Letzte Ruhe

Ribbesbüttels neuer Ruhewald als Ort der Einkehr in der Natur

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 14.03.2021
Ribbesbüttels neuer Ruhewald als Ort der Einkehr in der Natur

Julius Löbbecke kam die Idee für einen eigenen Ruhewald bei einem Besuch in Bayern.

Foto: Çağla Canıdar

Konfessionslos, würdevoll, naturbehaftet: Seit diesem Jahr hat der neue Ruhewald Rittergut Ribbesbüttel seine Pforten geöffnet. Geführt wird er von Julius Löbbecke, dessen Familie mittlerweile in der vierten Generation und seit 1905 auf dem Rittergut lebt. Der Ruhewald ist ein alternativer Friedhof und erstreckt sich – vorerst – auf 4 Hektar Fläche. Zur Bestattung gibt es vielfältige Plätze, etwa einen Einzelbaum oder einen Familienbaum. Eines ist aber immer gewährleistet: Der Ruhewald ist ein Ort der Geborgenheit.

Gekommen sei Julius Löbbecke die Idee, einen Ruhewald anzulegen, bei einem Besuch in Bayern. Dort traf er einen Bekannten, der einen Bestattungswald betreibt. Seitdem keimte der Wunsch, ein ähnliches Projekt auf dem Rittergut im heimischen Ribbesbüttel zu entwickeln. Nach einigen Monaten wandte sich Familie Löbbecke mit einer ersten Anfrage an die Samtgemeinde Isenbüttel, später wurde ein 40-seitiges naturschutzfachliches Gutachten beim Landkreis eingereicht. Als das genehmigt wurde und die Samtgemeinde die Trägerschaft übernahm, war der Auftakt geschafft.

Das Besondere am Ruhewald ist seine Wirkung auf den Menschen: „Im Wald verbringt man auch zu Lebzeiten gerne Zeit. Er steht für Ruhe und Geborgenheit und ist darüber hinaus ein Zufluchtsort“, weiß Julius Löbbecke. Der Gedanke, die letzte Ruhe also an einem Ort zu suchen, den man mit positiven Gefühlen und Erinnerungen verbindet, wird immer beliebter. Rund 20 verschiedene Baumarten gibt es auf insgesamt 30 Hektar zu entdecken, seltene Vogelarten wie der Pirol und der Trauerschnäpper fühlen sich dort heimisch, leise grasen dort Rehe, und bunte Spechte picken ausgelassen an Baumstämmen.

Der Ruhewald auf dem Rittergut der Familie Löbbecke ist naturbelassen, andächtig und ein Ort der inneren Einkehr.

Foto: Çağla Canıdar

Diese Naturbelassenheit zu pflegen ist das vorderste Ziel des Ruhewalds in Ribbesbüttel. „Wir haben nur da, wo es nötig war, Totäste herausgeschnitten“, erklärt Julius Löbbecke. Der Andachtsplatz wurde aus Bäumen aus dem Wald gefertigt, geschottert ist lediglich der Weg vom Parkplatz bis zum Andachtsplatz, um die Barrierefreiheit zu gewährleisten. Ansonsten bleibt alles so, wie es ist. Denn der Charme entsteht eben gerade dadurch, dass es die verschiedenen Waldbilder zu beobachten gibt – vom urigen Feuchtbiotop mit Teich über die 200 Jahre alten Eichen bis hin zu Wildkirschen- und Walnussbäumen. „Jeder ist eingeladen, einen Spaziergang durch unseren Wald und sich damit selbst ein Bild zu machen“, schlägt Julius Löbbecke vor.

Der Ruhewald versteht sich als würdevolle Alternative zu konventionellen Bestattungsformen und ist konfessionell ungebunden. Die biologisch abbaubaren Urnen werden am Fuße eines Baumes oder je nach Wunsch an anderen ausgewählten Stellen des Waldes beigesetzt. „Häufig sind Angehörige in ganz Deutschland verstreut, die Grabpflege kann so zur Belastung werden“, meint Julius Löbbecke. Bei einer Bestattung im Ruhewald dagegen übernimmt der Wald selbst die Grabpflege.

Ein Ort der Ruhe und Geborgenheit.

Foto: Çağla Canıdar

Ebenso ermöglicht der Ruhewald eine ganz individuelle Bestattungsform. Die Begleitung durch einen Pastor, einen Trauerredner, die Rede eines Enkels, Live-Musik – vieles ist denkbar, solange der Rahmen würdevoll bleibt. Für alle möglichen Vorstellungen und Lebensumstände hat Julius Löbbecke eine passende Option im Katalog: Es gibt Gemeinschaftsbäume mit bis zu zwölf Ruheplätzen und 20 Jahren Laufzeit ab Beisetzung, Einzel- und Paarbäume mit einer Laufzeit von 45 Jahren und Familien- und Freundesbäume ebenfalls mit zwölf Urnenstellen und einer Laufzeit bis zu 90 Jahren. Außerdem gibt es einen Sternchenbaum mit kostenfreien Grabstellen für verstorbene Kinder unter einem Jahr, Früh- und Totgeburten.

Gruppenführungen und ein Tag des offenen Waldes sollen ebenfalls stattfinden. Doch auch trotz Corona hat der Betrieb des Ruhewalds nun begonnen. Julius Löbbecke verrät: „Die Ersten haben sich schon Bäume ausgesucht.“

Ruhewald Rittergut Ribbesbüttel GmbH
Julius Löbbecke
Gutsstraße 11, Ribbesbüttel
Tel. 0160-3039571
www.ruhewald-ribbesbuettel.de


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