Verkehrsunfallstatistik

Polizei Gifhorn stellt Verkehrsunfallstatistik 2020 vor: Weniger Verkehrsunfälle - aber mehr Drogenfahrten, Baumunfälle und verletzte Pedelec-Fahrende

Marieke Eichner Veröffentlicht am 21.04.2021
Polizei Gifhorn stellt Verkehrsunfallstatistik 2020 vor: Weniger Verkehrsunfälle - aber mehr Drogenfahrten, Baumunfälle und verletzte Pedelec-Fahrende

Polizeichef Thomas Bodendiek (links), Sachbearbeiterin für Einsatz und Verkehr Carolin Arndt, Einsatzleiter Christian Engel und Sachbearbeiter für Einsatz und Verkehr Winfried Enderle präsentierten am heutigen Mittwochmorgen die Gifhorner Verkehrsunfallstatistik 2020.

Foto: Çağla Canıdar

„Sehr erfreulich“, findet der Gifhorner Polizeichef Thomas Bodendiek die Verkehrsunfallstatistik 2020. Gemeinsam mit dem Einsatzleiter Christian Engel, den Sachbearbeitern für Einsatz und Verkehr Carolin Arndt und Winfried Enderle sowie Pressesprecher Christoph Nowak präsentierte er die Zahlen am heutigen Mittwochmorgen. Die Statistik sei „coronabedingt“ wirft Thomas Bodendiek ein, „die Zahlen sind schwer vergleichbar“, ergänzt Winfried Enderle. Nichtsdestotrotz betont die Gifhorner Polizei die sinkenden Zahlen von Verkehrsunfällen und lobt den Einsatz der Beamten bei Kontrollen.

Die Gifhorner Verkehrsunfallstatistik verzeichnet insgesamt 3894 Unfälle im vergangenen Jahr – das sind 19 Prozent weniger als 2019. „Seit dem Jahr 2000 hatten wir keine geringere Zahl an Verkehrsunfällen“, so Winfried Enderle. Außerdem befinde sich Gifhorn in einem historischen Tief bei Unfällen mit schwerverletzten Personen, ebenso bei Unfällen mit verletzten Motorradfahrenden und Fußgängern und Fußgängerinnen.

Ein Anstieg der Zahlen zeigt die Statistik jedoch bei verletzten Personen nach Baumunfällen, Unfällen nach Fahrten unter Alkohol- und anderem Drogeneinfluss sowie bei Unfällen mit verletzten Pedelec-Fahrenden.

„In einigen Bereichen konnten wir die Zahlen zum Positiven verändern“, freut sich Thomas Bodendiek. Das sei auch der Leidenschaft seiner Einsatztruppe zu verdanken: „Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich dem Thema in Eigeninitiative gewidmet.“ Winfried Enderle verweist zudem auf Fortbildungen zum Thema Fahrten unter Drogeneinfluss und ergänzt: „Junge Kollegen haben da mehr ein Auge für, die sind mehr damit aufgewachsen.“

Der Großteil der Unfälle im Landkreis Gifhorn – nämlich 54 Prozent – geschah 2020 außerhalb geschlossener Ortschaften. Bei Unfällen mit getöteten oder schwerverletzten Personen waren es sogar 78 Prozent. „Zwei Drittel der schweren Unfälle haben wir immer außerorts“, so Winfried Enderle.

Insgesamt 13 Verkehrsunfälle mit tödlich verletzen Personen geschahen 2020, durch sie starben zusammengenommen 13 Menschen. „Leider nur eine leichte Veränderung zum Vorjahr“, bedauert Winfried Enderle. 2019 kamen bei 14 Unfällen mit tödlichem Ausgang 14 Personen im Landkreis Gifhorn ums Leben.

Die tödlichen Unfallorte verteilen sich 2020 über den gesamten Landkreis. „Gerade bei dieser geringen Anzahl ist es schwer einen Schwerpunkt auszumachen", meint Winfried Enderle. Dabei sei der Grad zwischen einer schweren Verletzung und dem tödlichen Ausgang schmal – entscheidend sei das Funktionieren der Rettungskette.

Den größten Anteil an den im Straßenverkehr Getöteten bildet 2020 die Gruppe der 25- bis 44-Jährigen (38 Prozent). Es folgen die Gruppe der Menschen ab 65 Jahren (31 Prozent), die 45- bis 64-Jährigen (23 Prozent) und schließlich die 18- bis 14-Jährigen mit nur einer getöteten Person (8 Prozent). „Seit dem Jahr 2016 starb kein Kind und kein Jugendlicher mehr im Gifhorner Straßenverkehr“, informiert Carolin Arndt.

Die Verkehrsunfallstatistik 2020 verzeichnet 30,9 Prozent weniger Verkehrsunfälle mit schwerverletzten Personen als noch 2019. In insgesamt 67 Unfällen wurden 81 Personen schwer verletzt – das sind 34,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Winfried Enderle verweist auf eine jahrzehntelange postive Entwicklung in diesem Bereich und führt die auf das Handeln von Fahrzeugherstellern und Politik zurück: „Stichwort Gurtpflicht, Helmpflicht und technische Ausstattung.“

Bei insgesamt 405 Unfällen mit leichtverletzten Personen im Jahr 2020 – 21,1 Prozent weniger als 2019 – erlitten 581 Menschen leichte Verletzungen. Das sind 22 Prozent weniger involvierte Personen als im Vorjahr.

Im vergangenen Jahr eigeneten sich 69 Baumunfälle außerhalb geschlossener Ortschaften. Da sind 17,9 Prozent weniger als 2019. Die Zahl der Baumunfälle mit leicht-, schwer- oder tödlichverletzten Personen stieg jedoch um 20 Prozent: 39 Menschen wurden leicht verletzt, 19 schwer und 8 Personen starben durch einen Baumunfall.

Trotz abgesagter Schützenfeste und anderer Feiermeilen unserer Stadt bliebe das Niveau bei den Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss ziemlich konstant, so Winfreid Enderle. Bei 72 Unfällen konnte Alkoholeinfluss festgestellt werden. Die Zunahme um 2 Unfälle im Vergleich zu 2019 halte sich in Grenzen. „Getrunken wird eben auch zu Hause“, konstatiert Thomas Bodendiek.

Bei Verkehrskontrollen durch die Polizei Gifhorn wurden 2020 insgesamt 162 Fahrer und Fahrerinnen unter Alkoholeinfluss dokumentiert. Davon befanden sich 38 im Bereich zwischen zwei und drei Promille, sieben Personen überschritten die drei Promille. Den Höchstwert erreichte ein 56-Jähriger mit 3,48 Promille im Blut. „Respekt“, kommentiert Winfreid Enderle.

Unterteilt man die bei Kontrollen aufgeflogenen alkoholisierten Fahrerinnen und Fahrer nach Alter und Promillewert, so sticht eine Gruppe besonders hervor: Insgesamt 75 Trunkenheitsfahrten unternahm die Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen im Jahr 2020 – bei 41 davon wurde eine Promillewert über 1,6 festgestellt. „Das sind die alkoholgewöhnten fahrenden Trinker“, so Winfried Enderle.

Nach einem deutlichen Hoch von Unfällen unter dem Einfluss von gesetzlich verbotenen Betäubungsmitteln (BTM) im Jahr 2018 (14 Unfälle), wurde 2019 nur noch sechsmal BTM-Einfluss bei Unfällen festegstellt. 2020 Verzeichnet die Verkehrsunfallstatistik acht Unfälle unter BTM-Einfluss.

Bei Kontrollen konnten 139 Fahrten unter Drogeneinfluss entdeckt werden – das sind 72 mehr als 2019, also beinahe doppelt so viele. Doch Carolin Arndt betont das Engagement der Gifhorner Polizei bei Kontrollen: „Die Interpretation, es werde doppelt so viel gekifft wie im vergangenen Jahr, will ich so nicht stehen lassen.“

Die Zahl der Unfälle mit verletzten Fußgängern sank 2020 um 32,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 18 Leicht- und 3 Schwerverletzte. „Besonders erfreulich ist, dass es 2020 keinen tödlichverletzten Fußgänger gab“, freut sich Winfried Enderle.

Unfälle mit verletzten Pedelec-Fahrenden nahmen 2020 im Landkreis Gifhorn zu.

Foto: Pexels (Symbolfoto)

Unfälle mit verletzen Fahrradfahrenden nahmen 2020 um 12,8 Prozent ab. Jedoch stieg die Zahl der verletzten Pedelec-Fahrenden auf insgesamt 15. Erstmals gab es 2020 im Landkreis Gifhorn auch drei schwerverletzte Pedelec-Fahrende.

Trotz Lockdown und ausfallender Freizeitbeschäftigungen sank auch die Anzahl der Unfälle mit verletzten Motorradfahrenden um 47,5 Prozent auf 17 Leicht-, 3 Schwer- und einen Tödlichverletzten.

Die Zahl der Wildunfälle in unserem Landkreis sank 2020 um 16,4 Prozent auf 1375. „Eine besonders starke Abnahme konnten wir im März und April 2020 feststellen“, berichtet Winfried Enderle. „Im ersten Lockdown hat die Mobilität im Ganzen abgenommen“, so Christian Engel. So erkläre er sich einen Teil der Abnahmen bei den Verkehrsunfällen 2020.

Im vergangenen Jahr geschahen überdies 21,8 Prozent weniger Unfallfluchten als noch 2019. Von den insgesamt 668 Unfallfluchten 2020 konnten 288 aufgeklärt werden – das sind 43 Prozent. „Unfallflucht ist kein Kavaliersdelikt“ erinnert Thomas Bodendiek mit Nachdruck. „Es ist eine Straftat“, stimmt Christoph Nowak ein.

Hauptursache der Verkehrsunfälle 2020 im Landkreis Gifhorn war mit großem Abstand Wild auf der Fahrbahn, gefolgt von anderen Fehlern beim Fahrzeugführer wie etwa Ablenkung oder Unaufmerksamkeit sowie ungenügendem Sicherheitsabstand.

Bei Unfällen mit Tödlich- oder Schwerverletzten waren mit großem Abstand Ablenkung und Unaufmerksamkeit Hauptunfallursache, gefolgt von zu hoher Geschwindigkeit und Nichtbeachten der Vorfahrt.

Neben der üblichen Streifentätigkeit engagiert sich die Giforner Polizei in der gezielten Verkehrsüberwachung durch Kontrtollen, wie das Team um Thomas Bodendiek immer wieder betont. Kontrollschwerpunkte waren 2020 in aufsteigender Reihenfolge: Alkohol und andere Drogen, Gurtpflicht, Fahrradfahrende, Ablenkung etwa durch das Handy, Schulwege und schließlich Geschwindigkeitskontrollen inner- und außerorts. Bei insgesamt 1265 Kontrollaktionen 2020 konnten 7200 Verstöße festgestellt werden. „Das sind mehr festegstellte Verstöße als 2019“, so Carolin Arndt. Doch Christian Engel verweist auf immer mehr Kontrollen: „Die Zahlen sind schwer vergleichbar.“


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