Fußball

Warum ist vorher niemand auf die Idee gekommen? Jugendfußball-Trainer Marcel Goese erklärt im Interview, weshalb er Funiño richtig gut findet

Redaktion Veröffentlicht am 04.03.2024
Warum ist vorher niemand auf die Idee gekommen? Jugendfußball-Trainer Marcel Goese erklärt im Interview, weshalb er Funiño richtig gut findet

Fragt sich, warum die Reform erst so spät gekommen ist: Marcel Goese, F-Jugend-Trainer beim JFV Boldecker Land.

Foto: Privat

Marcel Goese ist Jugendfußballtrainer beim JFV Boldecker Land – und er kann die ganze Aufregung um die Jugendspielreform kein bisschen nachvollziehen. Im Gegenteil: Der Coach hätte sich diesen Schritt schon viel früher vom Verband gewünscht. Im Interview mit Sport KURT verrät der Grußendorfer, der selbst viele Jahre auf dem Platz gestanden hat, warum er ein so großer Verfechter von Funiño und der Reformation des deutschen Jugendfußballs ist. Dabei hilft ihm auch ein Blick auf seine eigenen Anfänge am Ball.

Herr Goese, Sie sprechen sich deutlich für die Jugendspielreform aus. Weshalb?
Es gab viele kritische Stimmen bezüglich der Reform, und es ist auch richtig Dinge zu hinterfragen. Aber wenn man kritisiert, dann muss man auch ein wenig Hintergrundwissen haben. Ich meine, niemand, der sich mal ein Funiño-Spiel angesehen und ein bisschen Ahnung vom Fußball hat, kann danach sagen, dass das nicht gut für die Kinder wäre. Ich bin komplett dafür und finde die Reform richtig gut. Ich frage mich sogar: Warum ist da nicht vorher jemand drauf gekommen?

Sie trainieren eine F-Jugend beim JFV Boldecker Land. Wie sind Ihre Erfahrungen mit Funiño im Alltag?
Die Kinder nehmen es richtig gut an und saugen in jeder Trainingseinheit alles auf. Es gibt keine bessere Spielform für Kinder in diesem Alter. Bei unserer F-Jugend sind wir schon lange von dem Konzept überzeugt und sehen die Fortschritte und den Spaß bei unseren Jungs.

Was genau ist der große Vorteil am Funiño im Vergleich zum bisherigen Kleinfeldfußball?
Der Vorteil liegt eigentlich auf der Hand: Beim Funiño im Drei-gegen-Drei auf jeweils zwei Tore ist so viel Action drin. Die Kinder – und zwar alle und nicht nur die besten Kicker – haben so viele Ballkontakte, müssen so viele Entscheidungen innerhalb kürzester Zeit treffen, da sie immer Angreifer und Verteidiger zugleich sind.

Wenn ich da an meine eigene Jugend zurückdenke, im klassischen Sieben-gegen-Sieben, da hatten manche Kinder fast nie den Ball. Es gibt auch viel mehr Zweikämpfe. Die Kinder werden auf so vielen Ebenen geschult und erlernen die Basics schon sehr früh. Außerdem gibt es kein Gebuffe, wo der mit dem stärksten Schuss ständig aufs Tor bolzt.

Ein Kritikpunkt am neuen Regelwerk ist, dass es keinen Torhüter gibt. Kritiker behaupten, dass später auch kein Kind mehr ins Tor möchte. Wie beobachten Sie das?
Also wenn wir Torschussübungen mit Torhüter im Training einstreuen, dann wollen viele Kinder ins Tor. Die Kritik ist daher unbegründet.

Ich bin auch überzeugt, dass es keine Auswirkung auf die Entwicklung eines Torhüters hat, ob er in den ersten Jahren nicht im Tor oder im Feld gefordert wurde. Im Gegenteil: So lernt er mit dem Ball umzugehen. Das ist eher ein Vorteil.

Natürlich gibt es diese Traditionalisten, die sich darüber beschweren, dass es ohne Torwart kein Fußball sei. Aber mal im Ernst: Was bringt denn ein 1,25 Meter großer Torhüter in einem vergleichsweise riesigen Kleinfeldtor?

Und wie schaut es damit aus, dass die Spiele nicht mehr wie gewohnt gewertet werden sollen? Dass dadurch der Ehrgeiz der Kinder leiden würde, ist ja auch ein Argument der Reformgegner.
Ich kann jedem dieser Gegnerinnen und Gegner versichern: Jedes Kind zählt die Tore mit, die im Spiel fallen, und kennt das Endergebnis.

Es wird gefeiert und getrauert – völlig egal, ob es nun herkömmlich gewertet wird oder nicht. Da ändert sich nichts. Außerdem bekommen die Kinder ja ein sofortiges Feedback auf ihre Leistung, wenn sie das Feld wechseln.

Wenn eine Mannschaft die meiste Zeit auf dem Champions-League-Feld gespielt hat, dann weiß sie auch am Ende, dass sie wohl ganz gut unterwegs gewesen ist.


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