Verkehr

Fahrrad frei in Gifhorns Fußgängerzone: Sechsmonatiges Pilotprojekt soll zeigen, ob's klappt - Am 1. Juni geht's los

Marieke Eichner Veröffentlicht am 21.05.2021
Fahrrad frei in Gifhorns Fußgängerzone: Sechsmonatiges Pilotprojekt soll zeigen, ob's klappt - Am 1. Juni geht's los

Am 1. Juni geht’s los: In Gifhorns Fußgängerzone darf geradelt werden.

Foto: Çağla Canıdar (Archiv)

Am 1. Juni geht’s los: In Gifhorns Fußgängerzone darf geradelt werden. Wie das sechsmonatige Testprojekt entwickelt wurde, wer beteiligt war und welche Maßnahmen die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewähren sollen, stellten Gifhorns Radverkehrsbeauftragter Oliver Bley und Rainer Mühlnickel vom Planungsbüro Böregio aus Braunschweig in einer Online-Pressekonferenz am heutigen Freitag vor. Außerdem informierten beide über die neuen Längstparkplätze am Schillerplatz und die Freigabe des Cardenaps für den Radverkehr in beide Fahrtrichtungen.

„Es ist ja schon etwas Historisches“, findet Rainer Mühlnickel vom Braunschweiger Büro für Stadt- und Regionalentwicklung Böregio. „Es ist ein Pilotprojekt. Wir sind alle schon ganz aufgeregt!“ Denn ab dem 1. Juni geht’s los: Dann dürfen Fahrradfahrer jederzeit durch Gifhorns Fußgängerzone radeln – in angemessener Geschwindigkeit versteht sich.

Die Freigabe soll zunächst bis zum 30. November gelten. Nach diesem sechsmonatigen Test wird diskutiert, ob das Projekt erfolgreich war und die Fahrrad-Freigabe fortgesetzt wird.

„Natürlich waren einige Punkte vorzubereiten, es sind bestimmte Bedingungen notwendig“, so Rainer Mühlnickel. Man habe sich die Fußgängerzone genau angeguckt und dabei auch auf mögliche Engstellen geachtet.

Eine Öffnung von Teilbereichen sei diskutiert worden – „aber das macht nur im Ganzen Sinn.“ Und: „In Gesprächen mit der Verwaltung hat sich gezeigt, dass es hier keine signifikanten Unfälle gibt – aber die gefühlte Unsicherheit bleibt“, fügt der Stadtplaner verständnisvoll hinzu.

Gifhorns Radverkehrsbeauftragter Oliver Bley erhofft sich durch die Fahrrad-Freigabe auch eine Belebung unserer Innenstadt. „Die Lockerungen gehen ja jetzt recht schnell vonstatten.“ Coronabedingt sei der Projektstart am 1. Juni ein guter Zeitpunkt: „Die Fußgängerzone ist nicht mehr ganz leer – aber auch noch nicht ganz voll.“

Aus den Reihen der Senioren und des Einzelhandels habe es kritische Stimmen zum Radverkehr in der Fußgängerzone gegeben, so Oliver Bley. „Deshalb ist es wichtig, schon im Vorfeld alle einzubeziehen. Darum haben wir die Maßnahmen mit ihnen abgesprochen.“

Rainer Mühlnickel fügt hinzu: „Wir haben mit dem Einzelhandel, dem Behindertenbeirat und Jugendvertretern gesprochen – und das wird weitergeführt.“ Außerdem seien die Markt-Beschicker über ein Info-Schreiben informiert worden.

Großflächige Banner an Bauzäunen werden Informationen zur Verkehrssicherheit in der Fußgängerzone geben – am Rathaus, an der Aller-Brücke, an den Bäumen vor der Freiherr-vom-Stein-Schule, an der Hindenburgstraße, am Ceka-Brunnen und an der Ecke Steinweg/Bodemannstraße. Am letztgenannten Standort werden extra dafür Sitzbänke entfernt.

„Die Banner sollen eine Atmosphäre schaffen, die Rücksichtnahme ermöglicht“, so Oliver Bley. „Aber nicht mit dem erhobenem Zeigefinger.“ Außerdem werden in beiden Geh- und Fahrrichtungen der Fußgängerzone Piktogramme auf das Straßenpflaster gesprüht.

Zudem werden an fünf Standorten in Gifhorns Fußgängerzone mobile Fahrradständer installiert – „das war auch ein Wunsch des Einzelhandels“, wirft Rainer Mühlnickel ein. Hinzu kommt eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger zu Beginn der Fahhrad-Freigabe, die nach dem sechsmonatigem Test wiederholt werden soll.

„Auch die Polizei und das Ordnungsamt werden gucken, wie die Freigabe angenommen wird“, ergänzt der Stadtplaner. „Sie werden die Situation einschätzen und die Fußgängerzone kontrollieren.“

Der Wochenmarkt sei dabei eine besondere Situation, so Rainer Mühlnickel. „Man kann nicht einfach die Stände zur Seite rücken, die haben einen festen Platz.“ Radfahrer müssten das im Blick haben, das Tempo reduzieren und eventuell absteigen.

Außerdem wird künftig auch auf dem Cardenap in beide Richtungen geradelt. Des Weiteren werden vor der Buchhandlung Dänzer am Schillerplatz Längstparkplätze eingerichtet – pünktlich zur Fahrrad-Freigabe. „Dann gibt’s zwar weniger Parkplätze, aber es erhöht die Sicherheit“, gibt der Stadtplaner zu bedenken.

Nach sechs Monaten Fahrradfahren in der Fußgängerzone wird Bilanz gezogen: „Wir gucken, wie die Bevölkerung das annimmt“, so Stadtplaner Mühlnickel. „Wir hoffen, dass es gut ausgeht – wollen uns aber nicht festlegen.“

Man wolle vor Ort das Gespräch suchen und den Eindruck von Polizei und Ordnungsamt mit aufnehmen. „Die Polizei kennt die Situation in der Fußgängerzone, die können einschätzen, was sich verändert hat“, so Radverkehrsbeauftragter Bley.

Zusätzlich will die Stadtverwaltung in Zukunft auf ihrer Internetseite, im Social-Media, mit Plakten und Flyern das Projekt begleiten – auch ein Video und ein eigenes Gifhorner Fahrradlogo seien in Arbeit.

Der erste Befragung von Bürgerinnen und Bürger solle zeigen, welche Bedenken es gebe, so Rainer Mühlnickel. Das Ergebnis solle Ende Juli veröffentlicht werden. „Ich kann mir vorstellen, dass es bei einzelnen Dingen Nachsteuerung braucht“, gibt Oliver Bley zu. „Aber ich hoffe nicht, dass es komplett zurückgedreht wird.“ Er sei gespannt auf die Reaktionen und das Feedback der Bürgerinnen und Bürger.

Nach der sechsmonatigen Testphase werde die Befragung wiederholt. „Der zweite Fragebogen wird konkret fragen, ob das Projekt weitergeführt werden soll oder nicht“, kündigt Stadtplaner Mühlnickel an. „Es wird sich zeigen, welche Maßnahmen sinnvoll waren und wo wir nachjustieren müssen“, so Radverkehrsbeauftragter Bley.


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