Geschichte

Gifhorner Juden im Nationalsozialismus - Erweiterte Neuauflage ist ab sofort online und kostenfrei abrufbar

Redaktion Veröffentlicht am 09.11.2020
Gifhorner Juden im Nationalsozialismus - Erweiterte Neuauflage ist ab sofort online und kostenfrei abrufbar

Bürgermeister Matthias Nerlich (Links) und Manfred Grieger bei der Buchvorstellung.

Foto: Stadt Gifhorn

Kaum war sie am 9. November 2018 erschienen, da war die erste Auflage der Monographie des Gifhorner Historikers „Gifhorner Juden im Nationalsozialismus“ auch schon vergriffen, so groß war das Interesse der Gifhorner Bevölkerung an diesem Thema. „Umso mehr freue ich mich jetzt darüber, dass wir nun eine zweite, erweiterte Auflage präsentieren können. Sie entspricht dem neuesten Forschungsstand und ruft hoffentlich ein ähnlich großes Interesse hervor,“ so Bürgermeister Matthias Nerlich laut einer Pressemitteilung der Stadt Gifhorn bei der Buchvorstellung.

Nachdem aus den USA Hinweise auf eine vergessene Schwannecke-Tochter eingegangen waren und neue Dokumente und Unterlagen zugänglich wurden, hat die Stadt Gifhorn den Historiker mit einer Überarbeitung und Ergänzung seines 2018 erschienenen Buches beauftragt. „Niemand, der durch die Nationalsozialisten Verfolgung und Leid erfahren hat, soll vergessen werden“, war das Handlungsmotiv des Autors.

Dank einiger Unterlagen aus privater Hand und dank des Kontaktes zu zwei Töchtern der 1905 in Müden/Aller geborenen Martha Schwannecke konnte deshalb auch ihre Biographie in die Darstellung einbezogen werden. Sie galt als jüdischer „Mischling I. Grades“. Während des Krieges war ihr Mann zur Wehrmacht eingezogen worden und sie hatte große Angst, zusammen mit ihren sechs Kindern „abgeholt“ zu werden.

In der Familie hatte sich auch ein Schreiben von Frieda Samuel aus dem August 1942 erhalten. Dies enthält Hinweise auf die alltägliche Diskriminierung der vollkommen zurückgezogen lebenden Frau, zeugt aber auch von ihrem konkreten Wissen um die in Hamburg vollzogenen Deportationen. Ebenfalls aus Privatbesitz stammt ein Brief-Konvolut der in Auschwitz ermordeten Gifhorner Jüdin Bertha Müller. Es bietet tiefe Einblicke in die Lebenssituation und Gefühlslage einer Frau, die von Gifhorner Amtsträgern der Strafverfolgung ausgeliefert wurde. Durch die Heranziehung von Meldeunterlagen konnten darüber hinaus Datierungen präzisiert werden.

Die zweite Auflage des Buches ist nicht nur in Buchform erhältlich. Ab Montag, 9.November ist sie als Online-Publikation auf der Homepage des Stadtarchives unter der Rubrik „Publikationen“ als PDF-Datei abrufbar. „Wir machen das Buch online kostenfrei für jedermann zugänglich und setzen auf diese Weise unsere kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte fort. Unser Angebot richtet sich gerade auch an die Gifhorner Schulen“, erläutert Matthias Nerlich den Grund auch in der Präsentation neue Wege zu gehen.

Im Stadtarchiv Gifhorn stehen die der Darstellung zugrunde liegenden Unterlagen in Kopie bereit, so dass man sich auch mit einzelnen Aspekten der Geschichte vertiefend beschäftigen kann.

Link zum E-Book:
www.stadt-gifhorn.de/sv_gifhorn/Lebenswert/Stadtarchiv/Publikationen/

Gedrucktes Buch zum Ausleihen:
Stadtbücherei
Cardenap 1, Gifhorn
Öffnungzeiten:
Di, Do: 14 bis 17 Uhr
Mi, Sa, So: 10 bis 13 Uhr

Ein ausführlicher Gastbeitrag von Manfred Grieger zu den neuen Erkenntnissen folgt in KURTs November-Ausgabe sowie in Kürze online auf unserer Website.


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