Engagement
Zeit für Solidarität: Die Vorsitzenden Angelika und Volker Oertel erklären den Spaßmacher-Verein und wie sie Gifhorn Lebensfreude schenken
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 25.12.2024Lebensfreude bereiten, unter die Arme greifen, kleine Träume ermöglichen – das hat sich der Gifhorner Verein „Die Spaßmacher“ zur Aufgabe gemacht. Fast 50 Spaßmacherinnen und Spaßmacher nehmen sich die Zeit, Menschen mit Beeinträchtigungen eine angenehme, spannende und manchmal auch aufregende Freizeit anzubieten. Vom einfachen Filmnachmittag bis zum großen Ausflug in den Harz sollen die Angebote vielseitig sein und so jeden Typen ansprechen. KURT-Redaktionsleiter Malte Schönfeld hat sich mit den Vorsitzenden Angelika und Volker Oertel unterhalten.
Angelika, was genau ist eigentlich der Spaßmacher-Verein?
Angelika: Einige kennen unser Engagement vielleicht noch aus der Lebenshilfe, doch seit März sind wir offiziell ein eigener gemeinnütziger Verein.
Wir sprechen die Menschen mit Beeinträchtigung in ihren Wohnbereichen an und bieten verschiedene Formen der Freizeitgestaltung an. Viele haben durch ihre Arbeit in der Lebenshilfe einen vollen Tag, doch wir haben auch Rentner – und die wollen gerne beschäftigt werden. Wir Spaßmacher bereichern die Einrichtung und sorgen für Freude.
Wenn ich Spaßmacher werden möchte, Volker, brauche ich da eine Ausbildung?
Volker: Nein, wir benötigen nur ein Führungszeugnis verbunden mit dem Übungsleitervertrag. Und dann kommst Du mit Deinem Hobby zu uns und los geht‘s.
Wir haben Frauen, die bieten Handarbeiten an. Es gibt einen Spaßmacher, der kommt dienstagsabends zum Singen. Ob schief, krumm oder gerade – dienstagabends wird gesungen. Oder Spaßmacher, die gehen mit ihrem Hund spazieren und nehmen die Menschen aus den Wohnbereichen mit. Die Beeinträchtigten haben Spaß. Und das ist wichtig. Sie haben Freude. Ihr Alltag wird aufgewertet. Und das bringt so viel.
Ich habe superviele Fotos von Euch auf Ausflügen gesehen...
Angelika: Genau, Volker und ich, wir wollen immer raus. Wir waren auf dem Gifhorner Schützenfest und auf dem Celler Weihnachtsmarkt. Einmal waren wir sogar im Harz. Mit einem Rollstuhl in der Gondel den Schlossberg hoch, oben springt ein Reifen ab, trotzdem haben wir es noch auf den Baumwipfelpfad geschafft – das war vielleicht ein Abenteuer. Unsere Gruppe hat noch ein Vierteljahr später davon erzählt. Das ist das Wunderschöne: Was Du als Spaßmacher gibst, kriegst Du mit Dankbarkeit und Liebe hundertfach zurück.
Kostet mich das alles was?
Volker: Nein, die Mitgliedschaft ist kostenfrei. Und für das Ehrenamt gibt‘s sogar eine Aufwandsentschädigung, steuerfrei bis zu 3000 Euro im Jahr. Unser Motto ist da: Zeit und Lebensfreude spenden, Geld bekommen.
Ihr habt bereits für mehr Selbstbestimmung und Freiheit auf dem Gifhorner Christopher Street Day demonstriert. Wie ist es denn um die Anerkennung von Menschen mit Beeinträchtigung bestellt?
Volker: Es ist ein zweischneidiges Schwert. Es gibt Menschen, die lächeln oder haben auch ein nettes Wort übrig. Aber es gibt auch Menschen, die gucken leider weg.
Angelika: Wir arbeiten weiter fleißig daran, dass wir Inklusion wahrmachen und Teilhabe erreichen. Und wer sich von uns deswegen gestört fühlt, tja, der muss sich halt umsetzen. Denn wir gehen nicht weg.
Und wie kann ich mitmachen?
Angelika: Einfach nach die.spass.macher.e.v bei Instagram suchen oder anrufen unter 0155- 61610974. Dann regelt sich alles von allein. Und das Wichtigste ist wirklich: Niemand braucht Berührungsängste zu haben. Man wächst als Spaßmacher mit seinem Angebot.
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