Brot-Sommelier bringt uns das Genießen bei: Herbert Meyer veranstaltet in Wahrenholz kulinarische Workshops

Herbert Meyer ist Bäckermeister und Geschäftsführer der Heide-Bäckerei Meyer aus Wahrenholz. Laut eigener Aussage hat er schon in der Backstube seines Opas „viel Roggenmehl eingeatmet, was offensichtlich als Teil meines Blutes mit durch meine Adern fließt“ – von Kindesbeinen an war da der Wunsch, Bäcker zu werden. Inzwischen ist Herbert Meyer nicht nur das, sondern sogar einen Schritt weiter und hat mit 64 Jahren seine Ausbildung zum Brot-Sommelier erfolgreich absolviert. Unter dem Titel „Abendbrot“ gibt er in der eigenen neuen Event-Backstube ab sofort kulinarische Workshops.

Anzeige

Während er durch die Reihen der Event-Backstube „Brot und Heimat“ schreitet, berichtet Herbert Meyer von den rund 500 Aromen, die es in einem Sauerteig gibt, davon wie sein Opa Wilhelm Meyer, das Oberhaupt des 1925 gegründeten Familienunternehmens, das duftende Heidebrot abgeschnitten hat, und auch davon, wie er dieses einzigartige Heidebrot zum Brot der Zukunft machen möchte. Hier ist Herbert Meyer weniger der Geschäftsführer der Bäckerei und Konditorei. Hier ist er Experte und Liebhaber, der Sommelier.

Doch was ist das überhaupt, ein Brot-Sommelier? Er oder sie ist Experte für Brot und dient außerdem als Botschafter der Brot-Kultur. Aktuell gibt‘s davon weltweit nur rund 200. „Deutschlandweit war ich bis dato sogar der älteste, der die Prüfung bestanden hat“, sagt Herbert Meyer nicht ganz ohne Stolz. Denn: „Meine Güte, das war schon sehr fordernd. Je älter man ist, desto schwieriger wird die Ausbildung auch.“ Alle Sinne werden da beansprucht, auf alle muss man sich also verlassen können.

Zwölf Mal à drei Tage reiste der 66-Jährige nach Weinheim, was an der Badischen Bergstraße liegt. Vor Ort gab‘s Seminare mit Professoren, darüber wie Aromen entstehen und wie man sie bestimmt und kombiniert, über die Haptik, die Farben von Teig und Kruste, die Geschichte einzelner Brotsorten und vieles mehr. Nicht wegzudenken: Wie passt ein Brot mit einem Wein oder einem Käse zusammen?

Doch auch zwischen den Reisen in den Süden blieb Herbert Meyer im Lernmodus – sogar im Mallorca-Urlaub. In der Hotel-Lobby analysierte er kurzerhand für seine Freunde sechs vor Ort gekaufte Brote, erklärte Aromen und mögliche Zusammensetzungen. „Plötzlich haben sich fremde Gäste dazugestellt und aufmerksam zugehört“, lacht der Bäckermeister aus Wahrenholz.
Dieses, nennen wir es, Talent gehört bei Herbert Meyer nämlich auch dazu: der Entertainer. Informativ und unterhaltsam, immer mit einer Prise Humor verfeinert, spricht er über seine Leidenschaft und darüber, wie er sich insgesamt rund 150 Rezepte ausgedacht hat, die nicht alle unbedingt ein Volltreffer geworden sind. Doch für die Backstube brennt Herbert Meyer. Immer was Neues wagen, mutig sein. Dazu kommt: Peu à peu möchte er sich aus dem operativen Geschäft herausziehen, sein Sohn Marcell ist designierter Nachfolger in der Geschäftsführung.

Besonders am Herzen liegt Herbert Meyer nicht nur seine Familie, nicht nur das Unternehmen, sondern auch das berühmte Heidebrot. Das hat Opa Wilhelm schon vor rund 100 Jahren gebacken. Sein Enkel ist nun dafür zuständig, das alte Familienrezept an moderne Wünsche anzupassen. Nicht umsonst war die Evolution des Heidebrots auch das Herzstück seiner wissenschaftlichen Facharbeit bei der Ausbildung.

Wenn Herbert Meyer nun in der Event-Backstube steht, referiert er leidenschaftlich über das Heidebrot. Im Fokus des Workshops stehen aber auch die Gäste selbst: Nach Aperitif und Snack sind sie an der Reihe, Kräuter und Gewürze zu bestimmen, sie bereiten Brote und Brötchen zu, ganz von Hand wie heute noch in der Produktionsstätte der Heide-Bäckerei üblich. Sie kombinieren die Aromen von Brot, Wein, Käse- und Fleischplatte oder einem selbstgemachten Nussaufstrich und erfahren ganz nebenbei etwas darüber, wie sie selbst die kulinarische Welt der Heide am liebsten schmecken. Genau das Richtige für experimentierfreudige Genießer, die auch die ungeahnte Harmonie von Rosinenbrötchen, Leberwurst und der Scheibe eines sauren Apfels zu schätzen wissen. Und nach einer Besichtigung der Bäckerei geht es ins Finale, die gemeinsame Verköstigung des selbst zubereiteten Abendbrots in der Panorama-Lounge inklusive hochwertiger Säfte, Spirituosen und Biere aus der Region.

„Mir selbst ist erst so richtig während meiner Ausbildung aufgefallen, was für tolle Produkte und Lebensmittel wir in dieser Region doch vorfinden. Diese zusammenzubringen und auf sie aufmerksam zu machen, das macht mir unheimlich viel Spaß“, schwärmt Herbert Meyer, der dazu mit heimischen Produzenten kooperiert.

Die Abendbrot-Event-Abende sind auf jeweils 18 Personen begrenzt, auch für Vegetarier geeignet und finden unregelmäßig statt – der nächste Termin ist der 28. April. Regionale Gastreferenten sind in Planung. Herbert Meyer nimmt auch Buchungen für Firmenevents an.