Musik

Wastegate ist antifascho: Das fehlt heutzutage - Gifhorns Heavy-Rock-Shootingstars mit Haltung schreiben an ihrer ersten EP

Matthias Bosenick Veröffentlicht am 09.11.2023
Wastegate ist antifascho: Das fehlt heutzutage - Gifhorns Heavy-Rock-Shootingstars mit Haltung schreiben an ihrer ersten EP

In die Gifhorner Live-Rock-Szene sind sie reingeschmettert wie ein heißer, gewaltiger Meteor: Bastian Windszus (von oben links im Uhrzeigersinn), Martin Schmidt, Max Wolpers und Daniel Harms von Wastegate.

Foto: Lisa Vogt

Es ist ein Rätsel – erst seit zwei Jahren existiert das Heavy-Rock-Quartett Wastegate, spielte seinen ersten Auftritt aber bereits im Jahr 2010? Die vier Gifhorner selbst staunen außerdem noch, dass sie den diesjährigen Band-Contest „Meinersen muckt“ des dortigen Kulturvereins gewannen. Für Bassist Martin Schmidt, Schlagzeuger Max Wolpers, Gitarrist Daniel Harms sowie Sänger und Gitarrist Bastian Windszus ist dies der Ansporn zu mehr: mehr Songs komponieren, mehr Songs aufnehmen, womöglich eine EP oder ein Album herausbringen. Und am Freitag, 15. Dezember, mit Van Damned im Kultbahnhof rocken. Ein Dezember to remember.

„Ein Album wäre der nächste logische Schritt“, findet Bastian. Zu Hause hat er zwar ein Hobbystudio, findet aber: „Das ist nicht komplett das Wahre.“ Etwas „Anständiges“, wie es ihm vorschwebt, ließe sich dort nicht aufnehmen. Die beiden Songs, die von Wastegate bereits auf YouTube und Streamingplattformen zu hören sind, spielte Bastian komplett allein ein, mit Drum-Machine und allen Instrumenten. Zwar nicht die Band, aber immerhin, so Martin: „Wir haben es als Band geschrieben!“ Daniel weiß: „Aufnehmen ist eine Kostenfrage: Geht man voll rein und bekommt ein richtiges Endergebnis oder macht man es kostengünstig?“ Der anstehende Winter biete der Band die Möglichkeit, das Thema zu vertiefen, so der Gitarrist.

In den zurückliegenden Monaten knüpfte Wastegate bereits aussichtsreiche Kontakte zu Musikern und Studiotechnikern, etwa im Wolfsburger Kulturzentrum Hallenbad. „Man mag es als Laie kaum glauben, aber das Studio ist das fünfte Instrument“, meint Bastian. „Die Trockenheit von einem richtigen Studio bekomme ich zu Hause nicht hin“, bedauert er. „Ein Album aufnehmen wäre die Kirsche auf der Torte“, meint Martin. Daniel nickt: „Da hat man etwas für die Ewigkeit.“

Die Freundschaft zwischen Bastian und Martin entstand in der 8. Klasse, als beide sitzengeblieben waren und sich als Zweierteam zusammenschlossen – „auch musikalisch“ bedingt. Damals verbrachten die beiden viel Zeit mit den „Jungs von The Trite“, so Martin, und deren Ex-Musiker Max sagt: „Wir kennen uns schon immer.“

Dank The Trite kam es auch zum rätselhaften ersten Auftritt im Jahr 2010. „Wir haben auf dem Flax-Geburtstag gespielt“, erzählt Bastian. Martin übernimmt: „Das ging über zwei Tage, die haben Bands gesucht, die da spielen wollen, Basti saß an der Theke und hat gesagt, er will auch – er hatte aber keine Band, er hat uns zusammengetrommelt.“

In die Gifhorner Live-Rock-Szene sind sie reingeschmettert wie ein heißer, gewaltiger Meteor: Bastian Windszus (von oben links im Uhrzeigersinn), Martin Schmidt, Max Wolpers und Daniel Harms von Wastegate.

Foto: Lisa Vogt

In Neudorf-Platendorf schrieben sie eiligst einige Songs, von denen es bedauerlicherweise keine Aufnahmen oder Aufzeichnungen mehr gibt. „Wir haben alles runtergerockt – und danach ist alles verlaufen“, so Martin. Er zuckt mit den Schultern: „Wie man ist mit 19, 20 – aushäusig.“ Doch als zehn Jahre später alle vier wieder nach Gifhorn zurückgekehrt waren, herrschte Einigkeit: „Lass uns Mucke machen!“

Genau so locker sehen die vier Männer es noch immer. Kein Stress. „Aus dem Alter, mega berühmt werden zu wollen, sind wir raus. Den Wunsch hatte bestimmt jeder mal“, gibt Bastian zu. Martin unterbricht: „Ich nicht.“ Bastian fährt fort: „Wir machen das, um live zu spielen – jeder steht im Leben, das ist ein Hobby, zwei von uns haben Kinder.“ Er lacht: „Jeder freut sich drauf, auch mal ein paar Stunden mit den Jungs beim Muckemachen zu verbringen – wie ein Gentlemen’s Club.“ Daniel vergleicht es mit Fußballspielen früher, wöchentlich Training und Spiele: „Das ist jetzt der Ausgleich, den wir jede Woche haben.“ Für die Band gehe es um Blödsinn reden, Mucke machen, Bier trinken, mit dem Effekt, dass sich ungezwungen die besseren Songideen einstellen: „Es macht eine Menge Spaß, live aufzutreten – wenn’s anderen gefällt, umso besser.“

Wie gut es anderen gefällt, bewies jüngst der Gewinn des Contests „Meinersen muckt“. Dazu kam Wastegate fast zufällig. „Wir suchen nach Auftrittsmöglichkeiten und haben uns überall beworben“, erzählt Daniel. „Wir haben noch nichts in der Hinterhand, ohne Songs und Fanbase ist es schwer, Gigs zu bekommen, da nimmst Du alles mit.“ Der Contest sei daher eine gute Gelegenheit gewesen, so Daniel, und Martin verkürzt die Meldeprozedur: „Ins Netz gegangen, beworben, Zusage.“ Und das, obwohl Bastian eigentlich an keinen Wettbewerben teilnehmen wollte – doch der Kulturverein Meinersen überzeugte ihn: „Das war ein schöner Abend, das Team war mega cool, alles war super organisiert.“ Mit einem Gewinn rechnete die Band gar nicht: „Wir wollten nur unseren Spaß haben.“

Entsprechend wenig nüchtern waren die vier nach ihrem Auftritt: „Wir haben den Abend sehr ... genossen“, grinst Bastian. „Als verkündet wurde, dass wir den ersten Platz haben, hatten wir schon ganz schön die Lampen an.“ Und dann durften die Gewinner auch noch ein zweites kurzes Set spielen, was den Vieren auch trotzdem bestens gelang: „Das war ein Hammermoment.“ Die Band freut sich, dass sie die Jury mit ihrem Rock überzeugen konnte, denn, so Daniel, es müsse bei der breiten Palette an Stilen und Teilnehmern schwierig gewesen sein, einen Ersten zu küren. Er findet: „Das ist ein cooles Erfolgserlebnis.“ Ja, sagt Bastian: „Man darf auch mal stolz auf sich sein.“ Martin relativiert sofort: „Wir dürfen jetzt keinen Druck aufbauen, einfach weitermachen und nächstes Jahr ein paar Gigs spielen.“

Von denen es für Wastegate bisher noch gar nicht so viele gab, der Erfolg in Meinersen war erst ihr dritter. „Wir haben letztes Jahr zweimal gespielt, in Platendorf und auf dem Altstadtfest – das war heftig, da sind wir dankbar für“, sagt Daniel demütig. Was sogar dazu führte, dass sie auch in diesem Jahr für Gifhorns Kultveranstaltung gebucht waren. Sowie für das Festival „Rock an der Schmiede“: „Da haben wir vor 500 Leuten gespielt“, erzählt Max. Es war ihr größter Gig bisher. Bastian meint: „Antifascho, für Solidarität und Toleranz – das ist wichtig, das fehlt heutzutage. Hinter der Sache stehen wir, gegen faschistische Kacke.“

Den Gig aus 2010 zählt die Band indes nicht mit, damit Veranstalter nicht glauben, sie hätten es mit einer Profiband von 13 Jahren Erfahrung zu tun. Die offizielle Gründung fand zudem zu Pandemiezeiten statt, was ein Grund für die geringe Konzertzahl ist.

Showmaster in Gifhorns Rockwelt: Das rasende Publikum vom Triangeler Festival „Rock an der Schmiede“ liebte Wastegate.

Foto: Andreas Funk

Anders war es für die halbe Vorgängerband The Trite: „Die waren damals schon ganz schön auf dem aufsteigenden Ast, in Gifhorn in aller Munde“, erinnert sich Bastian. The-Trite-Veteran Max übernimmt: „Wir waren eine jugendliche Band, alle zwischen 16 und 20.“ Mit eigenem Tourbus: „Das war schon relativ Rock’n’Roll!“ Joscha Bassanello, ein Bruder von Max und heute bei Gun Called Britney, war nicht nur der Sänger der Band, „er hat alles in die Hände genommen“, so Daniel, der ebenfalls The-Trite-Mitglied war. Anders Bastian und Martin, die The Trite lediglich begleiteten. Bastian grinst: „Martin war bei jeder Tour dabei, er hat tatkräftig am Glas unterstützt.“ Er sinniert: „Das war eine grandiose Zeit – sie hat viel gefestigt, Freundschaften und wie wir heutzutage dastehen, ich hätte mir danach nie träumen lassen, als Erwachsene auf der Bühne zu stehen.“

Heute hat die Band schon wieder mehr eigene Songs im Köcher, als aus dem Jahr 2010 verloren gingen. Es sollen noch mehr sowie die bestehenden verfeinert werden, um sie in ein Album oder, wie Bastian favorisiert, eine EP zu gießen: „Es ist noch nicht alles Gold, deshalb lieber eine EP, die Crème de la Crème.“ Alles ohne Label: „Da liegt die Zukunft, die bringen Bands gar nicht so viel.“ Zur musikalischen Orientierung sagt Daniel: „Wir wollen in keiner Nische sein“, also beispielsweise nicht reiner Metal, sondern: „Wir machen das, worauf wir Bock haben, mal härter, mal softer – wir haben auch Balladen.“ Ein bisschen Pop, ein bisschen 80er-Flair: „Man soll immer überrascht werden.“ Bastian wirft ein: „Wir haben auch zwei ziemlich harte Songs – Hauptsache, es groovt.“ Davon kann man sich am 15. Dezember im Kultbahnhof überzeugen, wenn Wastegate mit Van Damned einen Rock-Abend ausrichten. Und ihren siebten Auftritt absolvieren. Oder den achten?

Neues zum Computerspiel „Dinner With An Owl“
Wastegate-Gitarrist und Sänger Bastian Windszus erstellte den Soundtrack zu dem unheimlichen Game „Dinner With An Owl“ des Gifhorners Timo Wegener, über das KURT bereits berichtete. Die Fortsetzung, die die Vorgeschichte behandelt, trägt den Arbeitstitel „Inside The Moonlight Box“, durchlief bereits drei Entwicklungsetappen und heißt mittlerweile offiziell „Owl Observatory“. Der erste Trailer dazu ist jetzt online, es werden noch mehr: „Wir bringen einen Trailer zu jedem Charakter“, kündigt Bastian an, „plus Stücke von mir – ich habe schon 15 aufgenommen.“ Schon jetzt sei das Spiel spielbar, lediglich die Hintergründe seien noch durch Platzhalter ersetzt und die Sprecher nicht gebucht. Bastian freut der Erfolg des Indie-Games: „Dinner With An Owl wurde 65.000 mal gespielt, mein Track ‚Legion‘ hat bei YouTube 67.000 Klicks – damit habe ich nie gerechnet.“ Die Fertigstellung des Prequels ist absehbar: „Den Winter oder Anfang 2024 streben wir an.“

Instagram: @wastegate_official
Spotify: Wastegate
wastegateofficial@web.de

Gifhorn rockt:
Freitag, 15. Dezember
20 Uhr, Kultbahnhof
Am Bahnhof Süd 9, Gifhorn
Tickets: 16,52 Euro


Coole Leute gesucht – wir stellen ein!

Informiere Dich über Jobs in unserem Medienhaus! Wir sind auf der Suche nach tollen Menschen, die bei uns einsteigen möchten.

Mehr erfahren