Social Media

So lustig wie ein Hundevideo: KURT-Praktikantin Hannah Matea Buchwald lädt ihre Freundinnen und Freunde zu einer Medien-Gesprächsrunde ein – und die gerät außer Kontrolle

Hannah Matea Buchwald Veröffentlicht am 06.12.2021
So lustig wie ein Hundevideo: KURT-Praktikantin Hannah Matea Buchwald lädt ihre Freundinnen und Freunde zu einer Medien-Gesprächsrunde ein – und die gerät außer Kontrolle

Anders als geplant: KURT-Praktikantin Hannah Matea Buchwald führte eine Gesprächsrunde über soziale Medien wie TikTok.

Foto: Michael Uhmeyer

Da will man einmal einen Artikel über Social Media schreiben, lädt seinen Freundeskreis ein, um über die Nutzung von sozialen Medien zu reden, um zu sehen wo Gifhorns Teenager sich im Internet so rumtreiben. Und was dabei eigentlich rauskommt sind vier am Handy sitzende, durcheinander sprechende Personen und eine fast die Fassung verlierende KURT-Praktikantin namens Hannah Matea Buchwald, denn die Moderation stellte sich als mühsam heraus. Und bis ich endlich anfangen konnte, die Gesprächsrunde zu eröffnen, verging erst mal so einiges an Zeit. Typisch!

Die erste Frage, wie und wann meine Bekannten Social Media nutzen, um ins Thema einzuleiten, hätte ich mir auch sparen können. War ja nicht sehr überraschend, dass Leon (17) und Jakob (16), beide aus Gifhorn, währenddessen so gut wie dauerhaft auf verschiedenen Plattformen rumscrollen. Bei Lenya (16) aus Pollhöfen gelingt dann ein Vorstoß: Sie sagt, sie nutze Social Media, wenn sie Langeweile hat oder sich vor etwas drücken möchte. Der Gamsener Florian (18) fährt fort: „Social Media ist für den Moment einfach unterhaltend.“ Jetzt geht‘s los, denke ich mir! Doch da sind Jakob und Leon schon wieder am Handy und zeigen sich gegenseitig Memes, also lustige Fotos und Videos.

In meinem Kopf brennt so langsam ganz gewaltig eine Sicherung durch. Ich kann mich nicht mehr zurückhalten. „Merkt Ihr überhaupt noch, dass Ihr auf Social Media seid? Das passiert ja anscheinend automatisch!“, platzt es aus mir heraus. Diese Vermutung scheint zumindest für das Dreamteam L & J zu gelten. Lenya dagegen behauptet, dass sie sich dessen bewusst ist und findet sogar, dass Social Media eigentlich eine Zeitverschwendung sei. Derweil ist Florian damit beschäftigt, die anderen Jungs auf die Konversation aufmerksam zu machen.

Und an dem Punkt sind wir uns dann tatsächlich alle einig gewesen: Es raubt einem definitiv Zeit, die man für andere Tätigkeiten – wie Hausaufgaben oder das Spazierengehen – besser hätte nutzen können.

Wird hier gechillt oder diskutiert? Florian (von links), Leon, KURT-Praktikantin Hannah Matea und Lenya vergleichen ihr Social-Media-Verhalten.

Foto: Michael Uhmeyer

Letztlich wachen alle aus der Runde, mich eingeschlossen, mit Social Media auf und gehen damit ins Bett. Was aber macht diese Dauer-Handy-Zeit mit uns? Denn mittlerweile wissen wir: Besonders Apps wie TikTok, Instagram und Co können extrem auf die Psyche gehen.

Leute wie Leon und Jakob, denke ich mir, merken oft nichts davon – ihre vom Algorithmus bestimmten Feeds sind vollgepackt mit lustigen Hundevideos, Memes oder motivierenden Fotos. So führen Sportbeiträge, die eigentlich dazu auffordern sollten, sich mehr zu bewegen, dazu, dass man ständig auf andere schaut. Auch Lenya sagt, sie vergleiche sich mit Influencern, die mit viel weniger Arbeit scheinbar mehr erreichen als sie.

Durch das Liken von Beiträgen sieht man im Verlauf dann nur noch die scheinbar erfolgreichen Influencer. Das kann dazu führen, dass für manche nur noch Content angezeigt wird, der einen runterzieht – und im Vergleich schneidet man selbst nie besonders gut ab. Dass diejenigen, die häufig auf Social Media unterwegs sind, vermehrt depressive Verstimmungen, das Gefühl von Wertlosigkeit bis hin zu wiederkehrenden Suizidgedanken verspüren, ist bekannt – etwa durch die Langzeitstudie „Association of Screen Time and Depression in Adolescence“ (Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und Depressionen in der Adoleszenz).

„Heute haben viel zu viele Leute psychische Krankheiten, und Social Media führt teils nur dazu, dass man sich erst recht isoliert und für sich keine Lebensqualität mehr sieht“, findet Lenya. Sie mutmaßt: „Früher hatte man noch kein Handy und hat sein Leben gelebt, heute sitzen wir drinnen, steigern uns in ein womögliches Trauma rein und lassen das Leben vorbeiziehen.“

Social Media pur: Dieser Screenshot zeigt die Bildschirmzeit von Leon.

Foto: Screenshot

Als ich gerade fragen wollte, ob der Rest der Runde auch das Gefühl habe, bei der Nutzung von Medien gebe es Nachholbedarf, haben Jakob und Leon schon wieder abgeschaltet – beziehungsweise ihre Handys wieder eingeschaltet. Die beiden sind Social Media gegenüber, allein für die Unterhaltung, die sie bekommen, stets positiv eingestellt.

Florian und Lenya ziehen ein ähnliches Fazit: Für sie seien die Plattformen für den Moment unterhaltend, man solle aber auf ein verhältnismäßiges Nutzerverhalten achten.

Wenn ich jetzt mal ganz ehrlich sein soll, hab‘ ich nach dieser chaotischen Gesprächsrunde keine Ahnung, wie ich Social Media gegenüber eingestellt bin. Ich bin wohl eher Florians und Lenyas Meinung: Unterhaltsam ist es, ja. Bei mir hört‘s aber an dem Punkt, wo man sich mit Freunden trifft und die Handy-Daddelei zur primären Aktivität wird, definitiv auf!

Ich gönn‘ mir jetzt mal ‘ne Pause – oder was ich eigentlich sagen will: Ich werd‘ jetzt mal süße Hundevideos auf Instagram anschauen.

Wie lange ist unsere Gesprächsrunde täglich am Handy?

Leon: Die Statistik im Handy gibt Aufschluss – Leons tägliche durchschnittliche Bildschirmzeit beläuft sich auf 6 Stunden und 17 Minuten. Die Tage mit der längsten Nutzung mit bis zu 8 Stunden sind Montag und Freitag – zu Beginn der Woche und zum Start ins Wochenende. Klare Zahlen gibt es auch für die Nutzungsdauer einzelner Apps: Innerhalb von einer Woche nutzte Leon die Social-Media-Apps TikTok (22 Stunden), Instagram (knapp 8 Stunden) und Snapchat (mehr als 4 Stunden) am meisten.

Jakob: Seine tägliche durchschnittliche Bildschirmzeit beträgt 4 Stunden und 58 Minuten. Mittwoch und Donnerstag wird das Handy am häufigsten genutzt. Jakobs meistgenutzte Apps sind Snapchat (1,5 Stunden) und die Spiele Stone Miner (50 Minuten) und Clash Royale (38 Minuten).

Hannah Matea: Beinahe harmlos wirkt dagegen die Bildschirmzeit von KURT-Praktikantin Hannah Matea: 1 Stunde und 49 Minuten pro Tag – 4,5 Stunden weniger als Leon, 3 Stunden weniger als Jakob. Die Höchstdauer findet sich am Donnerstag und Freitag. Auffällig ist die Nutzungsdauer für TikTok: 8 Stunden pro Woche verbringt Hannah Matea auf der Social-Media-App, mit weitem Abstand folgen WhatsApp (mehr als 3 Stunden) und Instagram (knapp 2 Stunden) – im Vergleich zu Jakob tauchen bei ihr aber keine Spiele-Apps auf.


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