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Schluss mit Hochzeiten, ab in die Playlisten: Der gebürtige Vordorfer Kroner möchte mit seiner Pop-Musik in die Charts

Matthias Bosenick Veröffentlicht am 07.10.2023
Schluss mit Hochzeiten, ab in die Playlisten: Der gebürtige Vordorfer Kroner möchte mit seiner Pop-Musik in die Charts

Vor sechs Jahre zog Kroner von Vordorf nach Berlin. Seine Pop-Musik taucht auch in den wichtigen Playlists der großen Streamingdienste auf.

Foto: Der Polar

Kroner nimmt wieder Fahrt auf – Martin Thomas Kroner, der Deutschpop-Sänger mit dem Radio-FFN-Hit „Paradies“, der für seinen nächsten Karriereschritt vor sechs Jahren von Vordorf nach Berlin zog. Dort sammelte er ein frisches und versiertes Team um sich, erarbeitete neue Songs und bringt diese nun Monat für Monat als Singles heraus. Die ersten vier sind schon da und handeln von Mobbing, Vergebung und der Beziehung zum Vater. Tiefgründig und persönlich also, doch Kroner versichert, dass die nächsten Songs auch leichtfüßig sein werden. Eine Kostprobe davon gab er jüngst als Abschluss-Act auf der Hauptbühne des Gifhorner Altstadtfestes.

Tiefgründig geht Kroners Veröffentlichungsserie los: Die erste Single „2004“ nimmt das Mobbing-Thema auf, das Kroner erwischte, als er im titelgebenden Jahr aufs Gymnasium kam. In dem Lied kommt er zu dem Schluss, dass man „sich darauf freuen“ könne, „dass das Leben besser wird“, erklärt der Komponist: „Du kannst noch alles werden.“ Kein profaner Mutmach-Song, sondern selbstanalytisch kommt Kroner zu diesem Schluss, dass man das Gemobbt-Werden überwinden und über sich selbst hinauswachsen kann.

Zudem ereilte Kroner das Glück, Jahre später auf seinen früheren Mobber getroffen zu sein und sich mit ihm ausgesprochen zu haben – davon handelt die zweite Single „Du Timo“. Das Wort Vergebung fällt, doch betont Kroner: „Es ist gut, drüberzustehen, aber für Dich, nicht für ihn.“ Auch ohne solch eine Begegnung müsse man aus der Mobbing-Rolle herauskommen können, um seiner eigenen Seele willen, nicht für den Frieden mit dem Täter. „Nur, weil er sich entschuldigt, müssen wir nicht best friends werden“, setzt er nach, und betont, dass er sich über die tiefen Gespräche mit dem im Titel angesprochenen Timo freut. „Er hat sich entwickelt“, so Kroners Feststellung: „Schön, dass Du angekommen bist und es geschafft hast, herauszuwachsen.“

Mit der Erfahrung von diesem Timo könne er „anderen Leuten beibringen, dass man sich ändern kann“, so Kroner. Der außerdem selbst daraus lernte: „Empathie, das Verständnis, dass man es nicht leicht hat – weil niemand es leicht hat.“ Seine Schlussfolgerung: „Ein Kind mobbt nicht, weil es ein Arschloch ist, sondern weil es zu Hause Druck hat – niemand ist ein schlechter Mensch von Anfang an, es ist ein Weitergeben von schlechter Energie.“ Der angesprochene Timo kennt das Lied übrigens: „Es ist ein Teil unserer Geschichte“, sagt Kroner. Und: „Ich mag den Typen.“

Martin aka Kroner hat in diesem Jahr schon vier Singles veröffentlicht. Ob es ein Album geben wird, lässt er offen.

Foto: Der Polar

Schwere Kost mit motivierenden Botschaften, mit denen das Thema Mobbing aber vorerst abgeschlossen sein soll. Die nächste Single „Deine Bienen“ handelt von Kroners Vater, der Imker ist, und es ist kaum weniger tiefgründig: „Es ist ein langsamer, emotionaler Track geworden“, sagt der Sänger. Zudem nahm er den Song mit einem Gast auf: Die Sängerin und Streamingkünstlerin Toksi erarbeitete sich einen eigenen Zugang zum Thema und teilt sich Text und Gesang mit Kroner. Der verrät: „Das Musikvideo wurde teilweise in Vordorf gedreht.“ Und er verspricht: „Danach wird es ein bisschen leichtfüßiger, es ist nicht alles auf diesem tiefen Level.“ Von der aktuellen September-Single „Müde“, einer „Uptempo-Nummer“, sagt er außerdem: „Ich glaube, sie hat Potential für das Radio.“

Damit hat Kroner ja bereits Erfahrungen: Seine 2018er-Single „Paradies“ schaffte es auf Radio FFN in die Rotation. Damals arbeitete er mit einem Radiopromoter zusammen, der den Song sogar bei diversen Supermarktketten ins Ladenradio brachte, wo es bisweilen noch heute läuft, wie Leute ihm berichten. „Das war nicht einfach mit Deutschpop“, gesteht Kroner. Eine wilde Zeit: „Ich dachte, dass es jetzt losgeht, das war richtig krass für mich“, erzählt er. Doch: „Es hat sich nichts bewegt, die Strukturen waren noch nicht da, wir waren nicht vorbereitet für diesen Schritt.“

Zum Vergleich: Als er 2015 mit der Single „Lichter“ auf Radio38 gespielt wurde, ermöglichte das Kroner, auf Stadtfesten und Festivals in Braunschweig aufzutreten. „Paradies“ hingegen bewirkte in Braunschweig nicht so viel, dafür aber auf dem Papier: „Es war sichtbar. Ich habe gesehen, dass es Airplay gab und Gema-Einnahmen.“ Die 2019er-Single „Regen“ nahm der Streamingdienst Spotify in seine wichtige „New-Music-Friday-Deutschland“-Playlist auf, was dem Song eine enorme Reichweite bescherte: „Das war ein Achtungserfolg“, freut sich Kroner. Aber mehr auch nicht, und Kroner will mehr – was ihm mit der neuen Single „Deine Bienen“ schon mal vielversprechend gelang: „Es war zwei Wochen in der Popland-Playlist, der wichtigsten Deutschpop-Playlist auf Spotify“, strahlt er. Es geht also los.

Um dieses Mehr zu erreichen, scharte Kroner ein Team um sich, das aus Leuten besteht, von denen jeder auf bestimmte Aufgaben spezialisiert ist: Timo Kahl, Paul „Johann“ Präkelt und Stephan Piez alias Der Polar. „Der ist eigentlich selbst Artist“, erklärt Kroner, der dessen Album „Herz + Blut“ aus dem Jahr 2011 „mega gesuchtet“ hat. Bei Kroner ist er „der Produzent der Musik und der Executive Producer. Er ist für das ganze Produkt zuständig“. Der Sänger und Texter stellt klar: „Es geht um mich, meine Kunst, was ich sagen will, was ich fühle – Stephan hilft mir, mich auszudrücken.“ Außerdem ist er für Fotos und Pressetexte verantwortlich, übernimmt die Rolle des Labels und dreht und schneidet die Musikvideos.

„Paul und Timo sind die Band“, fährt Kroner fort. Sie seien im Projekt extrem wichtig, denn ein Hauptfokus liege auf dem dreistimmigen Gesang. Timo sei zudem Web Developer und Designer, er übernimmt Merchandise, Design, Artwork, Covers und Website, ist der Bassist und nebenbei „Homeproducer“, so Kroner: „Er produziert seine eigene elektronische Musik und singt.“ Angesprochen ist mit „Du Timo“ übrigens nicht dieser Bandkollege.

Und Paul, der Straßenmusiker aus Braunschweig? „Er ist bei uns der Musical Director. Er weiß, welcher Part cool kommt, welche Harmonien“, und er spielt die E-Gitarren ein. Kroner sagt von sich, dass er lediglich „eine gute Begleitgitarre“ beherrsche, „mehr Akustik- als E-Gitarre“, und betont: „Im Grunde bin ich ein Sänger, ich bin nicht so versiert wie der Paul.“

Nach seinem Berlin-Umzug arbeitete Kroner unter Klarnamen viel auf privaten Events. Jetzt soll aber wieder die Kunst im Fokus stehen.

Foto: Der Polar

Seit vier, fünf Jahren arbeitet dieses Team mit Kroner zusammen, an der Hitsingle „Paradies“ war Timo bereits beteiligt. Es habe auch einen Drummer gegeben, erzählt Kroner, doch aufgrund der pandemiebedingten dünnen Auftragslage kam er nicht zum Einsatz und orientierte sich um. Also absolvierte die Band den nächsten Gig mit Drumcomputer – was funktionierte. Die Folge: „Wir haben uns für das Depeche-Mode-Modell entschieden“, lacht Kroner, „indem wir die Beats über die Anlage laufen lassen.“ Er kündigt an: „Es soll nicht für immer so sein, aber es ist für jetzt eine coole Lösung.“ Zudem seien Auf- und Abbau so schneller gemacht, „und man kommt mit dem Golf überall hin“.

Die Kompositionen indes erarbeitet Kroner mit externen Songwritern, am liebsten im Zweierteam. Den Text zu „Du Timo“ verfasste Kroner spontan in nur einer halben Stunde, ausgehend von einer Art Buddy-Love-Song, der sich dagegen anders entwickelte: „Mein Unterbewusstsein hat ihn weitergeschrieben.“

Musikalisch vergleicht Kroner den Song mit „Lichter“, das ebenfalls in einem tiefen Moment entstanden sei und klinge „wie ein Kinderlied“, aber tiefer als das sei, was der erste Eindruck vermittelt. So ähnlich verhalte es sich auch mit „Du Timo“: „Du kannst hören, dass das Lied cool ist. Du kannst aber auch raushören, dass da Narben und Schmerzen drinstecken.“ Kroner zitiert den Produzenten Rick Rubin: „Kunst ist niemals das Gleiche für zwei Personen.“ Und der Sänger betont: „Wenn mir Leute auf Instagram sagen, ‚Du hast mich verstanden‘, dafür macht man’s, nicht dafür, dass Leute sagen, ‚Du hast guten Geschmack‘.“

Kroner bestand schon immer als Band, 2011 noch von Vordorf aus und mit wechselnden Begleitern. Dennoch fasste der gleichnamige Künstler Kroner ab 2013 als Soloprojekt auf, denn: „Nach dem Abi war ich der einzige, der für die Musik alles hingeschmissen hat, das Studium, das wollte keiner außer mir.“ Ein Vierteljahr hielt er es in Vechta als Student in einer Punk-WG aus. „Ich wusste schon lang, dass ich Musik machen wollte, und wollte mich absichern, hab aber gemerkt, dass es nicht ging.“ Also zog er nach Braunschweig in eine WG und begann, als Straßenmusiker zu arbeiten sowie auf Hochzeiten und in Kneipen zu spielen.

2017 dann siedelte er nach Berlin um, weil er in Braunschweig am Ende seiner Möglichkeiten angelangt war. Doch dort kam er auf hartem Boden auf: „Die Erkenntnis war schmerzhaft: Du bist eine ganz kleine Sau.“ Er brauchte anderthalb Jahre, um überhaupt anzukommen. Kroner musste umdenken. „Ich war komplett lost.“ Klar war ihm nur, dass er keine Straßenmusik mehr machen wollte. Stattdessen entstanden einige Singles und EPs, und Kroner spielte viele kleinere Events wie Firmenfeiern und Geburtstage und etablierte sich unter seinem Klarnamen Martin Thomas Kroner als professioneller Hochzeitsmusiker.

Jetzt soll es aber wieder um die neue Musik gehen. Zunächst wird es die Songs nur als Singles und nur digital geben, sagt Kroner. Zwar ließ er 2015 die „Hier“-EP auch auf Vinyl pressen, doch: „Das war das Minusgeschäft meines Lebens!“ Die ganzen alten Songs und EPs sollen nach und nach übrigens aus dem Netz verschwinden, ebenso das Album „Der längste Weg“ aus dem Jahr 2012, das Kroner heute vielmehr als Demo-Sammlung auffasst: „Ich will mir den Titel für mein richtiges Debütalbum freihalten.“ Ob er die neuen Singles gebündelt als Album zusammenfasst, dann auch als CD oder LP, ist noch offen, aber nicht unwahrscheinlich – das Business habe sich aber in Richtung einzelner Songs gewandelt.

Der Gig auf dem Altstadtfest war für Kroner eine Ehre – und nicht der erste Auftritt: „Wir waren 2015 schon mal auf der Hauptbühne und davor auch mal auf einer kleineren Bühne“, sein Bassist und sein Gitarrist mit ihren Projekten ebenfalls. Kroner schwärmt: „Das Altstadtfest ist was Besonderes!“ So war es auch dieses Mal wieder: „Es hat Spaß gemacht“, trotz technischer Tücken.

kronermusik.de
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„2004“, 2:59 Minuten
„Du Timo“, 2:42 Minuten
„Deine Bienen“, 2:25 Minuten
„Müde“, 2:32 Minuten


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