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Die Frau hinter der Bar: Die neue Kolumne von Mia Anna Elisabeth Timmer ist eine große Respektsbekundung an alle Thekenkräfte

Mia Anna Elisabeth Timmer Veröffentlicht am 22.09.2024
Die Frau hinter der Bar: Die neue Kolumne von Mia Anna Elisabeth Timmer ist eine große Respektsbekundung an alle Thekenkräfte

Auf der ungewohnten Seite der Theke durfte sich KURT-Volontärin Mia Anna Elisabeth Timmer vor kurzem ausprobieren. Der eine Abend Zapfen nötigte ihr gehörig Respekt ab.

Foto: Bastian Till Nowak

Verlieb Dich nie, nie, nie, niemals nie in das Mädchen hinter der Theke... Irrsinnig lange schwirrt in meinem Kopf dieser schlechte Song herum, der immer dann gespielt wird, wenn man ihn am wenigsten braucht: beim Karaoke. Währenddessen stelle ich jemandem die dritte Mische innerhalb von 15 Minuten hin – er soll sich doch viel zu gern in mich verlieben.

Vor dem Tresen bin ich stärkste Thekenkraft, dahinter eher mittelmäßig. Dafür macht‘s mir riesig Spaß, wie ich jetzt herausfinden darf. Erstmals schenke ich aus und überlege, den Job zu wechseln. Diese Theke steht mir auch viel besser als meine oft eher billigen Accessoires.

Doch schnell ging‘s von gezapften Bieren zu schlecht gemischten Speko (eine Mischung aus Spezi und Korn – meine liebste Spezialität aus dem Nordkreis). Die ersten Gläser gehen zu Bruch.

Klirr – da ist das zweite in fünf Minuten. Jetzt liegen schon Scherben von zwei Bierkrügen auf der Tanzfläche, die Mädels in ihren bodenlangen Kleidern verteilen die einzelnen Stücke im ganzen Saal. Zum Glück ist noch keine in ihren Late-Night-Birkenstocks reingetreten. Für Stressheulen hab ich leider keine Zeit, ich sprinte nach hinten und suche den großen Besen. Im hinteren Teil finde ich eine der anderen Thekenhelferinnen, die mit besagtem Besen durch die Küche tanzt. Da gab‘s wohl doch zu viel Lillet, denke ich, während ich an meinem schaukelnd nippe.

Ich stolpere zurück. „Wo ist endlich der Besen“, ruft mir eine Dame verzweifelt zu. Fragend starre ich sie an – mein Blick sagt: Was zum Teufel soll ich Ihnen antworten, um Sie zufrieden zu stellen? Sie muss meine Hilflosigkeit erkannt haben: Schnaubend stieftelt sie in ihren High Heels ans andere Ende der Theke, spricht eine andere Helferin an, die wiederum mich fragend ansieht, die ich auch wieder zurück fragend ansehe... Und da kommt doch jemand mit einem Besen aus der Küche. Klirr – nächstes Glas.

„Vier Bier, ein Speko, eine Flasche Wasser, zwei Fako... Und ein Wodka-Sprite“, brüllt jemand in die Theke. Es gibt keinen Adressaten, ich mache mich dennoch auf den Weg. Statt vier Bier mache ich fünf, dann gibt‘s zwei Speko und einen Fako, den Wodka-Sprite hab ich vergessen – doch das mit der Flasche Wasser hat geklappt. Glücklicherweise sind wir an einem Punkt angelangt, wo‘s keiner mehr so genau nimmt, was eigentlich wirklich in dem eigenen Glas ist. Es sind alle einfach froh, wenn‘s noch nicht auf den Boden knallt.

Nach 10 Stunden Thekendienst falle ich ins Bett in meinem Kinderzimmer bei Mutti. Ich schlummere ein – und träume von zertrümmerten Gläsern.


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