Musik

Wir hatten ja nichts Besseres: Das neue Album der deutschen Pop-Band Giant Rooks “How Have You Been” langweilt auch sich selbst

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 18.02.2024
Wir hatten ja nichts Besseres: Das neue Album der deutschen Pop-Band Giant Rooks “How Have You Been” langweilt auch sich selbst

Es läuft: Die deutsche Pop-Band Giant Rooks ist ein internationaler Erfolg, nun haben sie ihr neues Album veröffentlicht.

Foto: Timothy Schaumburg

Wenn eine deutsche Band seltenen internationalen Erfolg hat, erwischt man sich manchmal dabei, wie man für den Bruchteil einer Sekunde patriotischen Stolz entwickelt. Man denkt sich: Es geht ja doch! Aber das muss gar nicht sein. „How Have You Been“ heißt das neue Album der aus Hamm stammenden Giant Rooks, dessen größte Schwäche die schläfrige Gleichförmigkeit ist. Erschienen ist es bei Universal.

Es ist nun schon zwei Sommer her, dass die erste Single veröffentlicht wurde: „Morning Blue“ machte genau da weiter, wo Giant Rooks mit ihrem erfolgreichen Vorgängeralbum „Rookery“ aufgehört hatten, nämlich beim fleißigen Emporsteigen der Karriereleiter in den Pop-Himmel. Der Song selbst hörte sich an wie einer, den man schon tausendmal zuvor gehört hatte – Coachella-Pop, bei dem man gleich die Konfettikanonen, Kreuz-Ohrringe und offenen Second-Hand-Hemden sieht, und das Bier ist so teuer, dass man es mit Karte zahlen muss.

„How Have You Been“ verläuft nun gradlinig im gesteckten Rahmen. Groovige Bässe, Hall auf der Stimme, gepresste Gitarrensounds, radiofähige Claps, Tambourin, erstaunlich emotionslose Chöre – Fegefeuer-Musik. Die bewegliche Stimme von Sänger Fred Rabe, mal kratzig, mal klar, bleibt dabei aber immer markant. Einmal wird‘s lauter bei einem Solo in „Brave New World“, da schreckt man dann kurz aus dem Sekundenschlaf.

Ein weiterer Punkt muss gemacht werden: Das Album ist zu lang. 50 Minuten stromlinienförmige Tracks. Man könnte meinen, „How Have You Been“ langweilt sich selbst. Experimente sind nicht zu erwarten, auch textlich. Doch was ist denn Kunst, wenn nicht die Erforschung von Unbekanntem? Die Band fragt: How have you been? Joa, weiß auch nicht. Schulterzucken.

Wenn uns die kommende Generation fragt, welche deutsche Musik es damals als Kultur in die Welt geschafft hat, werden wir Heutigen abgekämpft sagen müssen: „Giant Rooks. Wir hatten ja nichts Besseres.“ Und die kommende Generation wird uns rebellierend entgegenschleudern: „Das stimmt doch gar nicht.“

Giant Rooks: How Have You Been
14 Songs, 49:47 Minuten

Streaming: Amazon Music,
Apple Music, Deezer, Spotify, u.a.

CD und Vinyl: giantrooks.shop


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