Handwerk

Aus diesem Holz wird unsere Zukunft gebaut - In Gifhorns Neubaugebiet Hohes Feld entsteht eine Kita in Holzbauweise

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 17.06.2022
Aus diesem Holz wird unsere Zukunft gebaut - In Gifhorns Neubaugebiet Hohes Feld entsteht eine Kita in Holzbauweise

In Gifhorns Neubaugebiet Hohes Feld am Wilscher Weg wird eine Kindertagesstätte gebaut. Henry Seeland, Prokurist von Reversano, begleitet das Projekt. Das Besondere: Die Kita wird ein Holzbau sein.

Foto: Michael Uhmeyer

Fährt man vom Gifhorner Weinberg aus nach Wilsche, fällt einem vielleicht das Neubaugebiet Hohes Feld auf. Auf einer Baustelle herrscht besonders reges Treiben – direkt am Wilscher Weg entsteht eine Kindertagesstätte der Dachstiftung Diakonie und der Stiftung Diakonie Kästorf. Besonders ist: Diese Kita entsteht als innovativer, nachhaltiger und effizienter Holzbau. Henry Seeland, Prokurist des Gifhorner Unternehmens Reversano, begleitet die Planungen – und kennt die Vorteile der Holztafel-Bauweise genau.

Eines vorweg: Wir denken in Massivbau. Beinahe ausnahmslos alle Gebäude, die wir sehen, zeigen die Massivbauweise. Dicke Mauern aus Beton, Mauern aus Stahl – wir haben eine feste Vorstellung davon, wie ein Gebäude auszusehen hat. Der Holzbau dagegen stellt unser Vorstellungsvermögen vor eine Herausforderung – er sagt förmlich: Denkt doch mal in eine andere Richtung.

Ein schlagendes Argument für den Holzbau ist die Effizienz. Durchschnittlich ein Drittel der Bauzeit spart man bei der Holzbauweise im Vergleich zum Massivbau. Das modulare Bauen macht es möglich, dass die Einzelteile wie zum Beispiel Wände bereits fertig auf der Baustelle ankommen – inklusive Leerrohre für Kabel. Vor Ort werden sie zusammengesteckt. Trotzdem kann die Außenfassade individuell gestaltet werden: Verputzt, holzverkleidet, verklinkert – alles kein Problem. Einen Holzbau kann man also rein optisch – wenn man es denn so wünscht – nicht von einem Massivbau unterscheiden.

Das zweite Argument: die Nachhaltigkeit. Ziegel und Beton herzustellen ist sehr CO2-intensiv. „Den Rohstoff Holz haben wir dagegen auch in Deutschland ohne Ende“, meint Henry Seeland. Die CO2-Ersparnis sei enorm, das Holz ein klimafreundliches Baumaterial. Vor allem, wenn es – wie bei der neuen Kita am Wilscher Weg – aus der Region kommt, die Diakonie verwendet bei der Gestaltung nämlich heimische Hölzer. „Gesundes Bauen“, wie Henry Seeland es nennt. Obendrein habe der Holztafelbau bei gleicher Grundfläche bis zu 10 Prozent mehr Nutzfläche. Das hat mit den dünneren Außenwänden zu tun.

Wer nun denkt, das hört sich alles ganz schön billig an, der irrt: Ein Holzbau kann genauso gut die nötigen Anforderungen wie Brandschutz, Schallschutz und Arbeitsschutz erfüllen. Und das macht ihn eben so interessant für das Kita-Projekt.

Laut Dachstiftung Diakonie soll die neue Kita am Wilscher Weg Platz für drei Kita-Gruppen mit je 25 Kindern und zwei Krippen-Gruppen mit je 15 Kindern bieten. Vor allem Eltern wissen, wie schwierig es ist, überhaupt Kita- oder Kindergartenplätze zu bekommen.

So wünschen sich die Dachstiftung Diakonie und die Stiftung Diakonie Kästorf die neue Kindertagesstätte am Wilscher Weg im Neubaugebiet Hohes Feld – in Holztafelbauweise.

Foto: Visualisierung: Stiftung Diakonie Kästorf

„Und ab 2025 bekommen wir den verpflichtenden Hort-Platz“, weiß Reversano-Prokurist Seeland. „Wenn wir jetzt in die Kommunen reinschauen: Wer kann sich damit schon zeitlich intensiv auseinandersetzen? Viele Kommunen haben auch das Problem, dass Mitarbeiter und Fachleute fehlen.“ Ehe also verstärkt die Planungen für aufwendigen Massivbau angekurbelt werden, wünscht sich der Fachmann eine effizientere Lösung durch den Holzbau – dafür müssen aber auch die Ausschreibungen passen. „Wenn wir vermehrt Generalunternehmerleistung ausschreiben, haben wir für die Verwaltungen den Vorteil, dass nicht sechs, sieben Einzelausschreibungen getätigt werden müssen.“ Auch in diesem Fall spielt der Zeitgewinn dem Holzbau in die Karten.

Reversano begleitete bereits einige Kita-, Kindergarten- und Schul-Bauprojekte. Die Firma verstehe sich als Bindeglied zwischen Kommune und Holzbaufirma, erläutert der Prokurist. „Wir sind Netzwerker, wir geben Handlungsempfehlungen an die Kommunen raus“, erklärt Henry Seeland. Wichtig sei, dass alle Disziplinen zusammenarbeiten, nur so funktioniere es. So führte Henry Seeland bereits Firmen bei Projekten zusammen, die später den niedersächsischen Holzbaupreis bekamen – das war im Falle einer Braunschweiger Schule 2020 und auch bei einer zu modernem Wohnraum umgebauten Scheune 2018 in Leiferde so.

Am Bau der Kita am Wilscher Weg beteiligt sind in diesem Falle unter anderem Elektro Busse aus Gifhorn, Schaab Holzbau aus Baddeckenstedt, Dachdeckermeister Rainer Pelz aus Edemissen, HZBau aus Hannover und Schier Akustik & Trockenbau aus Pattensen. Hinzu kommt mit dem Garten- und Landschaftsbau ein Dienstleister aus den eigenen Reihen der Diakonie. Man sieht schon anhand der unterschiedlichen Gewerke und Firmen, das gute Planung und störungsfreie Kommunikation unumgänglich sind – und da kommt eben Reversano ins Spiel.

Inzwischen hat die Gifhorner Firma natürlich schon Routine darin. Sie brachte bereits – neben Aufträgen in Lübeck oder Braunschweig – mehrere Kitas oder Kita-Erweiterungen auf den Weg, zu begutachten in Neudorf-Platendorf oder auch in der Gifhorner Südstadt. Sie alle teilen nicht nur die Holzbauweise, sondern dadurch entstehend auch ein ganz eigenes Raumklima. „Es riecht in einem Holzbau angenehmer und wärmer, das ist fast gar nicht zu beschreiben“, versucht Henry Seeland zu beschreiben. Einen Holzbau muss man eben erlebt haben – wovon sich die zahlreichen Eltern bald einen Eindruck machen können.

Für Ende Juni ist das Richtfest der Kita geplant. Ringsherum sieht‘s auf den Baustellen dagegen noch ziemlich kahl aus. Wäre da nicht vielleicht die Möglichkeit, das eine oder andere Einfamilienhaus in Holzbauweise zu entwerfen? Henry Seeland zumindest gefällt diese Idee: „Ich hätte Spaß daran, ein Einfamilienhaus in Holzbau zu begleiten. Eines, was unter Umständen dann auch wieder preiswürdig ist.“ Fürs Erste ist mit der Kita im Neubaugebiet Hohes Feld schon ein Anfang gemacht.


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