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Lehrstunde Leidenschaft: Der MTV-Kurs stimmt - Gifhorns Oberliga-Fußballer haben unter Georgios Palanis Selbstvertrauen getankt

Jens Neumann Veröffentlicht am 18.11.2021
Lehrstunde Leidenschaft: Der MTV-Kurs stimmt - Gifhorns Oberliga-Fußballer haben unter Georgios Palanis Selbstvertrauen getankt

Seine Leidenschaft an der Seitenlinie hat die Mannschaft auf dem Rasen angesteckt: MTV-Coach Georgios Palanis.

Foto: Michael Theuerkauf/regios24

Die Ära Georgios Palanis, sie hatte mit drei Niederlagen in Folge begonnen – ein Gefühl, das der neue Trainer des Fußball-Oberligisten MTV Gifhorn so noch nicht kannte. „Das habe ich noch nie erlebt“, räumte der 49-Jährige ein. Doch inzwischen steuern die Schwarz-Gelben mit ihrem neuen Coach offenkundig auf dem richtigen Kurs und haben das Toreschießen neu für sich entdeckt.

Es geht in die richtige Richtung – jüngst waren sich da nahezu alle einig, die sich die Spiele des Gifhorner Flaggschiffs angesehen haben. Der Kurs stimmt, keine Frage. Aber ob es auch ein Erfolgskurs ist, das werden die nächsten Wochen und Monate wohl erst zeigen.

Die Aufstiegsrunde, die den sicheren Klassenerhalt bedeutet, dürften die Schwarz-Gelben wohl nicht mehr erreichen. Vielmehr geht es für sie nun darum, sich eine möglichst gute Ausgangssituation für die Abstiegsrunde zu verschaffen – bekanntlich werden die Punkte gegen die Mannschaften mitgenommen, die einen auf diesem Weg begleiten. Das heißt: Die Duelle gegen die „Kellerkinder“ sind doppelt wichtig.

Doch zurück zum Anfang, zurück zu den drei Niederlagen zum Auftakt der Ära Palanis. Zwei gab es auswärts bei absoluten Top-Teams und waren damit durchaus zu verkraften. Lediglich das 0:1 vor heimischer Kulisse gegen die FT Braunschweig tat richtig weh, zumal die Gifhorner keineswegs die schlechtere Mannschaft gewesen waren und zumindest einen Punkt verdient gehabt hatten. Es war zugleich das vierte Heimspiel in Folge gewesen, in denen der MTV ohne Torerfolg und eben auch Punktgewinn geblieben war.

Die Fußballer ließen sich aber auch davon nicht unterkriegen, arbeiteten weiter akribisch im Training, gaben Vollgas – so, wie es eben die Art des neuen Coaches ist. Mit der Auswärtspartie beim HSC BW Tündern folgte ein Schlüsselspiel, das der MTV vom Verlauf her hätte gewinnen müssen. Die Palanis-Elf führte mit 2:0. Durch „einen Strafstoß, den man nie hätte geben dürfen“, kamen die Gastgeber fünf Minuten vor dem Abpfiff noch zum 2:2. „Eine Frechheit“, monierte der MTV-Coach.

Es war ein echtes Spektakel, das sich der MTV Gifhorn (hinten Marvin Luczkiewicz) und der MTV Wolfenbüttel beim 3:3-Unentschieden lieferten.

Foto: Michael Theuerkauf/regios24

Aber auch diesen Nackenschlag steckten die Gifhorner weg und meldeten sich zurück: mit einem 3:1-Heimsieg gegen die SVG Göttingen. „Der Sieg war schon ein wenig glücklich“, gestand Georgios Palanis ein. Sei‘s drum: Der MTV Gifhorn hatte zum ersten Mal in dieser Saison in einem Oberliga-Heimspiel getroffen, zum ersten Mal vor eigenem Publikum gepunktet – und drei wichtige Zähler mit Blick auf die Abstiegsrunde eingefahren, in der die Göttinger ebenfalls dabei sein dürften.

Dieser „Dreier“ war gefühlt ein Knotenlöser. Denn in den beiden folgenden Heimspielen entwickelten die Schwarz-Gelben genau das, was ihnen zu Saisonbeginn komplett gefehlt hatte: Spielfreude und Torgefahr! Das Einzige, was nicht zu den Leistungen passte, war die Ausbeute.

Ja, die Gifhorner blieben ungeschlagen gegen den SV Arminia Hannover und den MTV Wolfenbüttel, fuhren aber eben nur zwei von sechs möglichen Punkten ein – und verpassten die große Chance, ganz dicht an die Aufstiegsrunden-Ränge heranzurücken.

Beim 1:1-Remis gegen den SV Arminia Hannover gerieten die Gifhorner ganz früh in Rückstand – Gift gegen eine Mannschaft, deren Stärken eindeutig im Umschaltspiel liegen und der eine Führung komplett in die Karten spielt. Und auch wenn die Palanis-Elf lange Zeit vergeblich den Schlüssel suchte, um das Arminen-Bollwerk zu knacken. Viel wichtiger aber: Die Schwarz-Gelben präsentierten sich als eine echte Einheit, ackerten und rackerten füreinander, funktionierten als Kollektiv und ließen keine großen Konterchancen der Gäste zu. Den späten Lohn gab‘s acht Minuten vor dem Ende durch den überfälligen 1:1-Ausgleich von Mathes Hashagen. Und es hätte durchaus noch mehr werden können, wenn in der Nachspielzeit der fällige Elfmeterpfiff nicht ausgeblieben wäre.

Der Funke ist übergesprungen – auch aufs Publikum: Niklas Pieper (links) und der MTV Gifhorn haben sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lassen und sich zurückgekämpft.

Foto: Michael Uhmeyer/regios24

„Ein top Spiel“, so Georgios Palanis, lieferte seine Elf dann gegen den MTV Wolfenbüttel ab. Doch auch hier fehlte den Gifhornern das nötige Quäntchen Glück, um sich dichter an die Aufstiegsrunde heranzuballern. Sie führten mit 2:0 und 3:2, schafften es aber nicht, den Vorsprung über die Runden zu bringen – und mussten sich nach 90 turbulenten und unterhaltsamen Minuten mit einem 3:3-Remis begnügen. „Es war ärgerlich. Das war zu wenig für das, was wir uns vorgenommen hatten“, fasste Gifhorns Trainer zusammen. Und es war letztlich eben auch zu wenig für das, was die Schwarz-Gelben abgeliefert hatten, die zum vierten Mal in Folge ungeschlagen blieben und den verletzungsbedingten Ausfall von Torjäger Malte Leese nach der Pause kompensiert hatten.

Selbst, wenn es in den letzten Vorrundenpartien bis zum 4. Dezember womöglich nicht mehr für die Aufstiegsrunde reichen sollte: Der MTV hat die richtige Richtung eingeschlagen, Selbstvertrauen getankt und vor allem offensiv deutlich dazugelegt, seitdem Georgios Palanis auf der Brücke steht. Die Leidenschaft, die der 49-Jährige – nicht nur an der Seitenlinie, sondern auch bei jeder einzelnen Trainingseinheit – vorlebt, scheint auf seine Mannschaft übergesprungen zu sein. Sie hat das Toreschießen neu für sich entdeckt, und das ist bekanntlich der Schlüssel zum Erfolg. Wer nicht trifft, der kann eben auch kein Spiel gewinnen, so einfach ist das...

Germania Egestorf – MTV Gifhorn
Sonntag, 21. November
14 Uhr, Stadion an der Ammerke
An der Ammerke 1, Barsinghausen

MTV Gifhorn – SV Ramlingen-Ehlershausen
Sonntag, 28. November
14 Uhr, Flutmulde
Winkeler Straße 2, Gifhorn

FT Braunschweig – MTV Gifhorn
Samstag, 4. Dezember
14 Uhr, Freie Turner
Herzogin-Elisabeth-Straße 78, Braunschweig


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