Sport

Eine Spielgemeinschaft, die Grenzen sprengt: Die Badminton-Teams der neuen SG Gifhorn/Nienburg bringen Stärken zusammen

Jens Neumann Veröffentlicht am 11.07.2021
Eine Spielgemeinschaft, die Grenzen sprengt: Die Badminton-Teams der neuen SG Gifhorn/Nienburg bringen Stärken zusammen

Gifhorns Cheftrainer Hans Werner Niesner freut sich auf die Zusammenarbeit mit den talentierten Zwillingen Lea (links) und Lara Dietz.

Foto: Sebastian Priebe/regios24

Gamsen, Wilsche, Neubokel und Kästorf sind in der JSG Gifhorn Nord (jugend-)fußballerisch vereint, weitere Beispiele gibt es unzählige im Landkreis. Die Nachbarn machen gemeinsame Sache, bündeln ihre Kräfte in einer Spielgemeinschaft – das ist längst nichts Ungewöhnliches mehr im Sport, sondern eher etwas Alltägliches. Aber man kann auch größer, man kann auch weiter denken: so wie der Badminton-Verein Gifhorn eben.

Weiter, ja viel weiter sogar! Oder um es in Zahlen deutlich zu machen: unglaubliche 108 Kilometer weit! Denn das ist die Entfernung, die zwischen dem BV Gifhorn und dem MTV Nienburg liegt. Mehr als 90 Minuten Autofahrt trennen die beiden Vereine voneinander. Und dennoch machen sie künftig eben gemeinsame Sache und schlagen als SG Gifhorn/Nienburg in den verschiedenen Badminton-Klassen auf – von der Regionalliga bis hinunter in die Kreisliga.

Das Besondere an dieser Spielgemeinschaft, dafür steht die Abkürzung SG bekanntlich, ist aber nicht nur die große Entfernung, die zwischen den beiden Partnern liegt. Hinzu kommt nämlich noch, dass hier zwei Vereine über die Bezirksgrenzen hinaus zusammenarbeiten – auf der einen Seite die Gifhorner im Bezirk Braunschweig, auf der anderen die Nienburger im Bezirk Hannover. Es ist wahrlich eine außergewöhnliche (Sport-)Ehe, die hier geschlossen wird. Zumal die dritte und vierte SG-Mannschaft sportlich gesehen auf einer Ebene aufschlagen: Die SG III tritt in der Verbandsklasse Hannover an, bestreitet ihre Spiele in Nienburg und peilt den Aufstieg an; die SG IV startet in der Verbandsklasse Braunschweig und spielt in Gifhorn.

„Die Mannschaften spielen weiter dort, wo sie vorher gemeldet waren – wir bleiben alle in unseren Hallen“, erklärt BVG-Cheftrainer und Teammanager Hans Werner Niesner und nimmt den Gifhorner Badminton-Fans somit gleich eine große Sorge. Denn wenn sie weiterhin die Heimspiele der beiden Topmannschaften in der Regionalliga und der Niedersachsen-Bremen-Liga be-
suchen wollen, müssen sie keine 108 Kilometer hin- und 108 Kilometer zurückfahren. Was für eine Strecke das wäre! Die Aushängeschilder schlagen allerdings weiterhin in unserem Gifhorn auf.

Sie trug 2017 noch das Trikot des BV Gifhorn: Alicia Molitor. Inzwischen zählt die ehemalige Nienburgerin zu den besten Badminton-Spielerinnen in Deutschland.

Foto: Sebastian Priebe/regios24

Rund zwei Monate hatten sie hinter den Kulissen verhandelt, zahlreiche virtuelle Meetings hinter sich gebracht, bis der BV Gifhorn und die Badminton-Abteilung des MTV Nienburg den Vertrag zur Gründung einer Spielgemeinschaft beschlossen hatten. „Wir sind im Erwachsenenbereich besser aufgestellt, die Nienburger dafür im Jugendbereich“, unterstreicht Gifhorns Teammanager Niesner und spricht von einer Badminton-Ehe aus Vernunft: „Mit den Synergien, die sich aus diesen Gegebenheiten ergeben, wollen beide versuchen, den Leistungsbereich langfristig und nachhaltig auszubauen.“

Und obendrein ist es auch noch eine Ehe unter guten Bekannten. Denn: Der BVG-Vorsitzende Dirk Reichstein lebt inzwischen seit vielen Jahren in Nienburg – und seine Frau Sandra ist dort beim
MTV Badminton-Abteilungsleiterin und Cheftrainerin zugleich. Nienburg ist zudem „Talentnest“ und Talentstützpunkt des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV).

Auch Dirk Reichstein begrüßt die künftige Zusammenarbeit. „Diese Kooperation bietet ein vollständiges und fast einzigartiges Portfolio im norddeutschen Raum. In den Gesprächen hat sich schnell das Potenzial dieser Kooperation gezeigt – es kann für beide Vereine ein wichtiger Schritt für die Zukunft sein“, hebt der BVG-Vorsitzende hervor. Sein Verein bringt sich mit seinen fünf Mannschaften im Erwachsenenbereich ein – von der Regionalliga bis zur Kreisliga. Vom MTV Nienburg kommen Teams in der Verbandsklasse und der Bezirksliga hinzu, so dass insgesamt sieben SG-Mannschaften für die neue Saison gemeldet wurden. „Bei den Spielermeldungen haben wir auf unseren Ebenen ja noch Zeit bis zum 1. August – und die brauchen wir auch“, verdeutlicht Coach Niesner.

Ein Vorteil der Zusammenarbeit in der SG zeigt sich am Beispiel der Zwillingsschwestern Lara und Lea Dietz, „zwei besonders leistungsstarke Mädchen“ (Niesner) des MTV Nienburg. „Sie bekommen nun die Möglichkeit, sich in adäquaten Ligen, wie sie der BV Gifhorn vorhält, weiterzuentwickeln, ohne dem MTV den Rücken kehren zu müssen“, unterstreicht der BVG-Teammanager. Die beiden 17-Jährigen werden dank der neuen Spielgemeinschaft mit Gifhorn nun Erfahrungen in der Regional- oder der Niedersachsen-Bremen-Liga sammeln können. „Bei den Damen sind wir nach dem Weggang von Lea Dingler ja sehr dünn besetzt“, so Hans Werner Niesner.

Vorreiterin für dieses „System“ war Alicia Molitor: Sie wechselte 2015 als 16-Jährige aus Nienburg zum BV Gifhorn und sammelte seinerzeit gleich Erfahrungen in der 2. Bundesliga. „Sie ist später aus beruflichen Gründen leider nach Nordrhein-Westfalen gewechselt und gehört heute zu den besten Damen in Deutschland“, sagt Cheftrainer Niesner über die inzwischen 21-jährige Ex-Gifhornerin, die in der 2. Bundesliga für den STC BW Solingen spielt und 2019 westdeutsche Meisterin im Dameneinzel wurde.

Am Beispiel von Alicia Molitor, dem nun wie gesagt die Dietz-Zwillinge folgen, zeigt sich: Eine gute Zusammenarbeit kennt keine (Bezirks-)Grenzen und auch keine Entfernungen. Man kann eben ruhig größer und auch weiter denken – so wie der Badminton-Verein Gifhorn eben.


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