Vereinsportrait

Wir sind alle Gifhorner, die hier aufgewachsen sind: Der Traditionsclub Gifhorn ist sportlich erfolgreich und sozial engagiert

Jens Neumann Veröffentlicht am 17.05.2024
Wir sind alle Gifhorner, die hier aufgewachsen sind: Der Traditionsclub Gifhorn ist sportlich erfolgreich und sozial engagiert

Noch spielen die Fußballer des T.C. Gifhorn in der 1. Kreisklasse Staffel 2. Doch der Aufstieg in die Kreisliga ist ihnen kaum noch zu nehmen.

Foto: Regios24

Der Gifhorner Traditionsverein, er hat rund 2400 Mitglieder, ist der größte Verein des Landkreises und kann bereits auf 163 Jahre zurückblicken. Na klar, gemeint ist damit der MTV, der Männer-Turn-Verein von 1861. Doch hier ist nicht die Rede vom Traditionsverein aus Gifhorn, sondern vom Traditionsclub Gifhorn, abgekürzt T.C. – und den gibt es erst seit knapp fünf Jahren. 2019 wurde der neue Verein gegründet und ist auf dem besten Weg, die damals selbst gesteckten Ziele punktgenau zu erreichen.

Während der MTV mit mehr als 1000 weiblichen Mitgliedern seinem ursprünglichen Namen heutzutage kaum noch gerecht wird, hätte der T.C. allen Grund diesen Namen zu tragen. „Wir sind ein reiner Fußballverein, leider ein reiner Männerverein“, sagt Schriftführer Mustafa Ergül und merkt schmunzelnd an: „Wir haben keine aktive Sportlerin oder Betreuerin. Aber Zuschauerinnen haben wir.“

Und auf die darf sich der Traditionsclub auch verlassen. Schließlich handelt es sich dabei um die Mütter, Frauen, Freundinnen oder Verwandte der Fußballer. Sie unterstützen den kleinen Verein mit seinen rund 60 Mitgliedern organisatorisch und sorgen dafür, dass sich der T.C. einen Satz getrost auf die Fahnen schreiben darf: „Wir sind familiär.“

Bestes Beispiel dafür: Zwei Schwestern, die Arslan-Schwestern, gestalteten gemeinsam das neue Vereinslogo. „Wir wollten weg vom Tiger hin zum Lorbeerkranz und Stern“, verdeutlicht Ergül. Der Lorbeerkranz symbolisiert den erfolgreichen Start des Vereins – der Stern steht als historisches Sinnbild für die Navigation in der Schifffahrt, „als Orientierungspunkt für unsere Mitglieder und Unterstützer“.

Als der T.C. 2019 gegründet wurde, war Ergül selbst noch nicht dabei. Wie es damals dazu kam, weiß er allerdings genau. „Es waren Kumpels, die kicken und ein soziales Projekt aufbauen wollten“, beschreibt Ergül. Die Gründungsmitglieder waren Hasan-Ali Özdemir (Vorsitzender), Tolga Elagöz (stellvertretender Vorsitzender), Ibrahim Maden (Schriftführer und Trainer), Osman Özdemir (Co-Trainer), Eyüp Karaduman (Spartenleiter) und Hakan Aydogmus.

Sie führen den T.C. Gifhorn mit ihrer Vorstandsarbeit: Mustafa Ergül (von links), Ali Akdeniz und Emir-Fırat Kekeç.

Foto: Privat

„Wir wollen möglichst schnell raus aus den Kreisklassen“ – mit diesen Worten war Hasan-Ali Özdemir damals angetreten. Als Vorsitzender und spielender Co-Trainer hatte er mit seinen Mitstreitern einen Fünf-Jahres-Plan aufgestellt, den der T.C. Gifhorn in diesem Sommer punktgenau erfüllen könnte: mit dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die Kreisliga. Als Spitzenreiter der 1. Kreisklasse 2 sind die Gifhorner auf Kurs in Richtung Kreis-Oberhaus – und damit raus aus den Kreisklassen.

„In den Anfangsjahren haben unser ehemaliger Trainer Ibrahim Maden und die ersten 25 Spieler den Grundstein für den sportlichen Erfolg gelegt“, hebt Ergül hervor. „Die Spieler wurden beim MTV, bei der SV Gifhorn, in Gamsen oder Kästorf ausgebildet. Viele kannten sich über ein Jahrzehnt.“ Auf diesem Fundament bauten die Trainer Abdelmajid El Boujattoui und Osman Özdemir, der aktuelle Coach, auf.

Doch wie kam letztlich auch der Name Traditionsclub zustande, über den „selbst ein wenig geschmunzelt“ wurde. „Wir sind alles Gifhorner, die hier geboren und aufgewachsen sind“, unterstreicht Mustafa Ergül. Gifhorner, die eben traditionell in Gifhorn kicken – und schon wurde es kein Fußballclub (FC) oder -klub (FK), sondern der T.C. „Das springt so ein bisschen aus der Reihe.“

Im sportlichen Bereich ist der Traditionsclub, der seine Spiele und Trainingseinheiten auf dem Sportplatz an der Adam-Riese-Schule absolviert und eine zweite Herren-Mannschaft im Spielbetrieb hat, auf dem besten Weg, seine selbst gesteckten Ziele aus dem Gründungsjahr zu erreichen. Und auch in puncto „soziale Projekte“ machte der kleine Verein gleich mehrfach auf sich aufmerksam.

2022 veranstaltete der T.C. ein Benefizspiel, um sich gebührend von zwei Fans zu verabschieden, die während der Corona-Zeit verstorben waren. Mehr als 600 Zuschauer waren für die gute Sache dabei. Ein Teil des Erlöses wurde dazu verwendet, einen Brunnen in Bangladesch zu eröffnen, an dem auf einer Tafel die Namen der beiden verstorbenen T.C.-Fans zu lesen sind. 2000 Euro spendete der Verein zudem an „Familien in der Türkei, die es sehr nötig haben“, wie Hasan-Ali Özdemir damals erklärte.

Der T.C. Gifhorn treibt soziale Projekte voran: Emir-Firat Kekec bei der Essensausgabe im Tagestreff Moin Moin.

Foto: Privat

Ein Jahr später folgte das große Benefizturnier, das der T.C. und der SV Welat Gifhorn gemeinsam ausrichteten unter dem Motto „Hand in Hand für die Erdbebenopfer“ in der Türkei und in Syrien. Und Ende 2023 packten die Gifhorner dann vor Ort an und unterstützten den Tagestreff Moin Moin der Diakonischen Gesellschaft, indem der Verein gemeinsam mit seinem Sponsor Tatses Imbiss & Restaurant das Mittagessen sowie Getränke für die Weihnachtsfeier sponserte. Damit wollte der Traditionsclub, der mit dem „Tradition Cup“ zudem längst ein eigenes Hallenturnier anbietet, aufs Thema Armut in unserer Region aufmerksam machen.

Mittlerweile hat sich das Personalkarussell gehörig gedreht beim T.C. Gifhorn – sowohl bei den Spielern, aber eben auch bei den Funktionären. Die Gründungsmitglieder mit Hasan-Ali Özdemir an der Spitze leiteten selbst einen Generationswechsel ein.

„Mit dieser personellen Neuausrichtung wollten wir den jungen und dynamischen Charakter beibehalten“, sagt Schriftführer Mustafa Ergül. Ali Akdeniz trat erst jüngst im Februar 2024 das Amt des Vorsitzenden an, sein Stellvertreter ist Emir-Fırat Kekeç.

Eine echte Heimat fehlt dem Club allerdings noch – „wir haben ja kein Vereinsheim. Das ist noch eine Herausforderung“, verdeutlicht Ergül. „Und ein Stammlokal haben wir auch nicht. Wir versuchen aber viel in Gifhorn zu machen“, sagt er. Passend zu einem Verein, dessen Tradition eben in der Stadt Gifhorn begründet ist.

instagram.com/tcgifhorn


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