Kriminalität

So hat Meines Polizei den Fahrraddieb geschnappt: Zur Aufklärung der viermonatigen Diebstahlserie wurde auch zivil ermittelt

Marieke Eichner Veröffentlicht am 26.10.2021
So hat Meines Polizei den Fahrraddieb geschnappt: Zur Aufklärung der viermonatigen Diebstahlserie wurde auch zivil ermittelt

Thomas Bunk (links), Daniela Haupt und Adrian Schady zeigen ein gestohlenes Fahrrad und geknackte Schlösser.

Foto: Marieke Eichner

Eine Welle von Fahrraddiebstählen überrollte seit Juni die Gemeinde Meine in Gifhorns Südkreis. Selbst mit einem Schloss gesicherte Drahtesel waren vor dem Dieb nicht sicher. Doch im September konnten die Meiner Polizistinnen und Polizisten einen Erfolg verbuchen: Durch intensive Ermittlungen wurde der Langfinger geschnappt. Im KURT-Interview berichten Thomas Bunk, Daniela Haupt und Adrian Schady, wie sie das geschafft haben.

„Das war schon eine Menge an Rädern“, staunt Thomas Bunk, Leiter des Polizeikommissariats in Meine. „Wir bewegen uns in Meine, was Fahrraddiebstähle angeht, im üblichen Bereich ohne signifikante Änderung. Darum ist uns die Serie gleich aufgefallen.“

„Wir haben festgestellt, dass seit Anfang Juni vermehrt Anzeigen wegen Fahrraddiebstahls eingingen“, berichtet die im Fall federführende Sachbearbeiterin im Kriminalermittlungsdienst Daniela Haupt. „In der Woche wurden durchgängig mehrere Taten gemeldet. Hauptsächlich wurden Markenfahrräder geklaut.“ Ihr Kollege und Leiter des Kriminalermittlungsdiensts Adrian Schady ergänzt: „Nur in der Ortschaft Meine gab es diese Häufung, in ganz Meine verteilt, aber mit Häufung am Bahnhof und am Philipp-Melanchthon-Gymnasium.“ Schnell folgerten sie darum: Es muss sich um einen Täter aus dem Ort handeln.

„Den Bürgern ist das natürlich auch aufgefallen“, wirft Adrian Schady ein. „Die Sorge und Beunruhigung haben wir gemerkt. Der Ermittlungsdruck wurde also von Woche zu Woche höher.“

„Doch selbst in Meine gibt es viele Möglichkeiten Fahrräder abzustellen“, gibt Thomas Bunk zu bedenken. „Man weiß vorher nie, wo der nächste Tatort sein wird. Selbst mit hohem Personalaufwand ist der Erfolg nicht sicher. Viele Komponenten haben wir nicht in der Hand.“ Trotzdem blieb die Polizei dran.

„Wir haben in unserem kleinen Polizeikommissariat mobilisiert und die Tatorte in unsere Streife aufgenommen“, erzählt Daniela Haupt. „Außerdem waren wir mit zivilen Kräften vor Ort und haben versucht, Hinweise zu erlangen.“ Denn: „Ohne Spuren oder Hinweise haben wir wenig Möglichkeiten, solche Taten aufzuklären“, weiß Thomas Bunk. Die Hartnäckigkeit zahlt sich aus, als Mitte August ein Zeuge den Verdacht auf einen 17-Jährigen lenkt.

Adrian Schady und Daniela Haupt vom Kriminalermittlungsdienst der Polizei Meine kamen dem Fahrraddieb auf die Spur, der mehr als 20 Drahtesel in der Ortschaft Meine klaute und weiterverkaufte.

Foto: Marieke Eichner

„Adrian Schady und ich haben Anfang September in zivil bestreift. Da kam uns der sprichwörtliche Kommissar Zufall zu Hilfe“, erinnert sich Daniela Haupt. „Das passiert selten, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist“, wirft Adrian Schady ein. „Plötzlich ist der Tatverdächtige mit einem Fahrrad weggefahren“, berichtet seine Kollegin weiter. „Wir haben natürlich versucht, dranzubleiben – ihn aber leider verloren.“

Ein herber Rückschlag – aber selbstverständlich nicht das Ende der Ermittlung. Die Polizei Meine gibt noch mal alles. „Wir haben viele Kräfte für die zivile Überwachung mobilisiert – vor allem am Gymnasium“, so Adrian Schady. „So begann die Aufklärung der Tatserie.“ Diesmal spielt den Beamtinnen und Beamten nicht der Zufall in die Hände. „Wir sind in sein Zeitschema reingekommen.“ Wieder auf frischer Tat am helllichten Tag ertappt, können die Polizistinnen und Polizisten den jugendlichen Tatverdächtigen Mitte September festnehmen. „Bei unserer Kontrolle konnte er nicht nachweisen, dass das Fahrrad seins ist. Das war das Ziel“, erläutert Thomas Bunk.

„Bei der Vernehmung war ein Rechtsanwalt dabei“, berichtet Daniela Haupt. Im Gespräch mit den Beamtinnen und Beamten im Meiner Kommissariat gesteht der 17-Jährige nicht nur, er enthüllt auch sein Motiv: Der Jugendliche habe aufgrund finanzieller Probleme gestohlen. „Mit den Rädern ist er direkt weitergefahren nach Braunschweig, um sie an LKW-Fahrer weiterzuverkaufen“, so Daniela Haupt.

„Es handelt sich um ein noch laufendes Verfahren und um einen Minderjährigen, darum können wir noch nicht viel berichten“, erklärt Adrian Schady. Was den 17-Jährigen nun erwartet, entscheidet die Justiz. Und Daniela Haupt gibt zu bedenken: „Das Jugendstrafrecht ist nicht auf Strafe aus. Es soll die Möglichkeit geben, Fuß zu fassen im normalen Leben.“

Mehr als 20 verschwundene Fahrräder werden der Diebstahlserie zugeschrieben. Seit anderthalb Jahren ist Thomas Bunk Meiner Dienststellenleiter und in naher Vergangenheit hat er einen solchen Ermittlungsaufwand nicht erlebt. Er ist stolz, „dass die Kollegen das Hand in Hand so schnell hinbekommen haben“. Nun müssten die Bürger keine Angst mehr haben, dass ihnen das Fahrrad geklaut werde. „Ein Erfolgserlebnis für uns – und für die Bürger.“

Daniela Haupt appelliert trotzdem: „Die Polizei bietet eine Registrierung mit Aufklebern an.“ Und Thomas Bunk ergänzt: „Ein hochwertiges Schloss bietet viel mehr Widerstand. Also bitte nicht am falschen Ende sparen!“


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