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Wenn die Wäsche zu machen, schwer fällt: Unsere Kolumnistin Mia Anna Elisabeth Timmer schreibt über ein Leben im Schleudermodus

Mia Anna Elisabeth Timmer Veröffentlicht am 10.11.2024
Wenn die Wäsche zu machen, schwer fällt: Unsere Kolumnistin Mia Anna Elisabeth Timmer schreibt über ein Leben im Schleudermodus

Die Wäsche hat sich angestaut, die Spülmaschine steht voll – für einen etwas längeren Moment lief das Leben von KURT-Volontärin Mia Anna Elisabeth Timmer unrund. Doch jetzt ist sie, dank ihres Besties, wieder auf der Geraden.

Foto: Malte Schönfeld

Gut, das müsste dann Wäschekorb Nummer 13 sein – ich zähle vor mir selbst laut nach. Oder doch 12? 14? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich jetzt nach dem Kraftakt, meine Wohnung nach einer depressiven Phase zu säubern, kaum etwas so gut kann wie Wäschewaschen.

Rückblick: anderthalb Wochen zuvor. „Schreibt...“, steht klitzeklein unter dem Namen meines Besties. Hoffentlich keine böse Nachricht – ich habe es tagelang verpennt, ein Lebenszeichen zu versenden. Dabei überlege ich gerade, was wohl nach Stille angemessen wäre. Ich bereite mich auf einen Anruf vor, ich muss abwehren, dass mein Bestie in den nächsten Zug hierher steigt. Ich will das alles alleine hinkriegen. Ich stolpere aus meinem Bett und steige über Berge an Klamotten, die sich von Schlafzimmer bis Wohnzimmer auf dem Boden türmen. Im Augenwinkel sehe ich Stapel an Tellern, aus der Küche kommt ein beißender Gestank. „Es ist nur eine Phase – das habe ich schon überstanden“, flüstere ich mir wieder zu. Vielleicht ist Zeit für ein unterstützendes Telefonat. „Was ist los?“, kommt aus dem Lautsprecher meines Handys. Ich schweige.

„Wann warst Du duschen?“

„Wasser ist teuer“, scherze ich.

„Freitag bin ich da.“

Aufgelegt.

Kurz danach steht ein Screenshot aus der DB-App im Chat: „Den nehme ich. Und Du gehst duschen.“

Auf manche mag das ziemlich übergriffig wirken – doch ich bin dankbar dafür. Nachdem ich wochenlang daheim dahinvegetierte und mich anschließend einige Zeit zu Mutti rettete, traute ich mich in meine dreckige Wohnung. Allein hätte ich das Aufräumen und Putzen bestimmt nicht geschafft, ich brauchte den Anstoß von meinem Bestie. Und so vieles, das nicht mehr ging, erscheint mit meinem Lieblingsmenschen so leicht.

Die Massen an Wäsche zusammenräumen und bei 40 Grad in die Waschi reinwerfen. Gleichzeitig läuft meine kleine Spüli mit so vielen Tellern, wie irgendwie irgendwo reinpassen. Parallel ballert Trance, so laut wie‘s die Box zulässt, und die Nachbarn ärgern sich – scheißegal, endlich hab ich wieder mal Spaß. Wir tanzen mit Staubsauger und Mob durch die Bude und erinnern uns an bessere Nächte in räudigen Hamburger Technoclubs.

Es ist wieder ein Neuanfang, wie ich ihn brauchte. Mutig bleiben, ausprobieren, weitermachen (klingt wie dieser Krönchenrichten-Müll). Auf jeden Fall krieg ich vieles wieder alleine hin – und wo ich noch Hilfe brauche, ist mein Bestie immer da. Einkaufen machen wir zusammen – aber die Wäsche mach ich nun ganz allein.


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