des Projekts „Soul of Braunschweig“ in der Cappucabana in Gifhorn und im Wolters Applaus Garten in Braunschweig auftreten werden – mit ihren eigenen Songs.

„Soul of Braunschweig“ ist ein Projekt des Vereins „If A Bird“ von Billy Ray Schlag und Tiana Kruškić. Sie wollen jungen Musikschaffenden eine Stimme geben, organisieren Austauschprogramme, Workshops, Musikcamps – und eben Projekte wie „Soul of Braunschweig“.

„Ich kenne Billy Ray, seit ich elf war“, erinnert sich Sibu. „Er hat meine Band gecoacht.“ Damals haben sie Rockmusik gemacht, später performte Sibu mit einer anderen Band Cover-Songs – heute schreibt er seine eigenen Lieder. Die sind mal Rap, mal Reggae, mal Soul und passen genauso wenig wie Sibu selbst in irgendein Schubladendenken.

Das ist „Soul of Braunschweig“: Die Organisatoren Billy Ray Schlag (unten links) und Tiana Kruškić (links neben ihm), ihre Unterstützer und neun junge Nachwuchsmusikerinnen und -musiker.

Foto: Mel Rangel

Auch Marie stand schon auf der Bühne, sie singt im Chor und spielt Klavier, Gitarre und Cello. Durch einen Zeitungsartikel neugierig geworden, machte ihre Mutter sie auf „Soul of Braunschweig“ aufmerksam. „Man sollte ein Video schicken“, erzählt Marie. „Einen eigenen Song vortragen und eine kurze Erklärung dazu geben.“

So schickte Marie „vor ein paar Wochen“ ihr Video ab – und wurde wie Sibu zum Kennenlerntreffen Mitte Juli eingeladen. Es wurden kurze Vorstellungs-Videos der neun jungen Künstlerinnen und Künstler gedreht. „Die werden nach und nach auf Social Media hochgeladen“, erklärt Marie.

Die neun jungen Talente werden auf den Bühnen in Gifhorn und Braunschweig ihre zehn eigenen Songs performen und fünf im Duett singen. Begleitet werden sie von der „Soul of Braunschweig“-Band, im Applaus Garten sogar mit Streichquartett.

„Wir haben alle eine Sache gemeinsam“, zeigt Sibu auf. „Wir werden ausgeschlossen, weil wir etwas sehr gut oder eben sehr schlecht können oder anders aussehen.“ In seiner Musik geht es „in erster Linie um Emotionen, das ist für mich wie Selbsttherapie“. Auch gesellschaftliche und politische Aspekte fließen ein.

Sibu wurde in Südafrika geboren, mit drei Monaten adoptiert, heute lebt er in Calberlah. Wie selbstverständlich erzählt er von prügelnden Rechten, Anfeindungen, Gewalt. Und trotzdem: Angst habe er nicht. „Heute argumentiere ich mit Nazis. Denn irgendwann kommt einfach immer der Punkt, da ist der Horizont erreicht und sie merken, dass sie nicht mehr weiterkommen.“

Auch Marie singt über das, was sie fühlt, was ihr alltäglich passiert. „Mein Thema ist Homophobie. Ich bin in einem Internat in Wernigerode – eine kleine Stadt, da ist das noch mal schlimmer.“ Wenn sie mit ihrer Freundin an der Hand durch die Gassen geht, gibt‘s abwertende Blicke – und dabei bleibt es nicht. „Einmal hat uns ein Mann aus seinem Fenster heraus beobachtet, wie wir die Straße langgehen. Hat uns hinterhergespuckt und gesagt, dafür gebe es doch Ärzte.“

Neun junge Menschen, die ihre Gefühle, ihr Leben in der Musik ausdrücken – und dabei große Themen wie Rassismus, Gleichberechtigung, Feminismus ansprechen. Zeit, einer unterschätzten Generation endlich zuzuhören.

ACHTUNG: Das Konzert in der Cappucabana in Gifhorn wurde kurzfristig abgesagt! Ein Nachholtermin ist bisher nicht bekannt. Das Konzert im Wolters Applaus Garten in Braunschweig soll wie geplant stattfinden.

Donnerstag, 19. August
20 Uhr, Cappucabana
Zur Allerwelle 1a, Gifhorn
Vorverkauf: FBZ Grille

Sonntag, 22. August
19 Uhr, Wolters Applaus Garten
Wolfenbütteler Str. 39, Braunschweig
Vorverkauf: www.applaus-kulturproduktionen.de/wolters-applaus-garten


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