Stadtgespräch

Hirnlosigkeit! Die Gifhorner sind wütend, sauer und enttäuscht - Randalierer zerstören neue Relax-Sessel am Schlosssee

Marieke Eichner Veröffentlicht am 30.06.2020
Hirnlosigkeit! Die Gifhorner sind wütend, sauer und enttäuscht - Randalierer zerstören neue Relax-Sessel am Schlosssee

Paula Otto (von links), Paulina Savignano und Philip Knotz hoffen, dass die bisher unbekannten Zerstörer von zwei Relax-Sesseln zumindest die verbliebenen insgesamt sechs Exemplare am Gifhorner Schlossseee stehen lassen.

Foto: Çağla Canıdar

„Geht gar nicht!“ „Unmöglich!“ „Wer macht denn sowas?“ „Einfach nur schade!“ Die Gifhornerinnen und Gifhorner sind entsetzt und enttäuscht über die blinde Zerstörungswut, die sich am zurückliegenden Wochenende an unserem Schlosssee Bahn brach: Von den acht am vergangenen Mittwoch aufgestellten Relax-Sesseln in den Farben rot und blau sind zu Beginn dieser Woche bereits zwei zerstört worden. Einer landete schon am Freitag im See, den anderen fanden Mitarbeiter der Stadt Gifhorn am Montag in seine Einzelteile zerlegt vor. Auch Tiefbauamtsleiter Joachim Keuch ist entsetzt: „Die Stadt investiert Geld, um den Menschen die Möglichkeit zu bieten, hier gemütlich zu verweilen. Und abends kommen andere und zerschlagen alles mutwillig. Das lässt einen fassungslos zurück.“ Die KURT-Mitarbeiterinnen Çağla Canıdar und Marieke Eichner schauten und hörten sich am Ort des Geschehens um.

Glücklicherweise stehen noch sechs der neuen Relax-Sessel am Schlosssee. Dort treffen wir die Freundinnen Lena Pschack (15) und Sophie Schöning (15). „Wir sind einmal die Woche hier am Schlosssee“, berichtet Lena. Zwischen den beiden steht eine Musikbox im Gras, die Freundinnen schauen aufs Wasser. „Die Stühle sind echt schön“, findet Lena. Und Sophie erinnert sich an die zerstörten Exemplare: „Ich habe bei den Bäumen die Einzelteile rumliegen sehen.“ Beide sind sich einig: Die Zerstörung der beiden Sessel „geht gar nicht!“

Auch drei weitere Relax-Sessel sind belegt. „Die Stühle sind besser als die Bänke da hinten“, meint Paulina Savignano (17), die es sich mit überkreuzten Beinen auf dem Holzstuhl bequem gemacht hat, während sie auf die andere Uferseite deutet: „Echt doof, dass schon zwei kaputt sind.“ Ihr Sitznachbar Philip Knotz (17) hat von den Relax-Sesseln aus der Zeitung erfahren: „Hier kann man auf jeden Fall besser Abstand halten, als auf so einer Bank. Schöne Sache.“ Wie er die Demolierung der anderen Exemplare findet? „Doof! Wie soll man das sonst finden?“ Paula Otto (17) fügt an die unbekannten Zerstörer hinzu: „Lasst wenigstens die anderen hier stehen!“

Auch die roten Holzbänke sind Teil des neuen Gestaltungskonzeptes der Stadt Gifhorn für den Schlosssee. KURT-Mitarbeiterin Marieke Eichner wollte mal Probe sitzen. Fazit: Toller Blick auf eine der schönsten Seiten unseres Städtchens.

Foto: Çağla Canıdar

Wir greifen zum Telefon und rufen im Gifhorner Rathaus an: „Gruselig. Schade. Einfach nur schade“, findet Joachim Keuch, Leiter des Tiefbauamtes. Mitarbeiter der Stadt Gifhorn fanden beim wöchentlichen Aufräumen des Schlosssee-Geländes am Montag einen weiteren zerstörten Relax-Sessel, nachdem bereits am Freitag einer der neuen Stühle von Bauhof-Mitarbeitern aus dem See gefischt werden musste.

Zu Beginn jeder Woche muss unser kleiner Stadtpark von den Überresten des Wochenendes gereinigt werden – zusätzlich zur wöchentlichen Müllentsorgung. „Sonst würde es da ganz anders aussehen“, begründet Joachim Keuch den Aufwand. Dabei waren die neuen Stühle nur der erste Schritt eines neuen Konzeptes der Stadt Gifhorn zur Gestaltung des Schlosssees. In einem weiteren Schritt sollen neue Holzbänke, Tische, Fitnessgeräte, ein Mehrgenerationenspielplatz und noch einiges mehr folgen.

Bereits vor mehreren Wochen ließ die Stadt zwei Relax-Stühle aufstellen, doch schon die waren nach kurzer Zeit demoliert und mussten abgebaut und auf den Bauhof gebracht werden – und sind nicht mehr zu retten, wie Joachim Keuch bedauert. Die zwei zerstörten Exemplare vom Wochenende allerdings sollen recycelt und zu einem Stuhl zusammengefügt werden. Immerhin kostet ein Relax-Sessel um die 90 Euro.

Was für ein Ausblick! Die Stadt Gifhorn will mehr Verweilmöglichkeiten wie diese am Schlosssee schaffen.

Foto: Çağla Canıdar

Zurück an den Schlosssee: Auch die Passantinnen Sabrina Neumann und Jasmin Fröhlich (49) sind enttäuscht. „Da willste mal was Nettes machen und dann sowas. Da muss man sich auch nicht wundern, wenn die Stadt irgendwann nichts mehr macht“, ärgert sich Sabrina. „Unmöglich!“ Auch Jasmin ist wütend: „Es ist so einladend hier, man bekommt am Wasser glatt Urlaubs-Feeling.“ Den Vandalismus am Schlosssee nennt sie eine „Hirnlosigkeit“. Sabrina stimmt seufzend zu: „Da war wohl einigen Leuten langweilig. Die meinen, sie wären supercool. Schade. Das hat doch keinen Sinn...“

Auch Annemarie Ziebarth (87), die im Christinenstift lebt und mit ihrem Rollator eine Runde um den Schlosssee dreht, fehlen glatt die Worte. „Es ist Wahnsinn. Furchtbar. Und unverschämt. Wer macht denn sowas?“

Das fragt sich auch Gifhorns Tiefbauamtsleiter Keuch. Vor dem Hintergrund des immer wieder aufflammenden Vandalismus am Schlosssee appelliert er an alle Gifhornerinnen und Gifhorner: „Helfen Sie mit, das zu erhalten, was wir für alle schaffen. Seien Sie aufmerksam und melden Sie sich bei der Polizei, wenn Sie Zeuge von Zerstörung werden.“

Polizei in Gifhorn:
Tel. 05371-9800


Coole Leute gesucht – wir stellen ein!

Informiere Dich über Jobs in unserem Medienhaus! Wir sind auf der Suche nach tollen Menschen, die bei uns einsteigen möchten.

Mehr erfahren