Endlich raus, zurück in die Natur! Der VfR Wilsche-Neubokel nimmt seine Trainingseinheiten wieder auf

Lang genug hat es gedauert, nun ist es endlich so weit: Der VfR Wilsche-Neubokel nimmt das Training wieder auf. Die verschiedenen Sparten des Sportvereins finden nach der Corona-bedingten Pause zurück, um ihre Übungen, Treffen und Trainingseinheiten hochzufahren. Klar, es ist noch nicht so wie früher – aber ein Anfang ist gemacht.

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Die Welt japst nach Bewegung. Denn monatelang war mal mehr, mal weniger Sport möglich. Zumindest aber nicht mehr wie zuvor, damals, ungefähr Anfang März dieses Jahres. Man weiß das ja schon gar nicht mehr so genau. Die Gewöhnung kam dann fast schneller als die Überraschung, als es nach erster Panik hieß, man solle jetzt zu Hause bleiben, seine Hände desinfizieren, falls man doch mal draußen war, und dürfe ausschließlich mit seinem Haushalt Zeit verbringen, ansonsten mit kaum jemand anderem. Klar war nur: So gut wie alles stand still.

Stillstand ist für vieles nicht so wirklich förderlich. Weder für die Wirtschaft noch für die Beziehung. Am schlimmsten trifft es da allerdings den Sport, denn wie ein jeder weiß, geht es da um, nun ja, Bewegung. Und genau die sollte es lange Zeit eben nicht geben. Um so größer ist nun die Freude, dass alles wieder ein wenig mehr geht. Und die große Rettung nach der sportfreien Zeit ist die Rückkehr in die Natur!

Der VfR Wilsche-Neubokel, gegründet 1963 und mittlerweile über 800 Mitglieder schwer, begrüßt das feierlich. Das Sportgelände gehört mit zu den schönsten des ganzen Landkreises, die beiden Fußballplätze sind allerorts beliebt. Wenn man die Spieler, die Zuschauer, die Trainer fragt, wo es dann am besten ausschaue, lautet die Antwort häufig: Natürlich in Wilsche, ist doch klar. Nichtsdestotrotz finden einige Aktivitäten im Dorfgemeinschaftshaus statt. Da ist die Luft allerdings stickig, miefig, piefig – gerade im Sommer. Also haben sich die Wilscher überlegt, in den Corona-Monaten ein bisschen rumzuprobieren. Es wurde sich unterhalten, es wurden Köpfe zusammengesteckt und schlussendlich: Es wurden Änderungen vorgenommen. „In der Vergangenheit haben wir uns immer über die schlechte Luft in der Halle des Wilscher DGH geärgert – auf die Idee, den Sport nach draußen zu verlegen, kam aber nur unsere Männersporttruppe“, meint Harald Grotjahn, Geschäftsführer des VfR. Und ohne Umschweife fanden erste Beachvolleyball-Einheiten in Neubokel statt.

Das ist aber natürlich noch lange nicht alles: Als nächstes zog es die Senioren zurück ins Grüne, um dort ihre Gymnastik zu machen. Sehr praktisch, da statt der DHG-Stühle einfach die Rollatoren genutzt werden konnten. Die mussten nämlich auch nicht desinfiziert werden. „Die Rücken- und Damengymnastik finden genauso draußen statt wie der von den Krankenkassen geförderte Gesundheitssport – sehr zur Freude der Teilnehmer“, sagt Harald Grotjahn und ergänzt: „Steffi Rodemann, unsere zertifizierte Trainerin für Prävention, nimmt gerne noch Anmeldungen entgegen.“ Auf dem Kleinspielfeld ist nun auch der Kurs Drums-Aerobic unterwegs, die aktuell ungenutzte Bratwurstbude zwischen den Plätzen kann als Lager für die riesigen Gymnastikbälle genutzt werden.

Ungewohnt war es auch, langsamen Walzer barfuß auf Gras zu tanzen – die Lackschuhe blieben im Schuhschrank. Beim Salsa-Kurs kam dagegen schon eher Latino-Feeling auf. „Neu- und Quereinsteiger sind jederzeit willkommen. Unser Trainer Wolfgang Calberlah nimmt sich für jeden gerne etwas Zeit“, betont der Geschäftsführer. Denn in der – nennen wir sie mal – bewegungslosen Zeit könnte der eine oder andere auch neugierig geworden sein und möchte sich mal an etwas Unbekanntem probieren. Für einen Zumba-Neustart konnte Wilsche zudem Ute Missfeldt, ausgebildete Zin, also Zumba-Instruktorin, ins Team holen. Sie wird ab dem 31. August die Halle des Wilscher Dorfgemein-
schaftshauses wieder mit Leben füllen. Auch die Tischtennis- und Badminton-Teams dürfen indoor wieder die Schläger schwingen.

Bewegung gibt‘s nun auch rund um den Lederball. „Thomas Pieper, unser Spartenleiter Fußball, hat während der ungewollt langen Regenerationspause der Rasenflächen dafür gesorgt, dass das Gras grün blieb. Nachdem wir wieder auf die Anlage durften, waren unsere Frauen die ersten, die das Training wieder aufnahmen“, frohlockt Geschäftsführer Harald Grotjahn. Die Frauen hatten zuvor den Aufstieg in die Bezirksliga souverän geschafft – mit einem rekordverdächtigen Torverhältnis von 108:4!

Einige Mannschaften der JSG Gifhorn-Nord trainieren natürlich auch in Wilsche. Dabei gab es übrigens eine Neuerung: Seit Ende Juli übernimmt der VfR die Geschäftsführung, der nötige Vertrag für die Jugendspielgemeinschaft, die es seit 2014 gibt und bisher vom MTV Gamsen geleitet wurde, wurde von den zuständigen Vorsitzenden aus Wilsche und Gamsen sowie vom SSV Kästorf ordnungsgerecht unterschrieben. Eine Zusammenarbeit, die wohl noch lange halten und weiterhin Früchte tragen wird – auch dank der außerordentlich guten Arbeit des erfolgreichen Jugendfußball-Kenners und Vorsitzenden Gianni Milano.

Gleich Anfang September wird es für die Fußballer der 1. Herren in der Bezirksliga ernst. Dann startet der Spielbetrieb mit der Pokalrunde. Der Punktspielbetrieb soll Mitte September anlaufen. Da es wegen der abgebrochenen Saison 2019/20 keine Absteiger, dafür aber Aufsteiger in die Bezirksliga gab, wären zu viele Mannschaften in der Liga gewesen – also wurde die Liga in zwei Gruppen aufgeteilt. Somit gibt es in der nächsten Saison weniger Spiele je Mannschaft. Falls es Corona-bedingt zu Verzögerungen kommt, bleibt auch mehr Zeit für Nachholtermine.

„Wann wieder Normalität jenseits der Balustraden herrscht, ist momentan ungewiss“, seufzt Geschäftsführer Grotjahn. Es sind derzeit nur 50 Zuschauer inklusive Trainer- und Betreuerstab erlaubt. „Mehr wären möglich, wenn wir Sitzplätze hätten und uns verpflichten würden, Zuschauerlisten zu führen.“

Das inklusive Fußballteam des VfR Wilsche-Neubokel freut sich bereits auf die Zeit nach den Sommerferien – dann geht es wieder hinaus auf das nigelnagelneue Multifunktionsfeld in Neubokel. Dort sind nun die letzten Linien auf den roten Kunststoffbelag aufgebracht worden. Und dank des umlaufenden hohen Zaunes braucht dann auch nicht mehr weit gelaufen zu werden, sollte mal ein Ball daneben geschossen werden.

Ohne große Einschränkungen ist das Tennistraining wieder möglich – das Tennisheim ist aber tabu. „Auch das Sportheim an sich können wir nur bedingt nutzen – lediglich für Treffen der gewählten Gremien – der Thekenbereich ist leider genauso gesperrt wie die Duschen. Hinsichtlich der Nutzung des Sportheimes freuen wir uns darauf, dass wir demnächst die Einliegerwohnung für sportliche Zwecke nutzen dürfen“, ist VfR-Geschäftsführer Grotjahn erwartungsfroh. „Die Stadt Gifhorn erfüllt uns dann den lang ersehnten Wunsch nach zusätzlichem Raum für Aktivitäten wie Yoga oder Pilates.“

Es geht also wieder los beim VfR Wilsche-Neubokel. Die bewegungslose Zeit und das Japsen haben eine Ende. Endlich!