Stadtgespräch

400 Kriegsgefangene starben qualvoll in Gifhorn - 75 Jahre später werden sie nun mit einer Gedenktafel geehrt

Redaktion Veröffentlicht am 12.11.2020
400 Kriegsgefangene starben qualvoll in Gifhorn - 75 Jahre später werden sie nun mit einer Gedenktafel geehrt

Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich (Links) enthüllte am heutigen Donnerstag gemeinsam mit Heinz Gabriel die Gedenktafel am Gifhorner Bahnhof Süd.

Foto: Stadt Gifhorn

Eigentlich hätte die Enthüllung der Gedenktafel bereits am 24. April dieses Jahres in einem größeren Rahmen stattfinden sollen, doch die Corona-Pandemie hatte den Termin vereitelt. Nun haben Bürgermeister Matthias Nerlich und Heinz Gabriel, der ehrenamtlich Beauftragte für Archäologie an diesem Donnerstag die Gedenktafel am Gifhorner Bahnhof enthüllt, die an eine furchtbare Tragödie erinnern soll, die am 24. April 1945 an die 400 Menschenleben gefordert hatte – das teilte die Stadt Gifhorn in einer Pressemitteilung mit. Corona-bedingt war leider kein Publikum erlaubt.

Vor 75 Jahren, am 24. April 1945, tranken einige hundert freigelassene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter im Bahnhof Gifhorn Alkohol aus Kanistern. Die Menschen hatten den Krieg überlebt und sie wollten das feiern. Die Kanister  befanden sich in einem Waggon eines Zuges im Bahnhof Gifhorn. Doch darin war Methylalkohol – hochgiftiger Treibstoff für Panzer und Flugzeuge. Circa 400 junge Menschen starben daran qualvoll.

Die Opfer wurden in Massengräbern in Gifhorn und Umgebung bestattet. 213 von ihnen wurden 1959 auf den Kriegsgefangenen-Friedhof in Wietzendorf (Heidekreis) umgebettet. Nur wenige der meist jungen Menschen sind namentlich bekannt, wie der junge Pole Mieczyslaw Banasiak.

Zur Erinnerung an 400 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.

Foto: Stadt Gifhorn

Dass das Schicksal dieser Menschen und der Verbleib Ihrer Gebeine in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind, ist ein Verdienst der Gifhorner Lokalhistoriker. „ Ich bin sehr dankbar, dass sie in den vergangenen Jahren Informationen über diese Methylalkohol-Katastrophe vom April 1945 recherchiert und sich auf Spurensuche begeben haben, um herauszufinden, wo die Menschen begraben liegen“, wird Bürgermeister Matthias Nerlich in der Mitteilung zitiert. Sie sind es auch, die sich um die Pflege der Gräber auf den Friedhöfen in Gifhorn sowie auf dem Kriegsgefangenen-Friedhof in Wietzendorf (Heidekreis) kümmern. Besonders hervorheben möchte Nerlich in diesem Zusammenhang auch Altbürgermeister Manfred Birth, den ehrenamtlichen Stadtarchivar Heinz Gabriel und den Vertreter des Bündnisses „Bunt statt Braun“, Jörg Prilop, die sich um die Aufarbeitung der Geschehnisse verdient gemacht haben.

„An diesem Sonntag, dem Volkstrauertag, gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewalt. Deshalb war es mir wichtig, die Gedenktafel, wenn schon nicht am 75. Jahrestag, dann doch wenigstens jetzt zu enthüllen. Denn auch diese Menschen waren Opfer des Krieges und dürfen nicht vergessen werden. Sie ermahnen uns, jeden Tag für den Frieden einzustehen.“


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