Kunst
Denn die Liebe ist stärker als der Krieg: Die Künstlerin Iryna Vorona stellt ab 7. Februar im Künstlerhaus Meinersen aus
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 02.02.2025![Denn die Liebe ist stärker als der Krieg: Die Künstlerin Iryna Vorona stellt ab 7. Februar im Künstlerhaus Meinersen aus](https://kurt-gifhorn.de/media/pages/blog/denn-die-liebe-ist-starker-als-der-krieg-die-kunstlerin-iryna-vorona-stellt-ab-7-februar-im-kunstlerhaus-meinersen-aus/c1d1458511-1737624634/img-0727-1400x875-crop-1.jpg)
Die ukrainische Künstlerin Iryna Vorona zeigt in Meinersen ihre erste Einzelausstellung.
Foto: Bastian Till Nowak
Wie weitermachen, wenn einem alles entrissen wird – als Iryna Vorona vor rund einem Jahr Teil der Gemeinschaftsausstellung „Krieg, Flucht, Ankommen“ war, drehte sich alles um diese Frage. Und auch in ihrer neuen Ausstellung, die im Künstlerhaus Meinersen ab 7. Februar zu sehen sein wird, lassen die Kriegswirren und der Schrecken aus der ukrainischen Heimat die Stipendiatin der Bösenberg-Stiftung nicht los. Ihre 30 neuen Malereien suchen bei all dem Schmerz aber noch etwas anderes: „Das Leben und die Liebe“. Helfen könnte ihr Glaube, der sich nun auch in der Kunst wiederfindet.
Körper, die Nähe brauchen. Gesichter, deren Ausdruckslosigkeit so ausdrucksstark ist. Viele Hände, die tasten, die sich vergewissern. Wenn man jetzt die Umarmung löst, bereitet es einem Qualen.
Die Figuren von Iryna Vorona, geboren 1987 in Kiew, sind noch immer eng umschlungen und vielschichtig. Klar erkennbar sind das Menschen. Körperliche Grenzen werden aufgehoben, Emotionen lagern übereinander wie Kleidungsstücke im Winter. Anders als noch in „Krieg, Flucht, Ankommen“ ist allerdings der Versuch, Farbe zurückzubringen. Trotz der Schmerzen, die Iryna Vorona dabei erleidet, vor allem, „wenn Deine Seele noch nicht wieder vollständig geheilt ist“.
Als Opfer des Krieges in der Ukraine und Witwe ist die Künstlerin im Herbst 2023 in Meinersen angekommen. Ob eine Seele überhaupt heilen kann, oder ob das Narbengewebe nur gerade so stark ist, um alles andere zusammenzuhalten, das ist wohl eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss. In den neuen Arbeiten von Iryna Vorona jedenfalls lässt sich erahnen, was möglich ist, zumal der Glaube eine unvorstellbare Kraft entfalten kann.
Eines der zentralen Werke in der Ausstellung von Künstlerin Iryna Vorona: Luftalarm, 2024, Öl auf Papier, 100 x 70 cm.
Foto: Iryna Vorona
„Fast alle meine Arbeiten sind meinem Mann gewidmet. Ich glaube fest daran, dass er immer an meiner Seite ist und mir hilft“, sagt Iryna Vorona. Das Leben und die Liebe – so heißt ihre Ausstellung, und natürlich handelt sie von ihrem verstorbenen Mann. Und diese Liebe ist so stark, so permanent und immer gültig, dass sich sogar alle drängenden Fragen erübringen. Diese Liebe ist eine tiefe, emotionale, die gerade nur ihrer Körperlichkeit beraubt wurde.
Und dann gibt es da noch eine zweite Form der Liebe. Sie ist eine Lebensbejahung, die wie in der Romantik die Erhabenheit der Natur in den Mittelpunkt rückt. Regen, Bäume, die Tiere – „ich wollte das echte Leben wiederfinden“, sagt Iryna Vorona. Es ist die Demut der Romantiker gepaart mit der Emotionalität der Impressionisten, die man in einigen wenigen neuen Werken erkennen kann.
Doch noch einmal zurück zum Glaube. Denn der spielt jetzt eine unverkennbare Rolle. Man sieht Kruzifixe, Heiligenscheine und Engel – Insignien der schöpferischen Kraft, der Barmherzigkeit und des Trostes. Engel, ja, vor allem die Engel spielen als Motiv eine Rolle. „Ob sie wirklich da sind, weiß ich nicht, aber ich fühle, dass Engel existieren“, sagt die Künstlerin. Am deutlichsten wird das im titelgebenden Gemälde „Das Leben und die Liebe“, was klarerweise „Die Entstehung Adams“ aus dem berühmten Fresko Michelangelos aufgreift. Manchmal reicht die Berührung einer Fingerspitze, um den Übergang vom Diesseits zum Jenseits – oder umgekehrt – zu markieren.
Titelgebend: Das Leben und die Liebe, 2024-2025, Öl auf Papier, 100 x 70 cm.
Foto: Iryna Vorona
Iryna Vorona möchte ankommen und bleiben. Sie lernt Deutsch, um als Kunstlehrerin (Privat-)Unterricht zu geben. Als Doktorin der Philosophie in Kultur und Kunst ist es ihr ebenso möglich, Werke zu decodieren und für andere lesbar zu machen, etwa als Publizistin. Am liebsten direkt in Meinersen oder in der Region. Hier fühlt sie sich wohl.
Bis Ende Mai ist sie noch im Künstlerhaus Meinersen untergebracht, ihre Ausstellung endet Anfang März. Anschließend wird Iryna Vorona Teil einer Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg sein und darüber hinaus in das Projekt „War und ist Krieg“ von Yvonne Salzmann integriert, das mit den Mitteln der Kunst Parallelen zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Krieg in der Ukraine erforschen möchte. Hierbei ist eine Ausstellung in Berlin geplant. Doch zuerst sollten sich alle Interessierten die Vernissage am 7. Februar vormerken.
Ausstellung von Iryna Vorona:
„Das Leben und die Liebe“
Künstlerhaus
Hauptstraße 2, Meinersen
Vernissage:
Freitag, 7. Februar, 19 Uhr
Ausstellung:
Ab 7. Februar bis 2. März
Do., Sa. & So. 15 bis 18 Uhr