Vereinspoträt
Wir wollen einer der Mittelpunkte des Dorfes sein: Der SV Groß Oesingen wächst dank zeitgemäßen Spartenangebots und strukturierter Vereinsführung
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 26.01.2025Für viele Vereine sind die Herausforderungen der Gegenwart schicksalhaft. Inwiefern man auf die Alterung der Gesellschaft reagiert oder die maroden Sportstätten saniert, kann über Bestehen und Vergehen entscheiden. Gerade in den beschaulichen Dörfern des Landkreises Gifhorn wiegen da die Probleme oftmals noch schwerer, weil die Landflucht ganze Generationen absaugt. Doch es gibt auch wunderbare Gegenbeispiele – wie der SV Groß Oesingen. Mit einem kompetenten Führungsteam, coolen Ideen und vielen Anpackern wappnet sich ein Verein erfolgreich für die Zukunft.
Der Oesinger Erfolg trägt viele Gesichter, die zwei bekanntesten sind aber wohl Lothar Müller und Christian Buhr. „Wir sind vor drei Jahren als Vorstand gestartet, und ich habe von Anfang an gesagt: Alleine mache ich das nicht. Mir war wichtig, dass Christian dabei ist“, erzählt Lothar Müller, der Ende der 80er in den SV eingetreten ist und im Tennis seine sportliche Heimat gefunden hat. Er weiß: auf ChristianBuhr ist Verlass. „Ich bin seit meiner Kindheit im SV Groß Oesingen, der Verein hat eine hohe Bedeutung für mich.“
Gemeinsam überwachen sie die Entwicklung, und geben die grobe Strategie vor. Sie sind sowas wie die Elder Statesmen des Vereins. „Wir haben Lust, zu gestalten“, erklärt Christian Buhr, und Lothar Müller schmunzelt: „Ich möchte am Ende schon eine kleine Duftnote hinterlassen haben.“
Diese klaren Visionen sorgen eine Etage tiefer für Tatendrang. Jana Müller ist leidenschaftliche Tennis-Spielerin und -Trainerin. Die Tochter des Vorsitzenden übernahm 2020 die Geschicke, als die Sparte ungefähr 60 Personen zählte. „Heute sind es 140, 50 davon Kinder“, berichtet Jana Müller stolz.
Zum Antritt kam sie mit gehörig Gestaltungswille. Erfolgsversprechend war direkt die engere Zusammenarbeit mit den Schulen; die Tennis-AGs begeistern die Kids frühzeitig für den Sport. Und im Verein habe immer der Spaß Priorität, meint die Spartenleiterin. Dafür sorgen Trainerinnen wie die fleißige Katharina Schulze. Die Durchmischung der Leistungsgruppen – auch bei den Erwachsenen – führe zu einem ausgeglichenen Leistungslevel. Obendrein die erschwinglichen Beiträge, die neben dem sportlichen Erfolg für einen guten Ruf bis in die Nachbargemeinde sorgen.
Doch irgendwo muss doch ein Haken sein? „Es geht nur mit Engagement und Ehrenamt – anders sind wir tot“, weiß Jana Müller. Im Jugendbereich kann sich der SV Groß Oesingen auf die Betreuung der Eltern verlassen, die sogar die Verpflegung für Gäste-Teams übernehmen. „Außerdem zeichnet uns aus, dass wir alles in Eigenleistung übernehmen. Sogar beim Platzbau. Teure Firmen gibt das Budget nicht her. Ein großes Maß an Freiwilligkeit ist da nötig.“
Die selbe Einsatzbereitschaft kann man in der Sparte Fußball beobachten. Mit 33 Jahren übernahm Daniel Evers die Spartenleitung, zuvor war er Kapitän der 1. Herren und Ansprechpartner als Beisitzer im Vorstand. Verantwortung übernehmen: Das hat er sich bei Vorbildern wie Lothar Matthäus, Roy Keane und Eric Cantona abgeschaut. Und zehn Jahre später lenkt er immer noch die Sparte. Er ist ein Macher, der gerne Entscheidungen trifft. Einer, der für viele eine Identifikationsfigur ist. „Wir haben nur Oesinger Fußballer. Wir fahren nicht durch den Landkreis und wedeln mit den Scheinen“, betont Daniel Evers. Einmal Oesingen, immer Oesingen – das ist die Hoffnung.
Mit Coach Torben König und Co-Trainer Jens Schulze setzt man auf Kontinuität. Als der SV Groß Oesingen vor drei Jahren sensationell in die Bezirksliga aufstieg, war der Jubel groß. Doch selbst nach dem Abstieg war klar: Torben König bleibt. „Das war eine große Nummer mit unserer goldenen Generation“, weiß Daniel Evers, der weiß, dass nun auch ein Loch aufreißen wird, weil zu wenig Talente aus dem Nachwuchs folgen werden. „Dann müssen aber die jüngeren Spieler mehr Verantwortung übernehmen und in die neue Rolle reinwachsen.“
Insgesamt sind es gut 650 Mitglieder, die in Groß Oesingen zum SV gehen. Die Angebote reichen vom Frauenfitness über Krabbelgruppen bis zur Neugründung der Basketballsparte. Lothar Müller und Christian Buhr wissen, dass sie mit ihrem jungen Team Themen wie die Digitalisierung, das veränderte Freizeitverhalten oder die Herausforderungen durch die Ganztagsschule angehen müssen. Doch das scheint zu klappen. So wie der große Ausbau der Sportanlage 2022. Und die Förderung der sozialen Projekte, etwa Baumpflanzaktionen oder die Unterstützung der Missionstation, die Aids-Waisenkinder in Kenia eine Perspektive für ein eigenständiges Leben zu ermöglichen.
„Wir möchten jedem eine Plattform geben und den Verein zukunftsfähig machen“, sagt Lothar Müller. Dafür ist auch das Netzwerk in den Gemeinderat von großem Wert. „Unser Ziel ist es, einen öffentlichen Raum zu schaffen, der für noch mehr Menschen ein Mittelpunkt im Dorfleben wird.“
Basketball-Girlscamp: Schnell Platz sichern
Wer später einmal shooten möchte wie Steph Curry, der muss früh mit dem Training beginnen. Ein guter Startpunkt: das Basketball-Girlscamp des SV Groß Oesingen für 6- bis 14-Jährige. Footwork lehrt die Urban Dance Academy, coole Shirts von den Basketball Löwen Braunschweig und Snacks für alle Teilnehmerinnen gibt‘s ebenfalls.
Anmeldungen bis 31. Januar für 30 Euro unter basketball@haus-niedersachsen.de.
Sonntag, 2. Februar, 9 bis 16 Uhr, Sporthalle, Wittinger Straße 31, Hankensbüttel
SV Groß Oesingen
Zahrenholzer Str. 17, Gr. Oesingen
info@svgrossoesingen.de
svgrossoesingen.de