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Ein Jahrzehnt Planung ist nun Perfektion geworden: TSV Hillerse: Lars Westergaard spricht im Interview über den neuen Allwetterplatz

Ron Glindemann Veröffentlicht am 30.03.2024
Ein Jahrzehnt Planung ist nun Perfektion geworden: TSV Hillerse: Lars Westergaard spricht im Interview über den neuen Allwetterplatz

Tim Ziegler (links) und die Landesliga-Fußballer des TSV Hillerse spielen ihre erste Saison auf dem eigenen Kunstrasenplatz. Er soll ihnen zu mehr Konstanz und am Ende auch Erfolg verhelfen.

Foto: Sebastian Priebe

Während andere Bezirke oder auch die Stadt Wolfsburg fast auf allen großen Sportanlagen einen Kunstrasenplatz pflegen, ist der TSV Hillerse der erste Verein im Landkreis Gifhorn damit. Genutzt wird der neue Allwetterplatz überwiegend vom TSV Hillerse selbst, dem JFV Kickers und der Ovakara-Grundschule Hillerse. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die Planungen für einen Allwetterplatz begonnen hatten. Mehr als zehn Jahre, in denen der TSV vor viele Herausforderungen gestellt wurde. Doch wohl dem, der einen langen Atem hat – und Fördermittel für sich gewinnt. Ron Glindemann vom Sport KURT hat sich mit Fußball-Spartenleiter Lars Westergaard getroffen und mit ihm über den Platz der Plätze im Landkreis Gifhorn, weitere Vorhaben im Heinz-Unglaube-Park und seine Ziele mit dem Verein gesprochen.

Herr Westergaard, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum einzigen Allwetterplatz im gesamten Landkreis. Wie fällt Ihr Fazit nach der ersten Vorbereitung aus?
Vielen Dank für die Glückwünsche, diese gebe ich gerne an die vielen an der Planung und Umsetzung beteiligten Personen weiter.

Es geht mir, wenn man den Sportbetrieb betrachtet, natürlich sehr gut mit dem Platz. Der Winter ist nass wie nie, vielerorts sind die Rasenplätze gesperrt, bei uns ist der Sportbetrieb ohne Weiteres möglich. Natürlich hat man auch einen großen organisatorischen Aufwand, Training und Spielbetrieb auf der Anlage zu organisieren. Der Platz ist aktuell heiß begehrt.

Ich sehne mich schon ein wenig nach der Zeit, in der auch unsere Rasenplätze wieder zur Verfügung stehen – das entspannt die Belegung und die Nachfrage unserer Mannschaften kann wieder vollumfänglich gedeckt werden. Denn eines ist klar: Der Kunstrasenplatz ist ein immenser Vorteil in der Schlechtwetterzeit und hilft uns auch über die längere Nutzungszeit im Jahr kapazitiv weiter. Aber um den hohen Bedarf über das Gesamtjahr zu decken, sind auch die Rasenplätze nach wie vor dringend notwendig.

Lars Westergaard ist Spartenleiter Fußball beim TSV Hillerse. Er gehört dem verantwortlichen Bauteam an.

Foto: Sebastian Priebe

Was waren die Herausforderungen für Sie und den Verein?
Während der Bauphase ging es vor allem darum, den Trainings- und Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Immerhin fehlte uns der hauptsächlich genutzte Trainingsplatz, welcher zum Kunstrasenplatz umgebaut wurde. Da mussten der ramponierte C-Platz und unser Perfect Green, der A-Platz, genutzt werden. Es ging vor allem darum, sensibel darauf zu achten, den A-Platz nicht zu ruinieren. Hier kann ich mich nur bei den Jugendmannschaften bedanken, die bereit waren, ihren Trainingsort zu wechseln.

Zudem haben wir ein Bauteam aus Hauptvorstand und Spartenvorstand aufgestellt, um regelmäßig an den Baubesprechungen teilzunehmen und Gewehr bei Fuß zu stehen, falls kurzfristig Fragen auf dem Gelände aufkamen.

Der Allwetterplatz ist eine Investition in die Zukunft. Wer profitiert alles davon?
In erster Linie ging es darum, den benötigten Kapazitäten gerecht zu werden. Wir sind zwar nur ein 2500-Seelen-Ort, haben aber mehr Mannschaften als manch ein Stadtclub. Wir haben zwei Herrenteams, eine Damenmannschaft und vier Ü-Teams in der Spielgemeinschaft mit Leiferde. Dazu kommen – gemeinsam mit den Partnervereinen – 18 Jugendteams im JFV.

Um dem gerecht zu werden, war es notwendig einen Platz zu bekommen, der deutlich länger im Jahr genutzt werden kann als üblich. Zudem ist es im Landesliga-Wettbewerb heutzutage ein Nachteil, keinen Kunstrasenplatz zu haben. So trainieren die Teams aus dem Göttinger Raum und Braunschweiger Bezirk schon seit Jahren weiter, wenn bei uns noch nichts geht. Das hat sich jetzt Gott sei Dank geändert. Darüber hinaus steht der Platz auch dem Schulsport der gegenüberliegenden Ovakara-Grundschule zur Verfügung.

Wir müssen auch über die Finanzierung sprechen. Was sollte man auf der Kante haben, um so ein Projekt realisieren zu können?
Ich glaube, auf der Kante haben ist in diesem Zusammenhang das falsche Wort. Besser gefällt mir: Wie intensiv muss man sich mit einem Finanzierungskonzept auseinandersetzen, um solch ein Projekt – ohne sich zu verschulden – umzusetzen. Und wie viel Überzeugungsarbeit muss man leisten, um die Notwendigkeit klar zu vermitteln.

Zugute gekommen ist uns auch eine Steuererstattung durch das Finanzamt. Dafür hat unser Kassenwart Lars Dürkop viele Jahre gekämpft. Letztendlich hat dann das nächsthöhere Finanzgericht entschieden, dass uns das Finanzamt über zehn Jahre zu viele Steuern abkassiert hatte.

Welche Fördermittel konnten Sie in Anspruch nehmen?
Neben dem kommunalen Anteil und dem Eigenanteil des Vereins konnten wir auf Fördermittel aus der Sportstättenförderung des Landkreises Gifhorn, dem Sportstättensanierungsprogramm des Landes Niedersachsen sowie der Förderung zur Sanierung kommunaler Einrichtungen zurückgreifen. Mittel, die vor zehn Jahren schlichtweg noch nicht zur Verfügung standen.

Fußball-Romantikern geht da das Herz auf: Der Kunstrasenplatz im Heinz-Unglaube-Sportpark strahlt im Flutlicht. Ein ganzes Jahrzehnt hat sich der TSV Hillerse um dieses herausragende Trainingsgelände bemüht.

Foto: Sebastian Priebe

Wie lange dauert es, bis so ein Förderantrag bewilligt wird? Und wie lange dauert alles insgesamt?
Das zu pauschalisieren ist, denke ich, nicht so einfach, da unterschiedliche Fördermittelgeber auch unterschiedliche Anforderungen haben. Hier kann ich nur sagen: Es ist unser großes Glück, dass wir mit Lars Dürkop, unserem Finanzminister des Vereins, jemanden haben, der immer wieder den intensiven Aufwand betreibt, sich mit Fördermöglichkeiten und deren Beantragungsvoraussetzungen auseinanderzusetzen. Durch sein Engagement waren auch schon andere Projekte im Verein überhaupt erst möglich.

Sie bieten den Allwetterplatz auch anderen Vereinen zur Nutzung an. Auf der TSV-Website können die Klubs nach freien Slots suchen. Warum machen Sie das?
Wir waren ja selbst jahrelang Nutznießer dieser Möglichkeit bei anderen Vereinen und konnten unsere Vorbereitungsspiele im Winter nur auf fremdem Geläuf austragen. Diese Möglichkeit wollen wir auch anderen Vereinen im Landkreis Gifhorn bieten.

Zudem können wir über die Aufwandsentschädigung Rücklagen bilden, um den Platz auch in Zukunft auf diesem Niveau zu halten.

Welche Haltbarkeitsdauer hat ein Allwetterplatz wie Ihrer und wie hoch sind die Kosten, wenn ein neuer Belag fällig wird?
Wir kalkulieren mit einer Haltbarkeit des Oberbelags von 15 Jahren. Zu sagen, was das dann kostet, wäre ein Stück weit so, als würde man in die Glaskugel gucken. Heute spricht man etwa von 100.000 bis 150.000 Euro – für die wir bereits jährliche Rücklagen bilden.

Einiges tut sich auf dem Gelände des TSV Hillerse. Derzeit ist die Renovierung der Dusch- und Sanitärräume an der Reihe.

Foto: Sebastian Priebe

Bereits vor dem Bau des Kunstrasenplatzes hat der TSV Hillerse die Flutlichtanlage erneuert und auch weitere Maßnahmen vorgenommen, um die Anlage auf einem Top-Niveau herzurichten. Der Allwetterplatz erstrahlt jetzt bei Dunkelheit durch LED-Strahler. Ein paar Wochen nach der Einweihung des neuen Platzes ging es schon mit neuen Baumaßnahmen weiter. Was passiert noch alles im Heinz-Unglaube-Sportpark?
Aktuell befinden wir uns in den ersten Zügen der energetischen Sanierung unseres Sportheims. Es werden in zwei Bauabschnitten die Kabinen sowie die Dusch- und Sanitärräume auf den heutigen Stand der Technik und Energieeffizienz gebracht.

Ist der TSV jetzt verschuldet?
Ein ganz klares Nein. Wir wirtschaften im Verein total solide, geben kein Geld aus, was wir nicht haben. Wie bereits beschrieben haben wir unsere Projekte umgesetzt, ohne uns zu verschulden – und dasselbe gilt für geplante und laufende Projekte.

Eine große finanzielle Hilfe ist dabei unsere Vereinsgaststätte, die wir in Eigenregie betreiben. Das klappt nur, weil alle Mannschaften im Verein anpacken. Jeder Euro Gewinn, den wir aus der Gaststätte erwirtschaften, fließt eins zu eins in die Infrastruktur unseres Sportgeländes.

Herr Westergaard, in den vergangenen Monaten ist organisatorisch einiges auf Sie eingeprasselt. Wie haben Sie das gemeistert?
Ich bin das ja bei weitem nicht alleine. Ohne die gute Zusammenarbeit mit dem Hauptvorstand in Person von Stefan Kalberlah und Lars Dürkop sowie meinem Vertreter Nick Schmerling, die gemeinsam mit mir das Bauteam bilden, und einer Gemeinde und Gemeindepolitik, die dahinterstehen, wäre das gar nicht möglich gewesen.

Das wohl unbeliebteste Schild im Fußball-Kreis Gifhorn. Ist solch eines aufgestellt, bedeutet das nervige Nachholspiele und Mehraufwand.

Foto: Sebastian Priebe

Natürlich ist der Zeitaufwand in einer solchen Phase enorm hoch. Wenn man aber sieht, was hier entsteht – speziell mit dem Kunstrasenplatz und der Sportheimsanierung –, dann entschädigt das doch für einigen Verzicht. Aber ohne eine Frau, die das toleriert und zu Hause auffängt, wäre ich auch nicht erneut Spartenleiter geworden.

Welche Ziele haben Sie noch mit dem TSV Hillerse?
Fußball ist eine Wettkampfsportart, also will man im Rahmen seiner Möglichkeiten natürlich maximalen Erfolg. Die Möglichkeiten verbessern wir gerade mit Siebenmeilenstiefeln.

Klar, denken jetzt andere: Die stehen auf einem Abstiegsplatz in der Fußball-Landesliga. Aber wir gucken hier nicht auf eine Saison, sondern denken langfristig. Wir haben in jeder Altersstruktur Mannschaften – das kann nicht jeder Verein von sich behaupten. Speziell im Jugendbereich ist es vor allem wichtig, dass wir den Kindern in jeder Altersstruktur, gemeinsam mit den anderen Partnervereinen, Fußball anbieten können.


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