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Oh, das mag ich: Ocakbaşı ist mehr als nur ein Imbiss - Das türkische Restaurant in Gifhorn verführt mit pikanten Fleischgerichten und Desserts

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 24.09.2021
Oh, das mag ich: Ocakbaşı ist mehr als nur ein Imbiss  - Das türkische Restaurant in Gifhorn verführt mit pikanten Fleischgerichten und Desserts

Warmes, selbstgebackenes Brot und ein Meer von Hummus: Das Grillrestaurant Ocakbaşı vertieft die anatolische Küche für Gifhorn – und KURT-Leckermeister Malte Schönfeld gefällt das.

Foto: KURT Media

Es ist ja so: Die Gifhorner Gastronomie ist unzweifelhaft mit der türkischen Küche verbunden. Unmöglich scheint es, alle türkischen Imbisse im Landkreis zu zählen. Hinzu kommen teilweise Lokale, deren Geschichten bis in die Gegenwart nachwirken. Es ist außerdem unstrittig, dass die türkische Küche eine der beliebtesten in ganz Deutschland ist. Dort, wo eine türkische Community lebt, gibt es auch Lammfleisch, Mokka und Baklava. Umso erfreulicher ist es nun, dass mit dem Grillrestaurant Ocakbaşı an der Braunschweiger Straße die türkische Küche in neue Sphären vordringt – und das hat sich KURT-Verkoster Malte Schönfeld nicht entgehen lassen.

Wenn man als deutscher Bursche in Gifhorn aufwächst, gibt es Kotelett, Kartoffeln und Bratensoße. Oder auch Leberkäse, Kartoffelbrei und Prinzessbohnen. Oder Pellkartoffeln mit Kräuterquark. So war es zumindest bei mir. Eine scheinbar unumstößliche Welt, die nach festen Regeln funktioniert.

Irgendwann findet dann aber ein Umdenken statt. Bei mir passierte dies, als ich das erste Mal mit fünf Euro in der Tasche, die ich mir beim Zaunstreichen verdiente, das Haus verließ. Der Magen knurrte von der Arbeit. Und diese fünf Euro wollten umgesetzt werden. So kam ich in die Gifhorner Südstadt und stand vor dieser ominösen Dönerbude – und kaufte meine erste Tasche.

Irgendwann hieß es dann ganz blöd Dönermann, später nur noch Döner. „Ich bin noch kurz beim Döner“, sagte man so. Obwohl man auch nie „beim Gyros“ war oder „zum Burger“ fuhr.
Dass sich die Dönertasche oder auch ein Lahmacun so in die deutsche Straßenküche reingeschoben haben, ist ein großer Verdienst all derjenigen, die sich auch bei 35°C Außentemperatur vor den Spießen den Arsch abschwitzen. Es gab damals Umrechnungen: Ein Döner kostete 3,50 Euro und machte pappensatt. Jedes andere Gericht musste sich daran messen lassen. Nur wenige konnten standhalten.

Durch Ocakbaşı geschieht nun eine kleine Revolution. Lamm, Baklava und Tee gab es ja schon immer. Doch die deutsch-türkische Dönerküche wird sozusagen neu-türkisiert: mehr anatolische Gerichte, ein echter Grill vor Ort und ein genereller Fokus auf ein Angebot, das eher einem Restaurant und weniger einem Schnellimbiss gleicht.

Ocakbaşı öffnete Anfang des Jahres in Gifhorn, das nach Braunschweig, Hildesheim und Salzgitter die vierte Station dieser anatolischen Küche ist. Der Falafelteller weiß zu überzeugen.

Foto: KURT Media

Als meine Begleitung und ich bei Ocakbaşı eintreffen, fällt direkt die Größe des Ladens auf: Innen- und Außenbereich zusammengerechnet finden sicherlich 150 Leute Platz. Wir setzen uns trotz grauer Wolken auf die Terrasse. Von weit hinten winkt Cappu-Chef Fatih Kilic. Muss also ein guter Laden sein, denke ich mir.

Zügig bestellen wir. Meine Begleitung wählt zur Vorspeise eine Joghurt-Käsecreme mit Pfefferminze und Olivenöl, Haydari genannt. Ich entscheide mich für die pürierten Kichererbsen mit Tahin, Zitrone und Knoblauch, besser bekannt als Hummus. Dazu wird warmes, selbstgebackenes Brot gereicht. Die Portionen sind erstaunlich – nicht nur erstaunlich groß, sondern auch erstaunlich lecker.

Direkt bei der Vorspeise fällt der Turn auf: Mehr als nur ein Imbiss. Von drinnen hört man, wie das Fett der Lammspieße durch das Grillrost tropft und zwischen der Holzkohle aufzischt.

Auch das Baklava ist ein Gaumenschmaus.

Foto: KURT Media

Für unseren Hauptgang tun wir uns zugegebenermaßen etwas schwer: Weder meine Begleitung noch ich sind großartig daran interessiert, Fleisch zu essen. Die meisten Gerichte lesen sich aber wie folgt: in einer speziellen Gewürzmischung eingelegter, gegriller Lammhackspieß; Lammfleisch per Hand gehackt, pikant gewürzt und gegrillt; Hähnchenspieß gegrillt, mit einer hausgemachten Brokkoli-Sahne-Soße.

Das ist natürlich nicht das Problem von Ocakbaşı; der Fehler ist klar bei uns zu suchen. Gerichte wie Iskender, Köfte und Tavuk sind nichts für Zartbesaitete. Wir entscheiden uns also für einen Falafelteller und Sigara böreği, also mit Weichkäse gefüllte Teigröllchen.

Nach Braunschweig, Hildesheim und Salzgitter ist das nun der vierte Laden, der unter Ocakbaşı in dieser Großraum-Region eröffnet hat. Das Konzept scheint aufzugehen: Ein Grillrestaurant, was einerseits die Spontankundschaft an der Theke bedient, andererseits die Sitzgäste vor Ort verzaubert. Und auch unsere Hauptgerichte machen was her. Klar, sie lagen nicht auf dem namensgebenden Grill. Dennoch schmecken die Falafelbratlinge anders, die Soßen schmecken anders, wie auch der Hummus schon anders geschmeckt hat.

Es sind diese Feinheiten, die dem türkischen Lokal einen eigenständigen Geschmack verleihen, der nur noch wenig mit Imbiss zu tun hat. Alles ist pikanter, würziger. Die Schärfe wird mit einem Ayran gemildert, doch man muss aufpassen: Die Portionen sind so reichhaltig, dass der dickflüssige Ayran beinahe zu schwer ist. Meine Begleitung war da schlauer und bestellte einen türkischen Tee.

Maltes Begleitung wählte zur Nachspeise den Milchreis aus dem Ofen. Sieht unspektakulär aus, schmeckt aber himmlisch.

Foto: KURT Media

Neben den Teigwaren, Salaten und Pizzen ist Ocakbaşı natürlich auch noch ein toller Platz für Desserts. Kaum eine Kulinarik ist so prädestiniert für Nachspeisen wie die türkische. Eben weil man wirklich keine Angst vor Zucker hat. Ich bestelle vier knusprige Stücken Baklava, meine Begleitung dagegen Fırında Sütlaç, Milchreis aus dem Ofen.

Was ebenfalls noch auf der Karte auftaucht: Revani, also saftiger Blechkuchen aus Grieß, oder auch das beliebte Közde Künefe, was im Türkischen auch Engelshaar genannt wird, also hauchdünne Nudeln in Zuckersirup mit geschmolzenem Käse. Wer nach Vorspeise und Hauptgang noch Willens ist, ein paar Leckereien zu bestellen, wird bei Ocakbaşı große Freude erfahren: zuckersüß, extrem lecker und – als Gegensatz zu den deftigen Lamm-, Hähnchen- und Kalbgerichten – eine ganz andere geschmackliche Note.

Der neue Laden an der Braunschweiger Straße macht vieles richtig: mehr Restaurant, weniger Imbiss. Ocakbaşı setzt auf die Details, die anatolisches Essen so besonders machen. In Gifhorn haben wir viele gute Kebabs, viele gute Lahmacuns. Doch dieses richtig echte türkische Restaurant, fernab der Dalli-dalli-Küche, hat wirklich noch gefehlt.

Ocakbaşı Grillrestaurant
Braunschweiger Str. 137e, Gifhorn
Tel. 05371-7506991
Mo. – So. 10 bis 22 Uhr


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