Dachdecker-Innung Gifhorn

Bloß keine Höhenangst - Ein steter Check-up spart dem Eigenheimbesitzer Diskussion mit der Versicherung

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 22.10.2020
Bloß keine Höhenangst - Ein steter Check-up spart dem Eigenheimbesitzer Diskussion mit der Versicherung

Dachdecker-Innung Gifhorn: Obermeister Dirk Hildebrandt in seinem Revier.

Foto: Çağla Canıdar

Da fegt Dir einmal der Sturm durchs alte Gebälk und schon hast Du den Schlamassel: Abgerutschte und heruntergefallene Dachpfannen, etwas hängt locker und nicht an seinem Platz, das Fenster ist eingeschlagen. Große Frage: Ist jetzt alles hinüber oder kann man das noch retten? Die Antwort weiß nur einer: der Dachdecker. Und der hat auch die nötige Ausstattung, um das wieder geradezubiegen. Doch nicht nur rustikales Schleppen, Hämmern und Sägen gehören zu seinem Job, nein, es ist auch die Liebe zum Detail. Denn: Jedes Dach ist einzigartig und hat seine Besonderheiten.

Obermeister der Dachdecker-Innung ist Dirk Hildebrandt, seit vier Jahren umsorgt er die Betriebe in Gifhorn und Wolfsburg. 27 Fachbetriebe vereint er unter sich. „Ich vertrete die Innung, also meine Kollegen, vor dem Landesverband. Wenn zum Beispiel Änderungen anstehen, bin ich derjenige, der die Innungsbetriebe informiert“, erklärt der 47-Jährige, der seinen Betrieb in Groß Oesingen beheimatet.

1990 startete Dirk Hildebrandt seine Ausbildung, 2006 übernahm er den Familienbetrieb. „Man muss mit Herzblut dabei sein, anders geht das nicht“, sagt der Obermeister, der schon von Kindesbeinen an durch den Betrieb seines Vaters mit der Dachdeckerei in Kontakt kam. „Das Dachdeckersein ist eine kleine Berufung. Das nach außen zu tragen, ist auch unsere Aufgabe“, sagt Dirk Hildebrandt im Namen seiner Meister.

Ganz so lange dabei ist Lucie Windmüller noch nicht. Die 16-jährige Kästorferin ist seit diesem Sommer Dachdecker-Auszubildende bei Henke Bedachungen in Gifhorn. Schon beim Zukunftstag in der achten Klasse schaute sie einem Betrieb über die Schulter, etwas später absolvierte sie in den Herbstferien auf eigene Faust ein kleines Praktikum. „Ich musste einfach irgendwas draußen machen, ich kann nicht im Büro arbeiten“, sagt die Auszubildende heute. „Man erlebt Zeit in der Natur, hat frische Luft und Bewegung.“

Dachdecker-Azubi Lucie Windmüller (16) aus Kästorf liebt den Ausblick von ganz oben.

Foto: Privat

Diese Romantik wohnt sicherlich auch Dirk Hildebrandt inne. Wobei er zugeben muss, dass sich seit seiner Ausbildung in den 90ern ein wenig verändert hat: „Es hat sich schon was getan, auch der Arbeitsschutz ist anders geworden.“ Wie in fast allen Berufen hat der technische Fortschritt auch vor den Dachdeckern nicht Halt gemacht. Dennoch gehe nichts ohne Manpower, so der Obermeister: „Wir spielen mit der Technik, aber mit einem Smartphone kannst Du kein Dach decken.“

Hammer, Säge, Wasserwaage, Engelbert-Strauss-Jacke übergezogen, die Absatzstiefel mit Stahlkappen an den Füßen – das Basis-Rüstzeug ist schon noch old school, liegt gut in der Hand und schützt, was geht. Lucie Windmüller ist immer an vorderster Front und sich für nichts zu schade: „Man darf keine Höhenangst haben und muss immer mit anpacken. Trotzdem ist aber auch Kreativität und vor allem Teamfähigkeit gefragt.“ Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in der Spotify-Playlist, die nebendran den Ehrgeiz pusht. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man am Abend sieht, was man geschafft hat – und am nächsten Tag geht es mit voller Energie weiter.“

Egal ob Steil-, Flach-, Reetdach oder Fassade – die Dachdecker bringen alles dahin, wo es gehört, einschließlich der Zimmererarbeiten und des Einbauens von Dachfenstern. Hinzu kommt die Reparatur, wobei der eine oder andere Heimbesitzer da noch Nachholbedarf hat. „Autos sind ständig in der Inspektion, Dächer werden dagegen seltener geprüft, sollen aber ein Leben lang halten“, klärt Dirk Hildebrandt über die Wartung auf und fügt an: „Man kann nicht gegen jeden Sturm gerüstet sein, aber alle paar Jahre sollte man schon mal jemanden rübergucken lassen.“ Falls doch mal was passiert, hätte man auch nicht so viel Diskussionen mit den Versicherungen.

Häufig ist der Obermeister zusammen mit Lehrlingswart Jürgen Schacht aus Wilsche in Schulen unterwegs, um zu werben. Um quasi die nächste Lucie zu finden. Die will im Übrigen einiges dafür tun, um ihre Ausbildung zu verkürzen. Ihr Ding ist es in jedem Fall. „Oben auf dem Dach zu stehen, bei dem Ausblick – das ist für mich Freiheit.“


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