Gifhorn

Drogenkontrolle am Calberlaher Damm - Polizei widerspricht Darstellung der AfD - Einsatz war keine Corona-Razzia im Imbiss

Bastian Till Nowak Veröffentlicht am 25.03.2020
Drogenkontrolle am Calberlaher Damm - Polizei widerspricht Darstellung der AfD - Einsatz war keine Corona-Razzia im Imbiss

Dieses Foto von der vermeintlichen Razzia sendete AfD-Fraktionschef Stefan Marzischewski-Drewes an die KURT-Redaktion. Bei dem Polizeieinsatz habe es sich jedoch um eine Drogenkontrolle gehandelt, die zufällig auf dem Parkplatz vor dem Imbiss stattfand, erklärt dazu der Gifhorner Polizeisprecher Thomas Reuter. Betreiber und Belegschaft des Imbisses am Calberlaher Damm handelten demnach „sehr vorbildlich und gewissenhaft“.

Foto: Stefan Marzischewski-Drewes

Der Fraktionsvorsitzende der Gifhorner AfD und Arzt Stefan Marzischewski-Drewes schickte der KURT-Redaktion am Dienstagabend ein Foto von einem Polizeieinsatz am Calberlaher Damm. Wie viele andere Gifhornerinnen und Gifhorner hat er auch davon Wind bekommen, und genauso wie einige voreilige Kommentatoren bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken im Internet zog er aus dem Bild, das sich ihm bot, offensichtlich die falschen Schlüsse – zumindest nach Darstellung von Gifhorns Polizeisprecher Thomas Reuter.

Was AfD-Politiker Marzischewski-Drewes meint gesehen zu haben:

„In den frühen Abendstunden kam es zu einer Razzia mit fünf Polizeiautos bei einem Imbiss in Gifhorn“, schreibt Stefan Marzischewski-Drewes in seiner Pressemitteilung. Und weiter: „Die AfD Gifhorn begrüßt das konsequente Vorgehen der hiesigen Polizei bei der Umsetzung der Vorschriften zum Abstandsgebot der Bevölkerung, um die Ausbreitung des Corona-Virus in Gifhorn zu hemmen.“ Leider gebe es immer noch einige Zeitgenossen in Gifhorn, so der AfD-Politiker, „die den Ernst der Lage nicht wahrnehmen wollen und gegen die Interessen der Gifhorner Stadtgesellschaft handeln“. Sein Fazit: „Ich hoffe, dass dieses auch für andere Imbisse in Gifhorn ein Warnschuss darstellt, endlich die aktuellen Vorschriften zu beachten.“

Was die Gifhorner Polizei zu all dem zu sagen hat:

„Es gab keine Razzia!“, stellt der Gifhorner Polizeisprecher Thomas Reuter unmissverständlich auf KURTs Nachfrage klar. „Der Imbiss und die Imbissbetreiber sind völlig unschuldig – sie haben nichts damit zu tun, außer dass sie zufällig einen Parkplatz vor ihrer Tür haben.“ Genau dort wurde nämlich ein Auto kontrolliert, dass die Beamten der Gifhorner Polizeiinspektion bereits im Blick hatten.

Drei Männer saßen in dem Fahrzeug – darunter ein 20-jähriger Gifhorner, der auf dem Rücksitz einen Rucksack mit 50 Gramm Marihuana verstaut hatte. Offensichtlich vermuteten die Polizisten, dass dort nun ein Drogen-Deal über die Bühne gehen würde – und genau deshalb rückten mehrere Streifenwagen mit einem Affenzahn an.

Warum gleich so viele? „Wenn man drei Personen kontrollieren möchte, bei denen man nicht ausschließen kann, dass sie bewaffnet sein könnten, braucht man schon einige Beamte, also mehrere Streifenwagen“, erläutert Polizeisprecher Reuter, „auch zur Eigensicherung, und vor allem auch in Zeiten der Corona-Ansteckungsgefahr“.

Der junge Gifhorner wurde vernommen und sei auch bereits geständig gewesen, erklärt Thomas Reuter: „Er gab zu, vor ein paar Tagen 60 Gramm für 400 Euro gekauft zu haben – zehn Gramm habe er schon selbst verbraucht, der Rest sei ebenfalls für den Eigenbedarf bestimmt gewesen.“ Der 20-Jährige wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Ihn erwartet nun ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Zur Darstellung von AfD-Politiker Marzischewski-Drewes sagt Polizeisprecher Reuter (der als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gifhorner Stadtrat übrigens auch politisch engagiert ist) nur: „Das ist mal wieder der Unterschied zwischen dem, was man sieht, und dem, was man sehen möchte.“

Persönlich könne er es seinem Ratskollegen nicht mal zum Vorwurf machen, diese Schlüsse gezogen zu haben: „Für Außenstehende hat es ja tatsächlich nach einer Razzia am Imbiss aussehen können.“ Dass der AfD-Fraktionschef diese Angelegenheit aber – in offensichtlicher Unkenntnis über den tatsächlichen Sachverhalt – für eine Pressemitteilung genutzt hat, stimme schon nachdenklich.

Der Imbiss, vor dessen Tür der Polizeieinsatz stattfand, hat laut Polizeisprecher Reuter gegen keinerlei Auflagen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verstoßen. Ganz im Gegenteil: „Die Betreiber und die Belegschaft handeln äußerst vorbildlich und gewissenhaft.“


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