Fußball – Landesliga
Wer sind die sieben Neuen im SSV Kästorf? Hier stellt Trainer Heinz-Günter Scheil seine Mannschaft vor
Jens Neumann Veröffentlicht am 06.09.2024Und plötzlich sind sie ganz allein: Der SSV Kästorf ist in der neuen Landesliga-Saison als Alleinunterhalter unterwegs – und die einzige Mannschaft aus dem Landkreis Gifhorn, die noch in der höchsten Spielklasse des Fußball-Bezirks Braunschweig vertreten ist. Oder anders gesagt: Der SSV ist sportlich gesehen die Nummer 1 im Kreis Gifhorn. Und das wollen die Schützlinge von Trainer Heinz-Günter „Scheilo“ Scheil auch bleiben, der in seine zweite Saison in Kästorf gegangen ist, nachdem er im Sommer 2023 zum SSV zurückgekehrt ist. Nach dem vierten Spieltag rangiert der SSV Kästorf nun auf Tabellenplatz 12 und damit gerade so noch auf einem Nichtabstiegsplatz. Als nächstes folgt am Sonntag, 8. September (15 Uhr) das Heimspiel gegen VfB Fallersleben, derzeit auf Tabellenplatz 5.
Der TSV Hillerse, der VfL Wahrenholz, der MTV Gifhorn – sie begleiteten den SSV Kästorf noch in der vergangenen Spielzeit in der Fußball-Landesliga. Doch übrig geblieben ist aus diesem Kreis-Quartett nur noch der SSV, der die vergangene Saison als Tabellensechster abschloss und erst am letzten Spieltag mit der 2:6-Niederlage in Bovenden den möglichen vierten Tabellenrang im Endklassement verspielt hatte.
Ja, rein tabellarisch gesehen wäre für die Rot-Weißen letztlich sogar mehr möglich gewesen. Aber die Luft war frühzeitig raus, in der zweiten Saisonhälfte stellte sich die Mannschaft phasenweise praktisch mehr oder weniger von selbst auf. Es fehlten die Alternativen im Kader, die Tiefe, die Breite. Und genau an diesen Stellschrauben haben die Kästorfer im Sommer gedreht und ihr Aufgebot sowohl quantitativ als auch qualitativ verbessert.
Gleich sieben externe Neuzugänge durfte Trainer Heinz-Günter Scheil mit seinem Staff begrüßen, hinzu gehören mit Torhüter Melvin Rucks und Mittelfeldakteur Henrik Grabowski auch zwei Nachwuchsspieler aus dem eigenen Lager des JFV Gifhorn, der bisher als JSG Gifhorn Nord an den Start ging, zum erweiterten Kader des SSV. „Wir haben uns nicht nur in der Breite verbessert, sondern auch den Konkurrenzkampf erhöht“, stellt der 61-jährige Coach der Kästorfer zufrieden fest, der vorerst studienbedingt auf Niklas Meyer verzichten muss – der Offensivmann legt deshalb eine Pause ein.
Doch wer sind die sieben Neuen beim SSV? Was erwartet er von ihnen? Und welchen Eindruck haben sie bislang gemacht? Es sind Fragen, auf die Scheilo die Antworten liefert.
Der Wunsch-Führungsspieler: Jonas Wand
Der 26-Jährige kam vom Oberliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig U23 nach Kästorf und ist ein absoluter Wunschspieler von Scheil. „Ein gesuchter Typ, einer mit Qualitäten eines Führungsspielers“, betont der SSV-Coach. Wand, der 2017 mit der U19 der Braunschweiger DFB-Pokal-Sieger der A-Junioren geworden war, ist ein vielseitig einsetzbarer Defensivspieler, sagt Scheil über den Linksfuß. „Er hat das Nachwuchsleistungszentrum als Außenverteidiger durchlaufen.“ Bereits 2012 hatte sich der gebürtige Herzberger der Eintracht angeschlossen und bringt sogar Regionalliga- (13 Spiele) und Oberliga-Erfahrung (21 Einsätze) mit.
Der Wirbelwind-Rückkehrer: Albert Hajdaraj
Ein Wirbelwind ist zurück in Kästorf: Nach zwei Jahren beim TSC Vahdet Braunschweig zog es den 26-jährigen Offensivakteur wieder zum SSV – sehr zur Freude des Trainers. „Albert ist einer der interessantesten Stürmer in der Region. Mit seinem Tempo wird er unser Umschaltspiel beleben – er wird ein Unterschiedsspieler sein“, hebt Scheilo hervor. Allerdings müsse Hajdaraj, der in Kästorf gemeinsam mit seinem Bruder Mehmet auf Torejagd geht, nach einer langen Verletzungspause körperlich noch zulegen. „Dennoch wird er Verantwortung im vorderen Bereich übernehmen.“
Der Kreativkopf: Sebastian Wagner-Reyes
2020 wechselte der offensive Mittelfeldakteur von Lupo Martinis U19 zum SV GW Calberlah und sorgte dort mit seiner Spielweise für Furore. 2023 zog es ihn dann zum SSV Vorsfelde II und nun weiter nach Kästorf. „Er war zwar mehr in der Bezirksliga zu Hause, hat aber sein Studium inzwischen fertig und arbeitet bei Volkswagen“, berichtet Scheil, der den 22-Jährigen als sehr selbstbewussten Fußballer beschreibt, der eine Spielidee habe und ein absolut kreativer Spieler sei. „Ich denke auch, dass er robust genug für die Landesliga ist“, so Kästorfs Coach.
Die Zukunftsoption: Aldrin Abedini
„Er ist ein begeisterter Straßenfußballer. Er will immer den Ball haben“, sagt Scheil über den Youngster, der aus der U19 des TSV Havelse (Regionalliga) nach Kästorf wechselte. „Ich sehe ihn im zentralen Mittelfeld als Zukunftsoption“, traut Scheil dem 19-Jährigen einiges zu. „Er muss nur noch lernen, die richtige Mischung zu finden zwischen Offensive und Defensive.“ Mit seiner Ballsicherheit und seinem Spielverständnis überzeugte Abedini die SSV-Verantwortlichen aber schon im Probetraining.
Der Mann mit dem Näschen: Laurent Marmullaku
Der zweite Neuzugang aus Havelses U19 ist in der Region deutlich bekannter. Ausgebildet in der Jugend des MTV Gifhorn, ging es für den heute 19-Jährigen 2018 ins Nachwuchsleistungszentrum des VfL Wolfsburg. „Da ist er groß geworden. Er ist eines der größten Talente in unserer Region, das hat er in den ersten vier Wochen bei uns auch bewiesen“, lobt Scheil den Angreifer, bei dem man nach einem Kreuzbandriss aber geduldig bleiben muss. „Er arbeitet gut, er zeigt, warum er ein Torjäger ist – er hat das Näschen eines Stürmers.“
Der Verlässliche: Marvin Sattelmaier
Er wagt den Sprung aus der Kreisliga in die Landesliga. Der Innenverteidiger, den Scheil „noch aus der A-Jugend der JSG Papenteich“ kennt, kommt von der FSV Adenbüttel Rethen. „Er ist groß, robust, bringt viel spielerische Qualität mit und kann auch außen spielen“, schildert der SSV-Coach und nennt eine weitere Stärke: „Seine Einstellung zum Fußball ist super.“
Der Eins-gegen-Eins-Dribbler: Fatmir Bartolen
SV Gifhorn, MTV Gifhorn – und nun SSV Kästorf. „Wir versprechen uns viel von Fatmir über die Außen. Er kann viele Spiele für uns entscheiden“, legt sich Scheil fest, der den 22-Jährigen als kompletten Eins-gegen-Eins-Spieler betitelt. „Fatmir bringt ein riesiges Durchsetzungsvermögen mit, für mich ist er einer der besten Spieler auf dieser Position in unserer Region.“ Gerade in der Rolle des Vorbereiters soll Bartolen zu alter Stärke zurückfinden.
Der ganze Verein hat sich professioneller aufgestellt
„Wir haben bei den Neuzugängen darauf geachtet, dass ihr Charakter auch zum Verein passt. Wir haben eine gute Truppe zusammen, ich sehe das Potential“, zeigt sich der Trainer mit dem neuen SSV-Kader mehr als nur zufrieden. „Ich wünsche mir, dass wir eine ähnlich stabile Saison wie die vergangene spielen.“ Was das genau bedeutet? „Unser Ziel ist schon ein einstelliger Tabellenplatz, das sollte unser Anspruch sein.“ Zumal die Spieler nach einem Jahr Zusammenarbeit nun „auch wissen, was ich möchte“.
Einer, der das im Vorjahr offenbar von Anfang an begriffen hatte, war Leander Petry. Der von Eintracht Braunschweigs U23 gekommene Angreifer erzielte 27 Saisontreffer und war damit einer der großen Erfolgsgaranten der stabilen Saison. „Er hat einen absoluten Lauf gehabt. Er darf sich jetzt aber nicht unter Druck setzen, sondern muss seine Lockerheit behalten“, verdeutlicht Scheil. Dass der 23-Jährige aber nichts von seiner Torgefahr eingebüßt hat, stellte er mit zwei Treffern im Bezirkspokal sowie einem Dreierpack beim Kühl-Cup schon wieder unter Beweis. „Leander hat eine Rieseneinstellung zum Fußball, gibt in jedem Training alles, deshalb wird er in der Mannschaft auch so sehr geschätzt.“
Petry war einer der Erfolgsgaranten auf dem Platz – daneben hat Chris Borgsdorf als Sportvorstand „das Projekt, das über drei Jahre laufen soll“, unermüdlich vorangetrieben. „Die positive Entwicklung bei uns hat vor allem mit ihm zu tun. Es ist eine Menge passiert bei uns im Verein, gerade im Umfeld. Es ist vieles deutlich professioneller geworden“, verdeutlicht Scheil und nennt in diesem Atemzug auch SSV-Vereinsheld Tobias Rosenthal, der so viel mehr als nur Betreuer ist. „Wir rücken immer näher zusammen. Und es geht auch darum, nach außen geschlossen zu wirken.“
Die Bedingungen, die Scheil in seiner zweiten Amtszeit in Kästorf vorfindet, sind aus seiner Sicht hervorragend. „Wir haben top Trainingsplätze, top Kabinen und so weiter. Wir sind alle mit viel Spaß dabei“, fasst der 61-Jährige zusammen. „Natürlich spielt der Erfolg dabei auch eine große Rolle.“
SSV Kästorf – VfB Fallersleben:
Sonntag, 8. September
15 Uhr, Sportplatz
Am Sandberge 4, Kästorf