Engagement

Schützt unsere Kinder! Ein Gastbeitrag des Deutschen Kindervereins zur neuen Beratungsstelle in Gifhorn

Redaktion Veröffentlicht am 25.08.2020
Schützt unsere Kinder! Ein Gastbeitrag des Deutschen Kindervereins zur neuen Beratungsstelle in Gifhorn

Die Egon-Gmyrek-Stiftung hat zusammen mit dem Landkreis, Caritas und DRK das neue Projekt „Kinderschutz im Landkreis Gifhorn“ ins Leben gerufen.

Foto: Pixabay (Symbolfoto)

„Mit unserer neuen Beratungsstelle ist bereits ein großer Schritt für die Sicherheit unserer Kinder getan – gegen sexualisierte und häusliche Gewalt“, sagt Klaus Gmyrek, der als Stiftungsrat der Egon-Gmyrek-Stiftung zusammen mit Landkreis, Caritas und DRK das neue Projekt „Kinderschutz im Landkreis Gifhorn“ voranbringt. „Weiterhin sind aber strukturelle Veränderungen in Jugendamt und Kinderschutz notwendig.“ Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Deutschen Kindervereins, schreibt in einem Gastbeitrag für KURT über die Missstände, die dafür verantwortlich sind, dass tagtäglich Hunderte von Kindern nicht den Schutz erhalten, der ihnen zusteht.

Man könnte verzweifeln: Immer wieder lesen wir in den Medien, dass Kinder besser geschützt werden müssen. Mit der Aufarbeitung zum Fall Lügde ist deutlich geworden, dass der Staat und die Gesellschaft über Jahre unvorstellbares Leid der betroffenen Kinder zugelassen haben. (Anmerkung der Redaktion: Rund zehn Jahre lang wurden Kinder auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde sexuell missbraucht, pornographische Aufnahmen davon wurden verbreitet. Die Staatsanwaltschaft Detmold geht von 1000 Einzeltaten aus. Der Fall wurde Anfang 2019 öffentlich und weitete sich zu einem Polizeiskandal aus.)

Versäumnisse, Fehleinschätzungen und schwerstes Behördenversagen offenbaren, wie auch Opferschutzorganisationen deutlich machten, den dringenden Bedarf rechtlicher wie struktureller Reformen, um die Grundrechte von Kindern und Jugendlichen wenigstens in der Zukunft besser zu schützen.

Auch gewaltsame Todesfälle von Kindern, die das zuständige Jugendamt nicht verhindert hat, müssen umfassend aufgeklärt werden, vor allem aber bereits erkannte Defizite, besonders im Bereich der Ausbildung, der personellen und sachlichen Ausstattung der Jugendämter sowie der fehlenden Fachaufsicht über Jugendämter müssen behoben werden. In den vergangenen Jahren hat man sich der Aufarbeitung gestellt, viele strukturelle Mängel im System und an den Schnittstellen von Disziplinen und Institutionen sind ausgemacht, sie bedürfen nicht immer wieder der neuen Benennung, sondern endlich der Veränderung. Den Opfern und denen, die keine werden sollen, ist die Gesellschaft Antworten schuldig. Kinderschutz gehört in die Mitte der Gesellschaft, wir müssen konsequent und rasch handeln, denn: „Warum?“, werden sie sonst später fragen, „habt Ihr unsere Signale nicht gehört und gesehen? Warum wolltet Ihr nicht wahrhaben, was mit uns passierte?“

„Die neue Beratungsstelle des Vereins Dialog in Gifhorn sollte man nutzen, denn jedes geschädigte oder gestorbene Kind bleibt eines zu viel.“

Rainer Rettinger (62), Geschäftsführer des Deutschen Kindervereins

Foto: Privat

Überall dort, wo Kinderschutz zu lesen ist, sollte auch universitär ausgebildeter Kinderschutz zu finden sein. Die Politik ist gefordert, für die akademische Qualifikation aller im Kinderschutz tätigen Professionellen zu sorgen. Kinderschutz muss Gegenstand der Forschung an den Hochschulen und zum Pflichtfach werden im Studium Soziale Arbeit, in der Pädagogik, in der Ausbildung für das Familiengericht, im Psychologiestudium, in der Ausbildung von Kinderärzten, Verfahrensbeiständen und Sachverständigen. Auch in Ausbildungsgängen, etwa der Erzieher*innen und Krankenpflege, muss dieses Themengebiet abgedeckt werden. In diesem interdisziplinär fundierten, persönlich herausfordernden und fachlich höchst anspruchsvollen Feld darf es kein „training on the job“ geben!

Und schließlich ist es die Pflicht von allen, die mit Kindern arbeiten, ihren Schutzbefohlenen mitzuteilen: „Kinder haben Rechte! – Ihr habt Rechte!“ Kinder haben das Recht gewaltfrei aufzuwachsen und das Recht auf Schutz sowie das Recht auf Meinungsäußerung und Beteiligung. Kinder haben das Recht auf vertrauliche Beratung in Notsituationen!

Mit der neuen Beratungsstelle des Vereins „Dialog“ in Gifhorn ist ein Anfang gemacht worden. Sie bietet Beratung und Unterstützung für Kinder und Eltern. Aber auch pädagogisches Fachpersonal und Bürger*innen können sich bei Fragen rund um sexualisierte und häusliche Gewalt an die Beratungsstelle wenden. Zudem bietet der Verein den Workshop „Starke Kinder“ für Grundschüler an, um sie in ihren Rechten präventiv aufzuklären. Dieses Angebot sollte man nutzen, denn jedes seither geschädigte oder gestorbene Kind bleibt eines zu viel.

Rainer Rettinger
Geschäftsführer des Deutschen Kindervereins

Dialog e.V.
Kirchweg 7, Gifhorn
Tel. 05371-99129951
Offene Sprechstunden:
Di. 10 bis 12 Uhr
Do. 15 bis 17 Uhr
www.dialog-wolfsburg.de


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