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40 Jahre Golfclub Gifhorn: Wir sind im Umbruch - Im KURT-Interview erklärt Präsident Uwe Ostmann, wie die Zukunft des Vereins aussieht

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 21.12.2022
40 Jahre Golfclub Gifhorn: Wir sind im Umbruch - Im KURT-Interview erklärt Präsident Uwe Ostmann, wie die Zukunft des Vereins aussieht

Nur der Spieler und der Ball: Der Golfsport hat nicht nur einen sportlichen Reiz. Auch die Natürlichkeit ist faszinierend.

Foto: Stephan Knudsen/Grote Media

Am 14. Dezember feiert der Golfclub Gifhorn – gelegen am Wilscher Weg – sein 40-jähriges Bestehen. KURT wünscht alles Gute! Offiziell starten die Festlichkeiten mit einem Sektempfang, im Juni soll‘s dann eine ganze Reihe von tollen Turnieren und Veranstaltungen geben. Über den Event-Marathon, die Zukunft des Vereins und die Schönheit des Golfsports sprach KURT-Volontär Malte Schönfeld mit Golfclub-Präsident Uwe Ostmann.

Herr Ostmann, vorneweg die vielleicht wichtigste Frage: Wie sind Sie zum Golf gekommen?
Ich gebe es direkt zu: Vom Sport her ist Golf für mich untypisch. Ich komme eher aus der Ecke Kampfsport, dazu mehr als 30 Jahre Fallschirmspringen, Motorrad, Skifahren.

Freunde sagten zu mir und meiner Frau: „Wir haben bei Euch in Gifhorn mit dem Golfen angefangen.“ Eine Woche später haben wir ein Schnuppertraining gemacht – und waren angefixt. Das war 2013.

Mich begeistert, dass man beim Golfen nichts mit Kraft alleine bewirken kann. Und es gibt auch keine Ausreden. Sie selbst sind das Problem, wenn der Ball nicht fliegt. Sie spielen gegen sich selbst. Sie und der Ball.

In diesen Tagen feiert der Golfclub Gifhorn sein 40-jähriges Bestehen. Wie hat sich der Verein seit der Gründung gewandelt?
Der Golfsport steckt in einem Umbruch. Gern wird der Vergleich zum Tennis gezogen: War mal sehr elitär, hat dann den Schwenk zum Allgemein- und Breitensport genommen. In genau dieser Phase steckt der Golfsport. Das ist für viele, wenn nicht gar für alle Klubs eine echte Herausforderung.

Mein Team und ich sind 2018 angetreten, um diese Öffnung zu gestalten. Es ist auch eine Marketing-Frage: Wie verkauft man den Golfsport in der Region, welchen Fokus setzt man? Was seit einigen Jahren immer mehr in den Vordergrund rückt, ist Golf als Gesundheitssport. Sie können Golf bis ins hohe Alter betreiben, das sind ruhige Bewegungen, die Herz-Kreislauf-Frequenzen sind genial. Es gibt dazu inzwischen gute und fundierte medizinische Studien.

Wir müssen uns da auf den Weg machen. Wie in jedem unternehmerischen Veränderungsprozess können Sie die Phasenverläufe eins zu eins ablesen. Aus unserer Sicht ist das der einzige Weg, wie der Golfsport eine Zukunft hat.

Herrliche Landschaften, die entspannend wirken: Das tolle Grün des Golfclub Gifhorn ist ein Eintrittsargument.

Foto: Stephan Knudsen/Grote Media

Die Schönheit des Golfens – welche Rolle spielt die Natur?
Wenn Sie 15 Golfer fragen, dann werden Sie die unterschiedlichsten Gründe finden, warum die Person fasziniert ist vom Golfsport. Die Natur ist eine Facette. Unser Platz ist ein Geschenk. Wir haben wirklich herrliche Landschaften. Unser Greenkeeping ist ein zentraler Punkt. Wenn der Platz funktional nicht bespielbar ist, können Sie den Sport nicht durchführen. Da braucht es gute Leute – und die haben wir.

Welches sind oder waren die prägenden Gesichter im Verein?
Zum einen sind da die Gründungsmitglieder hervorzuheben. Sie sind natürlich zum Sektempfang eingeladen. Zum anderen, und das ist für mich nach wie vor herausragend, ist es die Arbeit unseres ehemaligen Präsidenten Hans Rüsing, der es mit seinem Finanzvorstand Thomas Fast geschafft hat, den Verein in grüne Zahlen zu bringen. Es ist schon selten, dass ein Golfclub keine Schulden hat. Da zehren wir heute noch von.

Selbstverständlich kommen dazu noch viele andere Namen, die man aber an dieser Stelle nicht alle nennen kann.

Anfängerinnen und Anfänger sind stets eingeladen, einen Schnupperkurs beim Golfclub Gifhorn zu absolvieren.

Foto: Stephan Knudsen/Grote Media

Wie gestaltet sich das soziale Miteinander im Golfclub?
Wir haben vorhin über die Entwicklung hin zum Breitensport gesprochen. Das Elitäre wird weniger. Dennoch muss man es sich noch immer leisten können, Golf zu spielen.

Wir sollten auch denjenigen helfen, denen es finanziell nicht so gut geht. Wir möchten noch mehr in die Richtung gehen, dass wir notleidende Kinder unterstützen. Das ist für mich eine gesellschaftliche Aufgabe. Dennoch sage ich: Da können wir noch mehr tun.

Neben dem Platz sind das Clubhaus und das Restaurant Dreh- und Angelpunkt des Clublebens. Wir wünschen, dass man nach der Runde dort einkehrt. Oder dass unsere drei Hauptspielgruppen, die Dienstagsdamen, die Mittwochsmänner und die Donnerstagssenioren, dort Zeit verbringen. Diese Routinen pflegen wir.

Es gibt Vereine, die bieten seit langer Zeit keine Gastronomie mehr an. Wie man weiß, hat auch unser Gastronom im Oktober gekündigt. Wir haben das Glück, dass wir sofort einen Nachfolgepächter gefunden haben, so dass das Clubleben nahtlos weitergehen kann. Da sind wir immer hinterher.

Was sind generell die Werte, für die der Golfclub Gifhorn einsteht?
Der offene, ehrliche Umgang im Golf ist so wichtig wie in anderen Sportarten auch.

Wenn man ein Turnier spielt, gibt‘s keine Schiedsrichter. Die Gruppe zählt sich selbst. Es ist ein großes Maß an Ehrlichkeit vonnöten.

Der Golfclub Gifhorn versteht sich als Verein, der besonders die Jugendarbeit fördern möchte. Haben Sie Angst, dass sich der Nachwuchs lieber bei Instagram und TikTok als auf dem Grün tummelt?
Ja, das hüpfende Komma ist und bleibt der Trainer. Er muss in der Lage sein, auch mit einer anderen Art von Kindern und Jugend als früher umzugehen. Er muss sie immer wieder neu für den Golfsport begeistern können. Da wird es auch in Zukunft Kinder geben, die sich dafür begeistern lassen.

Dennoch: Das gilt für alle Sportarten. Viele Kinder können sich wesentlich schlechter konzentrieren als früher, sie wollen im Sport eher bespaßt werden. Unsere Aufgabe ist, einen Trainerpool anzubieten, der uns gute Voraussetzungen ermöglicht. Wir bemühen uns, aus den eigenen Reihen C-Trainer herauszufiltern.

Zweitens müssen wir darauf hoffen, dass die Eltern ihren Teil dazu beitragen. Und drittens geht‘s über die Zusammenarbeit mit den Schulen, um das Potential abzuschöpfen.

Kommen wir noch einmal auf die Festivitäten zum 40. Geburtstag des Golfclubs Gifhorn zu sprechen. Was ist geplant?
Wir starten noch in diesem Jahr mit dem Sektempfang. Da haben wir Vertreter aus dem Club eingeladen, die Spielgruppenführer, natürlich die Ehrenmitglieder und die Gründungsmitglieder.

Da der Gründungstag im Dezember liegt, ist vieles erst für 2023 geplant. Wir wollen vor den Sommerferien eine konzertierte, geballte Aktion starten: ein Monat mit speziellen Turnieren und Veranstaltungen. Höhepunkt ist das Sommerfest am Samstag, 24. Juni.

Nicht zu vergessen ist, dass wir aktuell zum ersten Mal den Adventscup anbieten. Das ist bisher total klasse gelaufen und nicht speziell etwas, was mit 40 Jahre Golfclub Gifhorn zu tun hat. Aber wir überlegen uns schon, wo wir Kleinigkeiten veranstalten können.

Die Gesellschaft hat sich nach Corona verändert. Wir hatten das vorhin mit dem sozialen Aspekt. Wir wollen den Leuten da etwas bieten, sie wieder ranholen. Das ist eine der Herausforderungen.

Herr Ostmann, lassen Sie uns einen Ausblick wagen. Was haben Sie und Ihre Vorstandskollegen im Golfclub Gifhorn vor, um zukunftsfähig zu sein?
Wir haben als einziger Golfclub in der Region ein sehr umfangreiches Netz an Allianzen geschlossen. Unsere Mitglieder haben die Möglichkeit, in mehr als 80 Clubs deutschlandweit Greenfee-frei zu spielen.

Wir versuchen durch das Zusammentragen von Bedürfnissen und Notwendigkeiten Synergieeffekte zu erzielen. Ich kann das am Beispiel Sand erklären. Davon brauchen wir Unmengen. Wie alles andere ist auch der Preis für Sand explodiert. In der Allianz können wir so zu geringeren Preisen einkaufen, weil wir für vier oder fünf Vereine bestellen.

Die idyllische, parkähnlichen Anlage des Golfclubs Gifhorn umfasst stolze 75 Hektar. Neben dem gepflegten 18-Loch-Platz gibt‘s noch eine Driving Range und ein Übungsgelände.

Foto: Stephan Knudsen/Grote Media

Was noch?
Was zu einer echten Herausforderung werden kann, ist die Wasserproblematik. Wenn wir nicht zusammen mit den Wasserverbänden in der Lage sind, im Sommer in einem ausgewogenen Maß Wasser auf den Platz zu bekommen, könnte es für uns schwierig werden. Schon in diesem Jahr hatte ich Angst vor einem Wasserstopp. Klar mache ich aber auch: Wenn die Landwirte jeden Tropfen brauchen, stellen wir uns hinten an.

Glücklicherweise haben wir einen sehr guten Vertrag abgeschlossen, weil wir ein Wasserkonzept vorgelegt haben. Dazu werden wir Flächen, die wir beregnen, eingrenzen. Weiterhin fangen wir an, neue Rasensorten auszusäen, die mit weniger Wasser auskommen.

Wir haben in den letzten fünf Jahren ein gutes Verhältnis zum Landkreis Gifhorn und zur Stadtverwaltung aufgebaut. Da sind wir ebenfalls zu Zukunftsthemen im Gespräch. Das umfasst unter anderem unseren Platz und das Clubhaus als Tourismusmagnet.

Abschließend noch fünf schnelle Fragen: Nur ein Gerücht, dass man sich früher für 10.000 D-Mark einkaufen konnte?
Nein. Es war schon so, dass es diese Investitionsumlage gab. Weiß nicht, ob das jetzt 10.000 Mark waren. Es waren aber horrende Summen.

Ärgert es Sie, dass man beim Golf immer nur an Tiger Woods denkt?
Bernhard Langer ist ein bekannter deutscher Spieler, Martin Kaymer auch. Gegenfrage: Wer kannte in Deutschland Tennisgrößen, bevor es Boris Becker und Steffi Graf gab? Wir brauchen diese Zugpferde auch im Golf.

Spielt es sich besser oder schlechter nach einem Glas Weißwein?
Manchmal besser (schmunzelt).

Wie viel kostet eine gute Golfausrüstung?
Tatsächlich haben wir seit einigen Jahren Komplettangebote für ein paar Hundert Euro. Nebenbei: Bei uns im Club gibt‘s natürlich für alle Interessenten Leihausrüstungen.

Und zum Schluss, Herr Ostmann: Selbst schon mal nach verunglückten Golfbällen im Teich getaucht?
Getaucht noch nicht (lacht). Aber einmal in den Teich reingefallen.


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