Altstadtfest in Gifhorn

An den Theken schütten sie die Leute voll, wir machen sie wieder leer - Burkhard Könnecker und sein Team kümmern sich um die Altstadtfest-Klos

Mia Anna Elisabeth Timmer Veröffentlicht am 12.08.2024
An den Theken schütten sie die Leute voll, wir machen sie wieder leer - Burkhard Könnecker und sein Team kümmern sich um die Altstadtfest-Klos

Burkhard Könnecker ist Vorarbeiter, seine Frau Katrin Klausnitzer die Chefin des Reinigungsunternehmens – gemeinsam mit ihren Leuten betreuen sie die Toilettenwagen beim Gifhorner Altstadtfest.

Foto: Mia Anna Elisabeth Timmer

Zwei Bier am Rathaus, eine Lüttje Lage beim Georgshof, noch ein paar Mischen Havana Cola vorm H1 – Holger reicht ein Leistungswasser für zwischendurch – und ein Crêpes hinterher: Zahlreiche Stände auf dem Gifhorner Altstadtfest laden ein zum Genießen. Und was reinkommt, muss auch wieder raus – vorzugsweise in einem der neun öffentlichen Toilettenwagen. Betreut werden die Altstadtfest-Wellnessbereiche von Burkhard Könnecker und dem Klausnitzer-Team. Sie sichern, was manch einer schon längst aufgegeben haben mag: Hygiene auf dem größten Fest unserer Stadt. Sind sie die heimlichen Helden? Womöglich.

Sonnabendmittag, Altstadtfest 2023: Mit dem Lappen in der Hand und der Hygiene im Sinn begibt sich Burkhard Könnecker auf die Jagd nach Dreck. Die öffentlichen Toilettenwagen sind sein Pirschbezirk. Von 12 bis 2 Uhr ist er mit Klausnitzer-Team im Einsatz – so viel Zeit verbringen wohl nicht mal schwere Alkoholiker oder verrückte Gifhornliebhaber auf dem Altstadtfest. „Es muss kein Operationssaal sein, aber Keime soll man sich hier nicht einfangen“, erklärt der Vorarbeiter mit rauchiger Stimme. Sein Auftrag: die Herrichtung des sanitären Angebots.

„Seit 14 Jahren sind bisher alle zufrieden“, ist sich Burkhard Könnecker sicher. Er hat keine Zweifel: Der Reinigungsguru und das Team wissen genau, welche Maßnahmen notwendig sind, um Toilettengängerinnen und Pissoir-Fans zu begeistern. „Wir haben verschiedene Eimer... und verschiedene Lappen“, erklärt Burkhard Könnecker nickend – just in diesem Moment schnappt sich einer der Mitarbeiter ein solches einfaches wie geniales Set und eilt in eine der Kabinen. Dort scheint ein widerliches Unglück geschehen zu sein – er bleibt gelassen, beruhigt umstehende Passanten sowie das schockierte KURT-Team: „Da wir ständig hinterher sind, baut sich kein Dreck auf.“

Dabei ist es auch noch der VIP 520, der Opfer einer vermutlich ungewollten Verunstaltung wurde. „Den bespielen zu dürfen, macht uns besonders stolz“, deutet Burkhard Könnecker auf das edle Toilettengefährt. Das Team versorgt verschiedene Modelle, die auf dem Altstadtfest bereitstehen. Ein kleiner Toilettenwagen fordert dabei ganz anders heraus als etwa ein Jumbo oder das edle Modell, in das soeben eine Reinigungskraft stürmte. Nach kurzer Zeit ist der unappetitliche Notfall entschärft: Der sanitäre Superheld verschwindet nahezu unsichtbar aus dem Wagen. Auch wenn die Reinigungskräfte sich sonst Mühe geben, unscheinbar zu bleiben, nehmen wir sie heute mal bewusst wahr – denn ohne sie wäre die Kacke wohl ganz schön am dampfen. „Manche arbeiten allein, manche zu zweit“, erklärt der Badboss. In der Regel sitzen die Mitarbeiter vor den Wagen – sie sind jederzeit bereit einzugreifen, wie der Vorfall zeigt.

KURT-Toilettentesterin Mia Anna Elisabeth Timmer ist begeistert: So sauber sind die Klos, gereinigt von Burkhard Könnecker.

Foto: Jule Otto

Daraufhin tritt Burkhard Könnecker selbstsicher in den Wagen ein. Wir merken sofort: Das ist keine Kontrolle der Arbeit des Mitarbeiters. Er weiß genau, was die Leute leisten – er möchte nur, dass auch das KURT-Team das saubere und erfolgreiche Werk begutachtet und zu schätzen lernt. Er prahlt nicht, bescheiden zeigt er uns den VIP 520. „Außergewöhnlicher Komfort auf gehobenem Niveau: Glaswaschbecken, LED-Beleuchtung, 3 Damen-WCs, 1 Herren-WC, 3 Urinale“, heißt es auf der Website des Verleihers Gerd Jahn aus Neubokel. Silberne Armaturen strahlen, in den Waschbecken ist nicht mal ein Haar zu finden und ein leuchtendes Rot verleiht der Inneneinrichtung des geräumigen Toilettenwagen eine fast schon einschüchternde Würde.

„Vielen Dank, bis zum nächsten Mal“, verabschiedet Burkhard Könnecker den nächsten Gast, der klingelnd einen Centbetrag auf den Porzellanteller auf dem Tisch vor dem Toilettenwagen wirft – verpflichtend ist das nicht. Wohlüberlegt, wie der Klo-kenner preisgibt: „Wenn die Abgabe freiwillig ist, geben die Leute mehr.“ Das eingenommene Trinkgeld behalten die Reinigungskräfte des jeweiligen Wagens. 60 bis 70 Euro pro Tag sind locker drin. „Wir hatten aber auch schon mal 600 Euro an den drei Altstadtfest-Tagen zusammen.“

Kein Wunder: Denn abgesehen von der aufwändigen Reinigung leistet das Putzteam hervorragende soziale Arbeit direkt an Mann und Frau. Die Gäste sind den Reinigungskräften wichtig, immer wieder wird sympathisch geschnackt. Hier kann sich jeder mal erholen, wenn es auf dem Fest zu stürmisch ist. Die Fachkräfte leisten Aufbauarbeit, emotional und handwerklich.

Nicht jeder WC-Gast bleibt sauber und stabil, nett und hinterlässt ein Trinkgeld. „Wir sind freundlich, aber direkt“, erklärt Burkhard Könnecker. „Und wer pampig wird, bekommt Kloverbot – das Recht haben wir von der Stadt“, versichert der Toilettensheriff. Und er weiß auch: „Zur Überraschung von vielen kommt es oft vor, dass sich die Frauen schlechter benehmen. Die Männer reißen sich stets zusammen.“

Mehrere Tausend nutzen die Wagen, die Burkhard Könnecker und Katrin Klausnitzer betreuen. „An den Theken schütten sie die Leute voll, wir machen sie wieder leer.“ Das Team bleibt gelassen, souverän und professionell.

Und wenn wir uns selbst nicht erinnern, was wir auf dem Fest verrichtet haben, weiß es Burkhard Könnecker noch genau.


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