Vereinsportrait

15.000 Arbeitsstunden für den Umbau des Vereins: Das Haus der Vereine hat den HSV Hankensbüttel fit für die Zukunft gemacht

Klaus Kühlmeyer Veröffentlicht am 03.02.2024
15.000 Arbeitsstunden für den Umbau des Vereins: Das Haus der Vereine hat den HSV Hankensbüttel fit für die Zukunft gemacht

Allen Grund zum Jubeln: Die 1. Herrenmannschaft der Hankensbütteler Fußballer feierte in der vergangenen Saison ihren Aufstieg in die Kreisliga. Aktuell befindet sie sich dort im gesicherten Tabellenmittelfeld.

Foto: Privat

Mehr als 120 Jahre hat der HSV Hankensbüttel bereits überdauert. Mit 461 Mitgliedern in zwei Hauptabteilungen gehört er zu den größten Vereinen der Samtgemeinden im Gifhorner Nordkreis und bietet den Bürgerinnen und Bürgern nicht nur ein sportliches, sondern auch ein gemeinschaftliches Zuhause. In diesem Vereinsportrait wirft Sport KURT einen kurzen Blick auf die Geschichte sowie das Angebot des Vereins. Mit der in diesem Jahr eingeweihten Sportanlage, dem Haus der Vereine mit integriertem Sportheim, ist der Weg offen in eine Zukunft mit noch mehr sportlichen Möglichkeiten und für die Gemeinschaft in Hankensbüttel.

Gemeinsame und getrennte Wege
Als der spätere Gastwirt H. C. Schulz im Jahr 1901 einen Turnverein gründete, hieß dieser noch „Einigkeit“. Nach 122 Jahren stellt sich diese Namenswahl als Treppenwitz der Geschichte dar, denn auch wenn die Verantwortlichen und Mitglieder gemeinsam an einem Strang ziehen, ist die Zweiteilung nicht zu übersehen: Bis heute besteht der Gesamtverein aus den Abteilungen Fußball und Turnen, wobei beide Abteilungen unterschiedliche Sportarten anbieten.

Das Turnen fand anfangs zunächst im Gasthaus Bünnig statt und erfreute sich zunehmender Beliebtheit. Von 1902 bis 1903 stieg die Zahl der aktiven Turner von 40 auf 79 und hatte sich somit innerhalb eines Jahres beinahe verdoppelt. Wenige Jahre später entstand der MTV Hankensbüttel mit dem Gasthaus Schacke (später Hotel Deutsches Haus) als Domizil, und 1913 nahm der Fußball als Vereinssport mit dem FC Hankensbüttel Fahrt auf.

Im Jahr 1920 schlossen sich die drei Vereine zusammen, um ihre Kräfte zu bündeln, und der Turnbetrieb wurde ins Gasthaus Olvermann verlegt. Es muss das sprichwörtliche verflixte Jahr gewesen sein, das 1927 zu einer vorübergehenden Trennung der Fußballer und der Turner führte. 1933 schlossen sie sich aber endgültig wieder zusammen und ließen sich als Turn- und Sportverein von 1901 ins Vereinsregister eintragen.

Das sieht nach vielen fitten, jungen Kerls aus: Ein Foto aus dem Jahr 1925 zeigt das Hankensbütteler Fußball-Team. In diesen Jahren hatten sich die drei Hankensbütteler Vereine Einigkeit, MTV und FC zusammengetan.

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Trends kommen und gehen
Die wichtigsten Elemente des Gesamtvereins waren bereits damals Fußball und Turnen, doch auch andere Sportarten wurden schon früh bedient. Faustball zum Beispiel erlebte in den 1950er Jahren eine Blütezeit, und die Hankensbütteler Sportfreunde waren bei dem Spiel, welches dem Volleyball ähnelt, mit mehreren Kreis- und Bezirksmeistertiteln erfolgreich. Doch nicht jeder Trend hält ewig. So kamen und gingen sportliche Angebote wie Schwimmen, Leichtathletik, Boxen, Tischtennis, Volkstanz, Jazzdance sowie ein Fanfarenzug.

Shakehands des heutigen Vereinsvorsitzenden Philipp Hanf mit einem französischen Kollegen: In den 1980er Jahren gab es einen regen sportlichen Austausch mit der Partnerstadt Hankensbüttels, Le Mesnil St. Denis nahe Paris.

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Nomen est omen? Nicht in der Abteilung Turnen
Der Turnsport war wie bei vielen traditionellen Vereinen in Deutschland der Ausgangspunkt. Als Fußball, Handball und andere Teamsportarten noch nicht den heutigen Stellenwert besaßen, galten die Begriffe Sport und Turnen fast als gleichbedeutend.

In der Festschrift zum 100. Jubiläum erinnert sich Helmut Schröder an seine turnerischen Anfänge während der Kriegswirren: Erst trainierte er gemeinsam mit seinem Bruder bei H. C. Schulz, später in Räumen der Schützengesellschaft. Dort waren aber die meisten Fensterscheiben zerbrochen und Ersatz war kaum aufzutreiben. „Also organisierten wir Pappe und Nägel und nagelten die maroden Fenster einfach zu.“

Heute gehören gut 100 Mitglieder der Abteilung Turnen an, allerdings wird der Turnsport an sich seit mehr als 35 Jahren nicht mehr aktiv betrieben. Die Abteilung bietet aktuell Handball und Damengymnastik an. Letztere Sparte ist seit vielen Jahren erfolgreich und bietet zurzeit rund 25 aktiven Sportlerinnen die Möglichkeit, aktiv und fit zu bleiben. Zudem soll zukünftig auch ein Full-Body-Workout angeboten werden.

Prägende Höhen und Tiefen im Handballsport
Die Geschichte des Handballs in Hankensbüttel beginnt in den 1920er Jahren. Genaueres über die Anfänge ist kaum überliefert, weil Anfang der 1960er Jahre bei einem Brand viele alte Unterlagen vernichtet wurden. Aus einer Chronik des MTV Stöcken geht aber hervor, dass 1929 Handballspiele zwischen Hankensbüttel und Stöcken stattfanden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es auch im Handball mit Damen-, Herren- und Jugendmannschaften weiter – allerdings oft nicht ganz problemlos. So musste beispielsweise der Weg zu Spielen in Brome mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Unterwegs wurden die Sportler von der Militärpolizei angehalten, weil sie sich mehr als 20 Kilometer vom Heimatort aufhielten. In Brome lag der Sportplatz direkt an der Zonengrenze, so dass auf der östlichen Seite russische Militärs und auf der westlichen die Amerikaner das Spiel verfolgten, wie der ehemalige Spartenleiter Hans-Henning Rehwinkel berichtet.

Eine Blütezeit, maßgeblich geprägt durch die Trainer Wolfgang Symmank und Helmut Lümmer erleben die Handballerinnen und Handballer in den 80er Jahren mit zeitweise 14 aktiven Teams und Aufstiegen der Damen bis in die Regionalliga. Heute ist in der Abteilung Turnen des HSV Hankensbüttel nur noch eine Handballjugendmannschaft aktiv, eine weibliche B-Jugend in der Spielgemeinschaft mit JSG Isenhagen und Oesingen, die 2013 gegründet wurde.

Fußball-Abteilung stellt den Löwenanteil
Mit mehr als 350 Sportlerinnen und Sportlern stellt die Abteilung Fußball im HSV Hankensbüttel den Löwenanteil der Mitglieder. Davon treten zurzeit rund 200 Jugendliche und Erwachsene gegen das runde Leder, weiterhin beinhaltet die Abteilung die Sparten Judo, Volleyball, Kinderturnen und Gymnastik.

Mit Unterstützung einiger engagierter Mitglieder hat die Fußball-Abteilung die rund 15.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden beim Bau des Hauses der Vereine gemeistert.

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Die Kickerinnen und Kicker des HSV Hankensbüttel gliedern sich in zwei Herren-Teams und eine Damenmannschaft sowie in 18 Jugendmannschaften, eine davon mit weiblichen Nachwuchstalenten. „Seit gut 15 Jahren ist unsere Jugendarbeit sehr erfolgreich und wurde federführend geprägt durch Sven Hardel, Dirk Asmus, Max Jeep, Niko Braun und viele engagierte Trainer und Betreuer“, freut sich Abteilungsleiter Holger Reihl. Seit zweieinhalb Jahren trainiert Dirk Asmus die 1. Herrenmannschaft und kennt somit viele derzeitige Spieler aus seiner Zeit als Jugendtrainer. Gemeinsam mit Jens Meyer leitet er das Team in der Kreisliga.

In der 2. Kreisklasse tritt die 2. Herren unter Leitung von Thomas Knigge gegen das runde Leder. Gemeinsam mit ihren Sportfreundinnen aus Knesebeck bilden die Hankensbütteler Fußballerinnen die SG Knesebeck-Hankensbüttel und mischen zurzeit in der Kreisliga mit.

Als Vater für den Erfolg der Fußballsparte sehen viele ältere Mitglieder der Fußballabteilung besonders Vereinsikone Hans Smilowski an: Nachdem er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die Fußball-Abteilung übernommen hatte, trug er maßgeblich zur Errichtung des Sportheims bei, was damals im Kreis Gifhorn noch eine Ausnahme darstellte und nur mit jeder Menge Eigeninitiative möglich wurde. 1969 wurde er zum Vorsitzenden des Gesamtvereins gewählt. In der Festschrift zum 100-jährigen Vereinsbestehen erinnerte der damalige Abteilungsleiter Fußball Dieter Krzykowski an die Weitsicht Smilowskis: „Er hatte erkannt, dass zu einem Erfolg auch gute äußere Bedingungen im Umfeld von größter Bedeutung sind.“ Dies habe maßgeblich zu den sportlichen Erfolgen während seiner Tätigkeit beigetragen.

Echte Kraftanstrengungen gehören zum Training der Judo-Sparte des HSV Hankensbüttel. Sie ist der Abteilung Fußball zugeordnet.

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Der erfolgreiche sanfte Weg
Mit ihrer Judo-Sparte begeistert der HSV Hankensbüttel Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Nordkreis für die Kampfsportart. Gegründet wurde die Sparte 1985 von Hans-Joachim Mohring, der die Sparte in kurzer Zeit groß aufzog. Seit Mohrings schrittweisem Ausscheiden ab 1991 führen die Trainer Ralf Deing, Kerstin Müller und Fabian Rehders die zurzeit 28 Judoka auf den sanften Weg, wie der Sport aus dem Japanischen übersetzt heißt.

Junge Turner und alte Strukturen
Es ist nie zu früh, mit einer sportlichen Aktivität zu beginnen. Dieses Credo verfolgt die Fußball-Abteilung des HSV Hankensbüttel seit mehr als sechs Jahrzehnten mit der Sparte Kinderturnen. Dabei steht der Spaß an der Bewegung im Vordergrund, und die jungen Vereinsmitglieder werden Schritt für Schritt an die Geräte gewöhnt.

Die Turnkinder lernen erste motorische Fähigkeiten wie die Rolle vorwärts und rückwärts, wie man einen Ball wirft oder schießt oder einen Handstand hält. Klettern und Balancieren stärken die Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung. Bei ersten Team-Spielen lernen sie den Umgang mit anderen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Übungsleiterin Jessica Jantz: „Immer wieder fangen ängstliche oder introvertierte Kinder mit vier Jahren bei mir an, die mit sechs Jahren viel mehr Selbstbewusstsein und Teamgefühl entwickelt haben. Diese Entwicklungen beobachten und positiv zu stärken ist das Schönste für mich als Trainerin.“

Zusätzlich bietet die Fußball-Abteilung die Sparte Gymnastik an. „Es hat sich historisch entwickelt, dass sowohl die Turn- als auch die Fußball-Abteilung Gymnastik im Programm haben“, erklärt der HSV-Vorsitzende Philipp Hanf. Ironischerweise werden beide Sportangebote bislang mit Anke Seidler und künftig mit Vivien Kolic von derselben Person geleitet. „Es ist oft schwierig, alte Strukturen zu durchbrechen, obwohl davon einige auf Ereignissen beruhen, die viele Jahrzehnte zurückliegen und die damaligen Verantwortlichen schon lange nicht mehr leben“, so Hanf.

Mit der kürzlich neu erstellten Vereinssatzung und viel Geduld hofft er, dass die Abteilungen bald neu organisiert werden und der Verein den Mitgliedern eine nachvollziehbare Vereinsstruktur bietet.

Haus der Vereine: Abschluss eines Jahrhundertprojekts
Auf viele Jahre der Planung, Korrespondenz mit Behörden und Förderern sowie viel Eigenarbeit blicken die Verantwortlichen des Vereins zurück, als sie endlich zur Einweihungsparty der neuen Sportanlage im August einladen konnten. Der Vorsitzende weist hierbei auf einen großartigen Einsatz des Vorstandes der Abteilung Fußball hin: „Die neun Vorstandsmitglieder haben mit Unterstützung einiger weiterer Mitglieder den allergrößten Teil der gut 15.000 Arbeitsstunden auf dem Bau geleistet“, so Philipp Hanf.

Für den Bau der neuen Sportanlage haben sich einige Mitglieder mächtig ins Zeug gelegt.

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Das Haus der Vereine kooperiert mit ortsansässigen Vereinen, damit das Gebäude vielen Anwohnern der Region zugutekommen kann. Dazu gehören ein Konferenzraum, ein Mehrzweckraum sowie ein Gesellschaftsraum mit Theke. So will der HSV Hankensbüttel ganz im Sinne von Hans Smilowski dazu beitragen, dass „zu einem Erfolg auch gute äußere Bedingungen im Umfeld von größter Bedeutung sind“.

Hilfe für das Projekt gab es von Kreis- und Landessportbund, vom Landkreis, dem Amt für kommunale Entwicklung und dem Dorferneuerungsprogramm. Auch die Gemeinde und Samtgemeinde unterstützten die Baumaßnahmen laut Verein durch eine konstruktive und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Weniger hilfreich waren die pandemiebedingten Austritte und die zuletzt gestiegenen Baukosten. Gerade wegen manch widriger Umstände ist der HSV-Vorsitzende Hanf überzeugt: „Die Bezeichnung Jahrhundertprojekt ist durchaus gerechtfertigt.“

Neue Möglichkeiten tun sich auf
Mit der neuen Sportanlage will der Verein auch eine weitere Klientel ansprechen und sein sportliches und gesellschaftliches Angebot erweitern. So ist beispielsweise eine Darts-Abteilung im Aufbau und vielleicht werden auch Skateboarder mittelfristig im HSV Hankensbüttel eine Heimat finden. Außerdem sollen Breitensport für alle Altersklassen, Fitnessangebote und Freizeitsport wie Fahrradtouren die Gesundheit und die Gemeinschaft in der Samtgemeinde stärken. „Wir sind zuversichtlich, dass wir bis zu unserem 125. Jubiläum im Jahr 2026 diese und weitere Vorhaben umsetzen können“, so der Vorsitzende Philipp Hanf.

Zahlen, Daten Fakten
Der Hankensbütteler SV von 1901 zählt zurzeit 461 Mitglieder.

Sparten in der Abteilung Fußball:
Fußball
Judo
Volleyball
Kinderturnen und Gymnastik

Sparten in der Abteilung Turnen:
Handball
Gymnastik

Vorstand:
Vorsitzender: Philipp Hanf
Leiter Abteilung Turnen: Peter Mako
Leiter Abteilung Fußball: Holger Reihl
Geschäftsführer: Heinz Ehmke

hsv-hankensbuettel.de


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