Schützenfest Wilsche

Auf die Absage folgt die Sachlichkeit - In Wilsche freut man sich auf das Schützenfest 2021

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 16.05.2020
Auf die Absage folgt die Sachlichkeit - In Wilsche freut man sich auf das Schützenfest 2021

Auf solche wunderbaren Schnappschüsse muss der Schützenverein in diesem Jahr verzichten: Wegen der Corona-Pandemie bleibt Ralf Melzer auch 2020 der Wilscher Schützenkönig.

Foto: Privat

Noch im Januar machte der Schützenverein Wilsche ordentlich Schlagzeilen: Bei der Jahreshauptversammlung suchte man händeringend nach einem Zahlmeister. Niemand stellte sich zur Verfügung, bis Klaus Jegodtka aus dem Hut gezaubert wurde. Und auch für das Schützenfest sollte es einen neuen Ausschank, ein größeres Festzelt mit Terrasse und echte Teller geben. Diese Pläne wurden aber von Corona durchkreuzt. Alles umsonst also?

„Als es mit Corona anfing, haben wir noch darauf gehofft, dass unser Schützenfest stattfinden kann“, erinnert sich Klaus Jegodtka. Dann aber kamen die Meldungen aus Berlin: Versammlungsverbote, Mindestabstand, Atemschutzmasken. Die Sicherheitsvorkehrungen waren zwar deutlich, doch schlimmer war für den Vorstand, dass man die zeitliche Begrenzung nicht abschätzen konnte. Wie lange würde das alles gelten? Kollidiert das nicht eventuell mit dem Schützenfest, dem Event des Jahres?

Im Laufe der Wochen zog ein Schützenfest nach dem nächsten zurück. Ringsum hagelte es Absagen. „Irgendwann war klar, dass wir keine Enklave bilden können“, schildert der Zahlmeister die finale Entscheidung zur Absage. Die Organisation sei dabei gar nicht das Problem gewesen, man arbeite im Vorstand ohnehin beinahe vollautomatisiert. Man kennt sich gut, Streitpunkte gibt es praktisch gar nicht. Die Verträge mit den Schaustellern sind nicht auf dieses Jahr begrenzt, was bedeutet, dass es eine langfristige Planung gibt. Dasselbe gilt für die Musikbands.

Also kein wochenlanges Hinterhertelefonieren und E-Mail-Geschreibe. Der Schützenverein Wilsche fährt mit Weitsicht und schnörkellos. „Trotzdem waren wir enttäuscht“, bekräftigt der Meister der Münze. „Aber diese Absage gilt ja nicht nur für uns, sie gilt ja auch für alle anderen Feste im Dorf wie das der Feuerwehr.“ Vom 5. bis zum 7. Juni hätte das Schützenfest in Wilsche stattfinden sollen. Zwei Wochen nach Kästorf, eine nach Gamsen, zwei Wochen vor dem in Gifhorn.

Der Vorsitzende Frank Weichert und sein Vorstand entschieden sich daraufhin dazu, auch im Dorf Klarheit zu schaffen. Was für Events sind in diesem Jahr überhaupt noch möglich, was muss man sich – wohl oder übel – abschminken. „Wir wollten das ganz transparent machen. Das Schützenfest gehört nicht nur unserem Verein, sondern auch dem Dorf. Deswegen haben wir alle informiert“, erklärt Klaus Jegodtka, der mit seinem Verein in Wilsche Flyer verteilte, um über die derzeitige Situation aufzuklären. „Wir müssen abwarten, was die Politik sagt. Wir haben auch den Schießstand komplett gesperrt. Am 1. September fangen wir nach den Plänen wieder an, jetzt gehen wir aber erst mal in die Sommerpause“, gibt der Zahlmeister eine Wasserstandsmeldung.

Saftige Birken, wehende Fahnen und ein glückliches Königspaar: Im vergangenen Jahr tobte Wilsche – nun bleibt‘s ruhig.

Foto: Privat

Da sich die Pläne mittlerweile aber im Wochentakt ändern können, möchte der Schützenverein keine unnötigen Gerüchte streuen. Weichert, Jegodtka und Co orientieren sich strikt an den nächsten Regierungserklärungen. Und damit wird wohl in diesem Jahr kein neuer Wettkampf ausgeschossen. Das heißt: Auch 2020 bleibt Ralf Melzer Wilsches Schützenkönig. „Unsere jetzige Majestät ist die erste, die es ins zweite Jahr schafft“, schmunzelt der Zahlmeister und fügt an: „Das gab es wirklich noch nie!“ Doch Ralf Melzer, der sich gegen 71 Konkurrenten durchsetzte, ist nicht der einzige, der im vergangenen Jahr absahnte. Erster Andermann wurde Jens Steinbach, zweiter Andermann Jürgen Schacht. Luca Meyer wurde Kronprinz, Kindermajestät Greta Plate und Damenmajestät Carina Kükelhahn. Zum Veteranenkönig proklamierten die Schützen Günter Naß. Die Ehrenscheibe ging damals an Heinz-Otto Schrader.

Die ganz große Sause fällt in diesem Jahr also flach. Kein Königsschießen mit Sektempfang, keine Zeltdisko, bei der bis in die Tiefe der Nacht getanzt wird, kein Spaß für Jung und Alt an den Buden. „Mittlerweile gehen wir damit um“, meint Klaus Jegodtka ganz nüchtern. Man habe sich damit abgefunden, dass man gegen eine Pandemie nichts ausrichten kann. „Es ist eine verrückte Zeit“ – und keiner weiß, wie lange dieser Ausnahmezustand noch anhalten wird. Auch deswegen ist man in Wilsche und im Schützenverein selbst um Sachlichkeit bemüht. Die Entscheidungsträger sitzen woanders, man selber darf nur hoffen und die Vorfreude verlagern. Und hiermit wandert der Blick ganz vorsichtig auf das nächste Jahr.

Wie weit sind die Planungen für das Schützenfest 2021? Klaus Jegodtka hält es da diplomatisch: „Das nächste Jahr ist noch nicht ausgegoren.“ Events wie der Majestätenball oder das Schweinepreisschießen waren im Februar die Highlights und sollten das Dorf schon mal auf die Party-Reihe im späten Frühling einstimmen. Inwiefern diese traditionellen Veranstaltungen im kommenden Jahr abgehalten werden können, steht noch zur Diskussion. Eines sei aber klar, so der Zahlmeister: „Wir halten uns an den 1. September. Mal schauen, welche Auflagen es dann geben wird. Deswegen haben wir uns für das kommende Jahr noch wenig Gedanken gemacht.“

Sei danach wieder mehr möglich, sprich, man dürfe auch in größeren Gruppen Veranstaltungen planen und vielleicht auch auf den Mundschutz verzichten, könnte im Schützenheim wieder Leben einkehren. Und darüber würde sich in Wilsche sicherlich niemand beschweren. Klaus Jegodtka hält allerdings fest: „Bis dahin wecken wir keine falschen Hoffnungen.“


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