Essen & Trinken
Gastfreundschaft, Genuss und ganz viel Trubel: Lamm, Kokoskuchen und Co überzeugen im neuen Gifhorner Lokal Keyfet
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 04.05.2025
Linsensuppe, Reisgerichte, gemischte Salate, Lammfleisch, gebackenes Brot – bei Keyfet in Gifhorn isst es sich klassisch türkisch. Zum Start des neuen Lokals saß auch KURT-Tester Malte Schönfeld auf der Terrasse.
Foto: Bastian Till Nowak
Wenn sich in Gifhorn mutige Gastronomen dazu entscheiden, ein Lokal zu eröffnen, dann spricht sich das schneller rum als die Wahl des neuen Papstes im Vatikan. So geschehen mit Keyfet, das vor kurzem am Dannenbütteler Weg eröffnete. Hier steht schon im türkischen Namen das Wohlbefinden, der Genuss der Gäste im Vordergrund. Und auch im Menü bewegt man sich locker zwischen Imbiss und Restaurant. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitungen durften sich von der wunderbaren Gastfreundschaft in den ersten Öffnungstagen überzeugen.
Als ich Anfang April zum Hörer greife, wird schon nach einem knappen Tuten abgenommen. Im Hintergrund höre ich umtriebiges Klappern, es klingt, als würden Anweisungen gegeben, ein Wuseln ist zu vernehmen. Reservieren, nein, das wäre nicht nötig, einfach vorbeikommen, sagt man mir. Ich nicke und lege auf.
Komisch, denke ich mir einen Moment später, sonderbar, es ist doch Eröffnungswoche im Keyfet. Der Ansturm wird doch groß sein? Jeder wird doch wissen wollen, was das neue türkische Lokal am Dannenbütteler Weg serviert.
Schon von weitem erkennen meine Begleitungen und ich, ein paar Tage später, dass die Gifhorner tatsächlich ein großes Interesse bekunden: Die Terrasse des Keyfet ist beinahe restlos belegt, Parkplätze in der Nebenstraße sind Glückstreffer. Und ja, mit dieser überschwänglichen Aufmerksamkeit hätte man nicht gerechnet, gesteht uns Bahar Tekin, die das Keyfet gemeinsam mit Ehemann Erdal Tadik gestartet hat. Trotzdem sollte auch sie recht behalten, denn an einem großen Holztisch finden auch wir drei noch einen Platz.
Die Stimmung ist ausgelassen, es liegt regelrecht Opening-Euphorie in der frischen Frühlingsluft, die von draußen reinströmt, ein unbeschreibliches, aufregendes Knistern. Lebenstraumerfüllung. Viele Familien sind gekommen, riesige Platten stehen auf den Tischen, das Personal hüpft von Tisch zu Tisch, schlängelt sich an Stühlen vorbei, Bestellungen werden vorn am Tresen und am Tisch entgegengenommen, kurz, so wünscht sich jeder Gastronom seine Premiere.
Eine Linsensuppe gehört bei Keyfet zum Standard.
Foto: Bastian Till Nowak
Weil man sich bei der Begeisterung und dem Andrang verkalkuliert habe, sei auch nicht mehr jedes Essen der Karte verfügbar, das müsse man bitte entschuldigen. Hähnchenpfannen, Karniyarik, was gefüllte Auberginenhälften sind, Suppen, Lammgerichte – dafür möchte Keyfet stehen. Wir verstehen die Knappheit natürlich, und uns wird geraten, doch einfach eine Art freie Bestellung aufzugeben.
Los geht‘s für jeden am Tisch mit einer warmen Linsensuppe, dazu wird jeweils ein Zitronenviertel gereicht – ein Klassiker, den man aufgrund seines Status immer bestellen kann. Schon zuvor wurden uns unbestellt Fladenbrot und Pita im Korb sowie drei Dips – Joghurt mit Brokkoli und Blumenkohl sowie ein Tomatensalat – in kleinen Schalen als Amuse-Gueule auf den Tisch gestellt. Eine meiner Begleitungen hat sich einen vegetarischen Teller zusammenstellen lassen, der von gefüllten Weinblättern über Kichererbsen bis zu Pommes reicht. Die andere probiert sich an den abgesprochenen Auberginenschiffchen, die sie ziemlich begeistern.
„Aubergine, das kriegt kaum einer so hin“, sagt sie und lobt den wohltemperierten Einsatz der Gewürze. Und ja, dafür ist die türkische Küche bekannt: das dezente Würzen mit Chili, Paprikapulver, Nelken oder auch Zimt.
Die türkische Küche ist neben Fleischgerichten auch für seine süßen Nachspeisen bekannt.
Foto: Bastian Till Nowak
Nach dem umfangreichen ersten Gang setze ich beim Hauptgericht lieber auf Minimalismus: Lamm und Reis, dazu ein Ayran, dessen salzige Note ideal ergänzt. Mehr noch hätte aber auch ich mich über ein, zwei vegetarische Alternativen gefreut – vielleicht lassen die sich neben Çiğ Köfte auf der Karte noch ergänzen.
Ein toller Abschluss gelingt dem Keyfet dann mit dem Dessert. Auch wenn Kokos kein traditioneller Bestandteil der klassischen türkischen Küche ist, haben moderne Bäckereien die leckeren Flocken für sich entdeckt. Und so staunen wir nicht schlecht über den Kokoskuchen, der mit einer Erdbeere on-top gereicht wird. Das Baklava rundet den letzten Gang wie immer wunderbar ab.
Da die Zusatzfunktionen der Kasse noch nicht restlos geklärt waren, zahlen wir ohne Bon. Am Ende lautet die Rechnung 69,40 Euro. Gastfreundlich dagegen ist, dass uns die Vorspeisen erlassen werden. Und so ist das Keyfet herzlichst zu empfehlen.
Keyfet
Dannenbütteler Weg 35, Gifhorn
Mo. – So. 10 bis 22 Uhr
Tel. 0157-85514083
keyfet-gifhorn.eatbu.com