Kritik
Anthony Miller: Gifhorns Singer-Songwriter zeigt sich verletzlich und doch hoffnungsfroh auf seiner neuen EP
Redaktion Veröffentlicht am 25.12.2024Wenn im Februar „A Complete Unknown“ mit Timothée Chalamet in die Kinos kommt, wird einmal mehr das außergewöhnliche, sturköpfige, weltenschaffende Leben von Bob Dylan verfilmt. Vermutlich werden dann auch wieder seine Songs in den Vordergrund rücken. In gewisser Weise seiner Zeit voraus ist da Anthony Miller. Der Gifhorner Singer-Songwriter legte vor kurzem mit seiner EP „Cyanotypes“ vor, die unheimlich Lust auf Berge, Farmen im Valley, dampfende Tannenwälder und fransige Lederjacken macht.
Irgendwo zwischen folkiger Wärme und lockerem Alternative schunkeln die drei neuen Songs mit geschlossenen Augen, und man kann gar nicht anders als selbst zu grooven. Mit einer seltenen Verletzlichkeit in der Stimme schält Anthony Miller seine Gefühle nach außen – ihm dabei zuhören zu dürfen ist ein großes Privileg. Rückbesinnung auf die Natur, auf das Minimale.
Deswegen vielleicht auch der EP-Titel, der ein monochromes fotografisches Verfahren beschreibt, das häufig zur Ablichtung von Blüten und Blättern genutzt wird. Anspieltipp: „Wild Warming Winds“, das auch aus einer nostalgischen iPod-Touch-Werbung stammen könnte.
Anthony Miller, Cyanotypes EP, 12:12 Minuten, Streaming: Spotify, Apple Music u.a.