Gastbeitrag

Achtung Schulanfänger - Gifhorns Polizei gibt Tipps für den sicheren Schulweg

Redaktion Veröffentlicht am 26.08.2020
Achtung Schulanfänger - Gifhorns Polizei gibt Tipps für den sicheren Schulweg

Mit dem Schulanfang werden die Straßen wieder voller – Verkehrssicherheitsberater Hans-Heinrich Kubsch erklärt, worauf Kinder, Eltern und alle weiteren Verkehrsteilnehmern nun achten sollten.

Foto: Çağla Canıdar (Archiv)

Das neue Schuljahr steht vor der Tür. Hans-Heinrich Kubsch vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Gifhorn gibt Tipps für Eltern, Schülerinnen und Schüler und alle übrigen Verkehrsteilnehmer für den richtigen Umgang mit dem Verkehr. Hier sein Gastbeitrag:

Am Donnerstag, 27. August, beginnt das neue Schuljahr und für viele Kinder beginnt eine neue Zeit, nämlich die Schulzeit. Für andere steht ein Schulwechsel bevor, nämlich von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen, meistens verbunden mit wesentlich weiteren Schulwegen und oftmals auch Ortswechseln – und damit einhergehend auch die Nutzung neuer Verkehrsarten. Wenn es bisher der Fußweg, maximal der Fahrradweg zur Schule war, ist es nun der Bus oder die Bahn oder sogar die Kombination von beiden.

Auch für die Schulwechsler eröffnet sich damit eine große Herausforderung. Sie sind plötzlich die Großen unter den Kleinen und verhalten sich oftmals auch ganz anders, cooler eben.

Zunächst aber möchte ich auf die Schulanfänger eingehen:

  • Üben Sie mit Ihrem Kind den Schulweg rechtzeitig vor Schulbeginn, nutzen Sie jede Gelegenheit.
  • Aber über Sie nicht am Wochenende, sondern zu realen Bedingungen, also an Wochentagen und zu den üblichen Schulanfangs- und -endezeiten, damit Ihr Kind den tatsächlichen Verkehr kennenlernt.
  • Zum Ende der Trainingseinheiten vollziehen Sie einen Rollentausch und bitten Ihr Kind, Sie sicher zur Schule zu bringen – quasi als Lernzielkontrolle und für die Motivation des Kindes.
  • Birgt der kürzere Schulweg mehr Gefahren, als ein etwas längerer mit weniger Gefahrenstellen, sollten Sie den längeren und sichereren bevorzugen.
  • Sogenanntes Helikopterverhalten schützt Ihr Kind nicht nachhaltig vor den Gefahren des Straßenverkehrs, da es irgendwann doch allein zur Schule muss und dann verunsichert ist.
  • Sollten Sie Ihr Kind dennoch mit dem Auto zur Schule bringen, fahren Sie nicht unmittelbar vor die Schule, sondern sehen Sie sich vorher schon nach Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe um, damit Ihr Kind von da aus noch einen kurzen Fußweg zur Schule allein gehen kann.
  • Achten Sie beim Transport Ihres Kindes und auch anderer Kinder im Fahrzeug auf die Kindersicherungen: gegebenenfalls Sitzerhöhung, Gurt anlegen, Kindersicherung in den hinteren Türen und so weiter.

Anmerkung: Es dürfen grundsätzlich nur so viele Mitfahrer im Fahrzeug transportiert werden, wie Gurte vorhanden sind.

  • Wer unmittelbar vor Schulen hält, behindert oft den Schulbus oder Behindertentransporte und gefährdet ein- und aussteigende Kinder, die gegebenenfalls die Fahrbahn queren.
  • Lassen Sie Ihr Kind nicht schon zum Schuljahresbeginn mit dem Fahrrad zur Schule fahren, auch wenn Sie der Meinung sind, es könne schon ganz gut damit umgehen…
  • …denn spielerisches Fahren ist etwas gänzlich anderes, als plötzlich querende Straßen, aus denen Fahrzeuge kommen, überwinden oder plötzlich abbremsen und ausweichen zu müssen.
  • Kinder können Abstände und Geschwindigkeiten herannahender Fahrzeuge noch nicht realistisch einschätzen und adäquat darauf reagieren.
  • Sie sind noch sehr leicht ablenkbar, vor allem durch völlig verkehrsfremde optische, wie auch akustische Wahrnehmungen und nehmen wiederum verkehrstypische Geräusche oder kritische Situationen eher nicht wahr oder erschrecken und reagieren unangebracht.
  • Kinder sind – gerade untereinander – kommunikativ und benötigen den gegenseitigen Austausch möglichst vor Schulbeginn. Geben Sie Ihnen die Chance, indem sie gemeinsam den Schulweg beschreiten dürfen.
  • Kontaktieren Sie andere Eltern, treffen Sie Absprachen, wer die Kindergruppe wann zur Schule oder von der Schule nach Hause begleitet.
  • Binden Sie dabei gegebenenfalls auch verlässliche Angehörige wie Großeltern ein.
  • Üben Sie mit Ihren Kindern das Anzeigen der Absicht, eine Straße überqueren zu wollen, indem die Kinder einen Arm horizontal vor dem Körper nach vorn quer zur Fahrbahn halten, bevor sie die Straße betreten. Dabei sollten die Kinder den Blick zum Autofahrer gerichtet haben, die Körperfront aber in Richtung Straße.
  • Das Armvorhalten sollten Kinder auch am Fußgängerüberweg und an Fußgängerfurten beibehalten, um deutlich die Querungsabsicht zu signalisieren.
  • Der Schulalltag beginnt aber nicht erst auf der Straße, sondern bereits im Elternhaus und mit dem rechtzeitigen Aufstehen und Frühstücken.
  • Denn Kinder sind bekanntlich morgens oftmals trödelig, deshalb liegt es an den Eltern, ihnen morgens genug Zeit zum Wachwerden und Frühstücken einzuräumen, damit sie nicht gehetzt zur Schule müssen, sondern entspannt den Tag beginnen.

Hans-Heinrich Kubsch ist Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Gifhorn.

Foto: Cagla Canidar (Archiv)

Verhalten gegenüber Fremden:

  • Kinder dürfen/müssen auch „nein“ sagen und dies sollte ihnen in bestimmtem Situationen auch im Elternhaus zugestanden werden.
  • Kinder dürfen einen Fremden, der sie anspricht, abweisen, indem sie sagen „Lassen Sie mich zufrieden“ und sich abwenden.

Anmerkung: Erwachsene sollten niemals Kinder ansprechen, wenn Sie sich orientieren wollen oder etwas fragen möchten. Sprechen Sie immer erkennbar Jugendliche oder Erwachsene an, denn Sie bringen Kinder in eine sehr schwierige Lage und riskieren gegebenenfalls polizeiliche Ermittlungen.

Hier ein paar Hinweise zu den Schulwechslern:

  • Sie fahren von nun an oftmals mit dem Fahrrad zur Schule, müssen Bus und/oder Bahn benutzen.
  • Auch hierbei sind Regeln einzuhalten, wie richtiges Verhalten an Bushaltestellen, beim Ein- und Aussteigen in/aus Bus und Bahn.
  • Die Kinder treffen gerade hierbei mit den zum Teil wesentlich älteren Schülern der Sekundarstufen I und II zusammen und müssen sich erstmals behaupten, um sich in Bus und/oder Bahn einen Platz zu sichern.
  • Beobachten Sie gegebenenfalls die Situation an der Haltestelle in den ersten Tagen und Wochen (sporadisch).
  • Versuchen Sie, Ihrem Kind zu erklären, dass es uncool ist, plötzlich keinen Fahrradhelm mehr zu tragen (den sie bis zum letzten Tag in der Grundschule getragen haben), nur weil es die anderen auch nicht tun.
  • Achten Sie als Sorgeberechtigte auf den technischen Zustand des Fahrrades Ihres Kindes. Für die Kinder ist es mit Scham und Schmach verbunden, wenn sie nach einer polizeilichen Kontrolle nicht weiterfahren dürfen und das Fahrrad polizeilich vorführen müssen.

Zuallerletzt noch einige Worte an die Kraftfahrenden:

  • Fahren Sie bei der Wahrnehmung von Kindern im Straßenverkehr stets bremsbereit.
  • Sollten Sie wegen eines Kindes bremsen müssen, dann nutzen Sie alle Kräfte, also Fuß vom Gas, voll auf die Bremse und stehen lassen, damit Sie alle Ressourcen nutzen.
  • Beim Einfahren vom Grundstück auf eine Straße oder Herannahen an Einmündungen bedenken Sie stets, dass Sie den Geh- und/oder Radweg kreuzen, Kinder auf dem Gehweg fahren und gegebenenfalls auch in der falschen Richtung.
  • Lassen Sie sich nicht durch das Handy oder andere Kommunikationsmittel oder sonstige Dinge von Ihrer Aufmerksamkeit beim Fahren ablenken. Eine Sekunde kann ein Menschenleben kosten.
  • Nur 10 km/h schneller bedeuten einen deutlich längeren Brems-und Anhalteweg.

Hans-Heinrich Kubsch
Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Gifhorn


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