Musik

Eingehackt und rau: Ettenbütteler Passi Bassmann und seine Band Dr3ier stellen ihre Debüt-EP vor

Matthias Bosenick Veröffentlicht am 07.04.2021
Eingehackt und rau: Ettenbütteler Passi Bassmann und seine Band Dr3ier stellen ihre Debüt-EP vor

Wenn es endlich wieder zurück auf die Bühne geht, möchte Dr3ier seine neue EP „Conni“ performen. Und danach wartet vielleicht sogar ein Album. „Mal gucken, was noch passiert“, sagt Passi Bassmann.

Foto: Kai Kestner

Mit Lutz Mackensy auf einem Hörspiel zu hören sein – für Pascal Runge ein Grund zum Jubeln. Und außerdem eine Etappe auf dem Weg zur ersten CD seiner Rockband Dr3ier. Der 42-jährige Etten-bütteler übernimmt nämlich gelegentlich Nebenrollen in Hörspielproduktionen und stellt dieser Tage unter dem Alias Passi Bassmann als Sänger und Bassist die pressfrische Debüt-EP „Conni“ seines Trios Dr3ier vor. Ein Gespräch über Hörspiele, raue Lieder und wie es ist, den Sohn einer Fußball-Legende in der Band zu haben.

Schauspieler Lutz Mackensy ist eine der markantesten Stimmen der Hörspielszene, und das schon seit den 70er Jahren, als er der Erzähler der Serie „Fünf Freunde“ war. Mit Passi teilt er mehr als nur eine Produktion, darunter Folge 8 bei „Twilight Mysteries“ oder den Auftakt zu „Banks – Drogenkrieg in Kolumbien“. Für Passi eine Offenbarung, die in seinem Umfeld nicht jeder unbedingt zu würdigen weiß. Die er dafür aber umso bewegter im Herzen trägt.

Ebenso die vielen Produktionen mit Sprechergrößen wie Manfred Lehmann, die deutsche Stimme von Bruce Willis. Oder Katja Brügger, die aus den Romanserien „Macabros“ und „Larry Brent“ Hörspiele machte. Oder NDW-Sänger Joachim Witt, bekannt für „Goldener Reiter“. Und natürlich Reiner Schöne, der in der Filmreihe „Transformers“ die Rolle des Optimus Prime übernahm. Über die Hörspielszene kam es auch dazu, dass nun die CD „Conni“ von Dr3ier vorliegt. Zu diesem Trio gehören außer Passi noch Schlagzeuger Holger Timm aus Braunschweig und Gitarrist Oliver Wolter aus Didderse, die seit fast vier Jahren zusammen spielen.

„Ich bin begeisterter Hörspielfan und -sprecher“, beginnt Passi. Teil dieser „rührigen Szene“ wurde er auch als Begleiter seiner Freundin Stephanie Preis, die berufsmäßige Hörbuch- und Hörspielsprecherin ist und mit der er Hörspielmessen besuchte. Dort lernte er Kim Jens Witzenleiter kennen, der auf seinem Label Wolfy-Office ein interessantes Hörspiel-Portfolio zwischen Horror, Comedy und Kinderprogramm anbietet. „Der findet unsere Mucke ganz geil und hat zwei unserer älteren Songs in der Serie ‚Die Prüfung‘ integriert“, freut sich Passi. Und so kommt es, dass Dr3ier nun Teil eines geplanten Hörspiels rund um die Heldin Conni Buttmann sind, und zwar mit dem Titelsong, der auch den Titel der EP stellt.

Bei „Conni“ geht es darum, wie sich die Conni aus den Kinderheften emanzipiert und nachts als „Buttmann“ unterwegs ist. Noch hat Kim Jens Witzenleiter das Hörspiel allerdings nicht fertig. „Es soll vielleicht noch dieses Jahr kommen, wir waren allerdings fixer“, zwinkert Passi, der darin auch eine größere Sprecherrolle übernehmen wird. Noch ein Bonus für die Band: Im Gegenzug hat das Wolfy-Office das Cover gezeichnet und den Vertrieb übernommen.

Für den Ettenbütteler sei das Sprecherdasein ein wundervolles Hobby mit vielen großartigen Erlebnissen, und er betont, er sei ein „leidenschaftliches Kassettenkind“. Seine Rollen beschränken sich größtenteils eher auf Jugendliche, Handlanger oder Halunken. So ist er in vielen Hörspielen zu hören, darunter in der Steampunk-Meisterdieb-Serie „Wayne McLair“ und eben dem Relaunch von „Twilight Mysteries“, und manchmal auch nur mit einem „ey“, wenn seine Figur in einem Zug angerempelt wird, und da die Produzenten wissen, wie viel ihm daran liegt, führen sie ihn selbst dafür noch als Sprecher im Booklet auf.

Aus diesen Hörspiel-Kontakten nun kam es also zu den Aufnahmen zur EP, und die entstanden im Proberaum, mit einem besonderen Anliegen: „Wir möchten, wenn jemand eine CD kauft und die hört, dass er keine typische Studioaufnahme bekommt, die Gitarren gedoppelt oder so“, erläutert Passi. „Sondern den Spirit von einem Live-Konzert oder vom Proberaum mittendrin.“ Das bedeutet für die CD: „Das ist alles live eingehackt, ohne Schnitte – die Songs sind dadurch sehr rau.“

Dabei ist diese EP gar nicht die erste offizielle Veröffentlichung von Dr3ier: In Hannover findet jährlich „DIE!!! Weihnachtsfeier“ statt, eine Aktion, die Obdachlose und Bedürftige mit Essen versorgt und die unter der Schirmherrschaft von Fury In The Slaughterhouse von einem Benefiz-Sampler begleitet wird, auf deren fünfter Ausgabe neben den Wingenfelder-Brüdern auch Dr3ier zu hören sind, und zwar mit dem Song „Das mit uns“. Auf der Soundcloud-Seite von Dr3ier finden sich außerdem drei Songs aus dem Jahr 2019. Und das führt zur Geschichte der Namensfindung von Dr3ier. Passi übernahm diesen Dreh von seinem vorigen Projekt Dr3ierverschiebung, das er mit anderen Musikern betrieb. „Ich fand es witzig, dass man das E umdreht, ich hatte gleich Merch im Kopf, mit nur einer 3 drauf.“ Diese typografische Besonderheit rettete er nach dem Dr3ierverschiebung-Aus 2017 in die neue Band. Mit einem bedauerlichen Nachteil: „Auf Sprache reagierende Software findet es nicht.“ Wer also Siri nach „Dreier“ fragt, bekommt falsche Ergebnisse.

Trotz ernster Texte – die Band Dr3ier um den Ettenbütteler Passi Bassmann erzählt auf der Bühne „oft auch Blödsinn“.

Foto: Kai Kestner

Einige Songs der früheren Dr3ierverschiebung haben zwar auch Dr3ier noch im Repertoire, ansonsten hat man es aber mit einer völlig neuen Band zu tun. Jeder der drei Musiker war zuvor anderweitig aktiv. Passi etwa mit Vollmilch, mit denen er auf Tour „viele Bands gesehen“ hat, „die man gut fand“, wie Liquido oder The Wohlstandskinder. Oder mit der Band Flugbegleiter, mit der er es einmal in ein Line-up mit den Scorpions schaffte: „Das war eine gigantisch große Bühne, cool!“ Holger erlebte mit seiner Band Flow Fy aus Braunschweig im Vorprogramm von Such A Surge das ganze Rockstarleben. Und Olli war und ist ebenfalls in Braunschweig in diversen Bands, darunter B2B, „der hat ganz viel Musik gemacht“ und in diesem Kontext auch schon mit Guildo Horn die Bühne geteilt. Ollis und Passis zweite Band heißt Löns, und auch hier wird an einer CD gearbeitet.

Und außerdem, so Passi, sei dieser Olli der Sohn von Eintracht Braunschweigs Torwart-Legende Horst Wolter. Als es mit der Dr3ierverschiebung vorbei war, beschlossen Olli und er, ein neues Projekt zu starten. Dabei fanden sie es „charmant“, nur zu dritt zu bleiben, sie wollten in Minimalbesetzung etwas bewegen, und lernten so Holger kennen, der ebenso Löwen-Fan ist. „Der hat es mega abgefeiert, dass er mit dem Sohn Musik macht“, freut sich Passi.

Überhaupt entpuppt sich diese Besetzung für den Bassisten als Glücksfall: Mit Dr3ier sei es unkompliziert und flexibel, das Trio könne schneller auf Zack abliefern und auch mal ohne langen Soundcheck die Bühne rocken. Die Musiker nutzen die auftrittslose Zeit, um zu proben, jeder für sich. „Ich schaffe mir neue Spieltechniken drauf“, sagt Passi – zum Beispiel das Slappen, für das er sich extra einen Bass zulegte, den er dann Kultbahnhof-Chef Volker Schlag für ein Inklusionsprojekt schenkte.

Diese Art des Gemeinsinns zieht sich auch durch die Texte, die Passi verfasst. Bei „Conni“ ist dies recht eindeutig: Es geht um eine Frau, die sich emanzipiert. Ansonsten lässt er es gern zu, dass die Hörerschaft selbst etwas interpretieren kann. Vorrangig „Alltagsgeschichten“, sagt Passi, und berichtet, dass er einen Song über Freundschaft schrieb, den einer seiner Mitmusiker eher in Richtung Beziehung verstand. Trotzdem kann Passi auch konkret sein. In „Dein Wille“ auf der EP geht es etwa um häusliche Gewalt und den Aufruf, „Mut zu fassen und sich jemandem anzuvertrauen“.

Trotz dieser Ernsthaftigkeit nimmt sich Dr3ier auf der Bühne nicht besonders ernst. „Wir erzählen zwischen den Songs oft auch Blödsinn“, grinst Passi. Aber auch Nachdenkliches findet sich im Programm. Etwa der bislang unveröffentlichte Song „Graue Box“, in dem Passi den frühen Tod seiner Eltern verarbeitet und in dem es darum geht, dass Erinnerungen wie eine Diashow im Kopf stattfinden. „Authentisch sein und leidenschaftlich musizieren ist für uns wichtig.“

Darin und musikalisch nennen Dr3ier die Crossover-Helden Rage Against The Machine als einen der maßgeblichen Einflüsse. Aber auch andere Künstler finden sich in den Songs des Trios wieder: Olli brachte etwa den Funk von Keziah Jones mit rein, und in dem Song „Conni“ entdeckten die drei zufällig Elemente aus „Walking On The Moon“ von The Police wieder. Mit ihrem energetischen Rock traten Dr3ier auch schon mit Metalcore-Bands auf. Passi: „Wir sind nicht an einen Themenabend gebunden.“

Nun warten Dr3ier wie alle anderen Bands ab, dass sie ihre Energie wieder auf Bühnen ausleben können. Auch, um dabei ihre EP unter die Leute bringen zu können, so Passi: „Wir sind dankbar, als Künstler etwas gemacht zu haben.“ Womöglich ist dies auch der Auftakt für künftige Album-Aufnahmen. „Mal gucken, was noch passiert“, sagt er. „Hauptsache, wieder live spielen!“

Dr3ier: „Conni“,
CD, 3 Lieder, 10 Minuten,
Label: Wolfy-Office.
Im Stream auf Spotify,
Amazon Music und YouTube.
Bestellungen per E-Mail:
basscal@gmx.de


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