Musik

Fertige Songs und Bock auf die Bühne: Die Gifhorner Rock-Band Chronic Dog ist startklar, doch sie suchen noch nach einem Mann fürs Mikrophon

Matthias Bosenick Veröffentlicht am 10.04.2022
Fertige Songs und Bock auf die Bühne: Die Gifhorner Rock-Band Chronic Dog ist startklar, doch sie suchen noch nach einem Mann fürs Mikrophon

Sie wollen ihre Songs unbedingt auf die Bühne bringen – doch aktuell fehlt noch der richtige Sänger: Sean McFadden (von links), Sven Dlugosch und Philipp Schoger sind die Chronic Dogs.

Foto: Chronic Dogs

Zwei Namen, vier Musikrichtungen – die künstlerische Geschichte von Sven Dlugosch alias DJ Sven Gosch könnte bunter kaum sein: Von Punk über House und Deutschrock landet der 39-Jährige mit seiner jüngsten Band Chronic Dogs beim modernen Alternative Rock mit Einflüssen aus klassischer Rockmusik und Stoner. Das Trio ging aus den beiden Gifhorner Duos Hertzfabrik und Versus hervor; deren Gitarrist Sean McFadden spielt jetzt Schlagzeug. Als Bassist ist Philipp Schoger jüngst dazugestoßen. Was der Band nun noch fehlt, während die ersten Aufnahmen schon laufen, sei ein Sänger, berichtet Sven.

Strenggenommen liegt in „Man In The Moon“ bereits die Keimzelle für die Chronic Dogs. Jenes stimmgewaltige Akustik-Rock-Lied verwirklichten Hertzfabrik und Versus 2018, und als Versus-Sean und Hertzfabrik-Sven kurz darauf aus ihren Projekten ausstiegen, blieben sie sich musikalisch zugeneigt. Und verlagerten ihre Schwerpunkte: Bei Versus handelte es sich um ein Akustik-Cover-Duo, Hertzfabrik machten deutschsprachige Rockmusik. Als Chronic Dogs schlagen die beiden nun aber ganz andere Töne an, nachzuhören im Song „The Better Half“, bei dem auffällt, dass die Band aus nur zwei Leuten besteht. Sven lacht: „Als man sich während der Pandemie mit nur einer Person treffen konnte, nahmen Sean und ich das auf.“ Das geschah im Kultbahnhof-Proberaum. „Dort haben wir uns über das schwarze Brett den Bassisten geangelt.“ So stieß also Philipp dazu, und wenn es genau so unkompliziert auch mit einem Sänger geschehen sollte, freut sich nicht nur Sean. Sven: „Schlagzeug und Gesang gleichzeitig ist nicht das Wahre.“

Der Weg zu den Chronic Dogs ist für alle drei Musiker voller Umwege. Philipp, mit 25 Jahren der Jüngste, fand als Jugendlicher den Punkrock von Green Day gut, aber auch Black Sabbath und Van Halen, und seit er selbst Musik macht, angefangen klassisch in einer Schülerband, „ist er musikalisch rückwärts gegangen“, stellt Sven überrascht fest. „Er ist Fan der ganzen Rocklegenden“, und selbst Sven entdeckte einen Helden wie Rory Gallagher erst, nachdem Philipp ihm von jenem vorschwärmte.

Ein einschneidendes Erlebnis gab Philipp daraufhin einen wichtigen Impuls: „Ich habe nach einem Joe-Satriani-Konzert die Entscheidung getroffen, Musik zum Beruf zu machen“, erzählt er mit dem Erfolg, dass er nach einer Ausbildung in Musik und Tontechniker heute als Gitarre- und Basslehrer in der Musikschule von Volker Schlag arbeitet, wo er eben den folgenreichen Aushang am Schwarzen Brett entdeckte. „Ich kann sagen, dass ich nach einigen Bandprojekten endlich die richtige Band gefunden hab“, strahlt Philipp.

Der Bandälteste ist Sean mit 45 Jahren. Geboren in Kalifornien, gelangte er über den Umweg London nach Gifhorn, wo er nach diversen musikalischen Einsätzen bei Versus landete. Ursprünglich ist er ja Gitarrist, „erst, seit wir zusammen spielen, ist er Schlagzeuger“, sagt Sven. Und stellt fest: „Singen kann er auch – er kann ja alles!“

Drummer Sean ist ein Multitalent. Gitarrist Sven Dlugosch sagt über seinen Bandkollegen: „Der kann ja einfach alles.“

Foto: Chronic Dogs

Sven selbst startete in seiner Jugend mit Punk. Als Teenager spielte er zunächst in der Schulband Hörsturz am Theodor-Heuss-Gymnasium und später bei den Punks Aldi Terror Jahre, mit denen er in Wolfsburg auch im Kaschpa und im Ost auftrat. Vom Punk zum House kam er, als er in einem Wolfsburger Fitnessstudio als Sportler auf Leute traf, die im Großraumclub Novum arbeiteten und ihn als Aushilfe fürs Gläsersammeln erwärmten. „Da habe ich bald als Lichtjockey angefangen“, erzählt er. Nachdem er sich alsbald auch für die Musik zu interessieren begann, „bin ich rübergewechselt“. Im Airport, der Nachfolgedisco des Novums, stieg er mit dem DJ-Alias Sven Gosch als Resident ein und gab regelmäßige Gastspiele in Wolfsburgs Tao und Sausalitos und sogar in Hamburg im Stage Club und im Knust. Im Gifhorner Bierdorf übrigens nie: „Das war schon geschlossen, als ich gerade anfing, wegzugehen.“

Nach zwölf Jahren Clubmusik war es für Sven damit indes vorbei. Jedes Wochenende Termine, aus dem Hobby war ein Job geworden, alles wiederholte sich, „und irgendwann hat mich die Musik verloren“, erzählt er. Das Publikum wuchs nicht mit ihm mit, „ich bin rausgewachsen, auch aus den Charts“. 2013 beendete er seine House-Karriere, in der er auch selbst produzierte Tracks veröffentlichte: „Ich habe mich wieder mehr darauf fokussiert, dass ich eigentlich Gitarre spiele.“

Mit Annie Behrens gründete er daraufhin Hertzfabrik und veröffentlichte sogar ein Album. „Eigentlich haben wir zu zweit angefangen“, so Sven: Annie lieferte das Songwriting und den Gesang, Sven die Technik, und als die beiden ihre Songs von der heimischen Festplatte ins Internet luden, kam vom Lammer Open Air in Braunschweig die Anfrage, ob Hertzfabrik dort nicht auftreten wollten. Wollten sie, aber: „Da brauchen wir eine Band.“ Die war flugs zusammengesucht, die Songs kurzfristig einstudiert und das Set hernach sogar auf diverse Bühnen gebracht. Doch war klar: „Das war keine gewachsene Band, das hatte eine andere Dynamik“, so Sven.

Als es auch mit der Hertzfabrik vorbei war, überlegte Sven, den Namen als Produktionsfirma beizubehalten. Doch er stellte fest: „Aktiv in einer Band sein, anspruchsvoll spielen, jeden Tag Zeit investieren“, da bleibe nicht viel Kapazität übrig. Also steckte er lieber „mehr Zeit in eigene Produktionen“ und schloss mit dem Kapitel Hertzfabrik ab.

Über die Hertzfabrik vertiefte Sven seine Leidenschaft für handgemachte Musik und baut sie mit den Chronic Dogs noch weiter aus. Stoner als Begriff steht für ihn für „Bock auf verzerrte Gitarren und Riffs“, aber nicht ganz so, wie es das Genre vorsieht. Er stellt sich darunter einen Rückgriff auf alte Rockmusik vor, nur mit heutigen Mitteln, oder auch: „Modern vintage.“ Weil alle drei Musiker komponieren und alle einen anderen Horizont mitbringen, fallen auch die Songs sehr unterschiedlich aus, doch stellt er begeistert fest: „Hintereinander kann man sie sich anhören.“ Sven schwärmt vom Zusammenspiel der drei: „Es klappt richtig gut!“ Jeder könne sagen, was ihm gefällt und was nicht: „Die Proben machen Spaß.“ Die Chronic Dogs seien eine richtige Band.

Alternative-Rock mit Einflüssen aus klassischer Rockmusik und Stoner: Gifhorns Chronic Dogs proben, um auf die Bühne zu kommen.

Foto: Chronic Dogs

Viele Songs hat das Trio bereits fertig, einige auch schon mit Text. „Aber wir sind keine Sänger so richtig“, bedauert Sven. Er will die Songs aber unbedingt auf die Bühne bringen, „nur instrumental ist zu langweilig“. Und veröffentlichen will er die Songs auch schnellstmöglich. Dabei betont er: „Ich bin nicht mehr Fan davon, ein Album zu produzieren – das hellt in der digitalen Welt kurz auf und ist dann weg.“ Viel lieber möchte er digital Songs und Videos veröffentlichen, inklusive kleinen Clips darüber, wie es zu den Liedern kam. „Es ist nicht mehr die Zeit für ein Album“, sagt er, und schränkt dann ein: „Für den Rock vielleicht schon noch.“ Doch der Weg für Musikveröffentlichungen werde künftig ohnehin digital sein und bei weiteren Konzertabsagen seien physische Tonträger außerdem keine Option, denn die verkaufe man am besten bei Auftritten. Und die „wären eine schöne Sache“, vielleicht bei der Open Stage in der Grille, sinniert Sven. Und setzt nach: „Aber nicht ohne Gesang, und als Akustikband auch nicht!“

Einige Proberaummitschnitte von den Chronic Dogs und das Video zu „The Better Half“ sind im Internet bereits zu sehen, allerdings noch auf den Kanälen der Hertzfabrik. Deshalb ist der nächste Plan, für die Chronic Dogs eigene Social-Media-Kanäle einzurichten. Und Sven verrät, wie das Video zu „The Better Half“ entstand, noch ohne Philipp: „Ich habe Sean gefilmt und Sean mich.“ Und zwar in Svens Wohnzimmer, das weiß gestrichen ist und mittels einer Lampe, deren Farbton man ändern kann, und einer Nebelmaschine in wechselnde Atmosphären getaucht. Das sieht professionell aus und entspricht sehr Svens Anspruch, auch wenn er lacht: „Aber es passiert halt, dass mal eine Steckdose ins Bild kommt.“ Und wenn sich dereinst ein Sänger den Chronic Dogs anschließt, kann der ganz gewiss auch mal die Kamera in die Hand nehmen.


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