Engagement

Damit alle Neuen gut in unserem Gifhorn ankommen: In der Paulus-Gemeinde helfen die Famzip-Mütter bei der Integration

Marieke Eichner Veröffentlicht am 03.02.2022
Damit alle Neuen gut in unserem Gifhorn ankommen: In der Paulus-Gemeinde helfen die Famzip-Mütter bei der Integration

Famzip-Mutter Naime Zhitijan (links) und die Leiterin des Familienzentrums in der Paulus-Gemeinde Sabrina Mpoutskas zeigen anhand ihres Equipments, wie abwechslungsreich das Angebot ist.

Foto: Michael Uhmeyer

„So was gab‘s in Gifhorn in dieser Form noch nicht“, bekräftigt stolz Sabrina Mpoutskas, Leiterin im evangelischen Familienzentrum der Paulus-Gemeinde in Gifhorn, und meint damit das von ihr gestartete Projekt: die Famzip-Mütter. Fam-was? Famzip-Mütter! Die Abkürzung steht für Familienzentrum-im-Paulus-Mütter und beschreibt die Frauen, die im Familienzentrum der Gemeinde unzählige Angebote für Mütter, Väter, Kinder und Jugendliche organisieren. Sie alle haben ein Ziel: Neuankömmlinge in die Gifhorner Gemeinschaft integrieren. Wie sie das schaffen, fand KURT bei einem Besuch bei den Brückenbauerinnen heraus.

„Wir haben festgestellt, dass Menschen mit Migrationserfahrung oder -hintergrund schwieriger Anschluss finden“, bedauert Sabrina Mpoutskas, Leiterin des evangelischen Familienzentrums der Gifhorner Paulus-Gemeinde. „Um das einfacher zu machen“, gründete sie die Familienzentrum-im-Paulus-Mütter, kurz: Famzip-Mütter. „Letztendlich ist unsere Tätigkeit Netzwerke aufzubauen und Kontakte zu knüpfen“, fasst Sabrina zusammen und fügt hinzu: „Wir begrüßen jeden und jede.“ Alter, Herkunft und Konfession spielen keine Rolle. So sollen Familien „leger“ integriert werden, „ohne dass sie das Gefühl haben, hier wird ihnen auf die Finger geschaut“.

„Das fand ich so schön, als ich hergezogen bin“, betont Naime Zhitijan. „Es gibt so viele Angebote, die Kinder können mit und man kann einfach die Leute kennenlernen.“ Sie kam fürs Café Auszeit und Kochen um die Welt ins Familienzentrum. Seit dem vergangenen November ist sie auch organisatorisch als Famzip-Mutter tätig, gemeinsam mit Leyla Fakhro. Famzip-Mutter Nummer drei, Fatima Chaouki, ist zurzeit im Mutterschutz.

„Alle Famzip-Mütter haben selbst Migrationserfahrung, Kinder und wohnen in unserer Stadt“, erzählt Sabrina. Voraussetzung, um Famzip-Mutter zu werden, ist „so gut Deutsch sprechen, dass man sich verständigen kann“. Schließlich helfen sie auch mal beim Anträge oder Anmeldungen ausfüllen sowie Dolmetschen. „Es geht um das Miteinander: Deutschsprachige und anderssprachige Mütter – durch Famzip-Mütter entsteht eine Brücke.“

Das wohl beliebteste Angebot der brückenbauenden Famzip-Mütter ist das Kochen um die Welt, bei dem jeden Monat gemeinsam ein Gericht aus einem anderen Land zubereitet wird. „Die Erwachsenen kochen, die Kinder spielen und am Ende essen wir zusammen am großen Tisch“, fasst Sabrina zusammen. Selbst im Lockdown waren beim Online-Kochen manchmal mehr als 45 begeisterte Leute dabei.

Naime Zhitijan (links) und Leyla Fakhro sind zurzeit die beiden aktiven Famzip-Mütter der evangelischen Paulus-Gemeinde in Gifhorn.

Foto: Sabrina Mpoutskas

Auch beim Café Auszeit ist die Nachfrage groß: „In diesem Jahr wollen wir uns alle zwei Wochen treffen“, berichtet Naime. Während die Kinder im Wölkchengruppen-Raum toben, tauschen sich die Erwachsenen bei belegten Brötchen und Kaffee aus.

Auch zu den Spielenachmittagen gibt‘s Kaffee, dazu Kekse und Tee. An mehreren Tischen können sich Besucherinnen und Besucher jeden Alters zum Brett- und Kartenspielen zusammenfinden. Je nach Jahreszeit bieten die Famzip-Mütter außerdem verschiedene Bastelaktionen an.

Beim Krabbeltreff und dem Kindertheater stehen die Kleinen im Mittelpunkt. Auch während des Sprachkurses des evangelischen Kirchenkreises übernehmen die Famzip-Mütter die Betreuung.
„Neu ist das monatliche Alleinerziehenden-Treffen“, ergänzt Naime. „Die Eltern kommen mit ihren Kinder, wir betreuen und die Erwachsenen können sich austauschen.“

Beim Mädelsabend für Frauen ab 16 Jahren gibt‘s Lesungen, eine Kosmetikecke – sogar eine Masseurin war schon da. Die Frauen fertigen gemeinsam Schmuck oder Dekofiguren – „jede bringt sich ein“, freut sich Naime. „Und einen Kleidertausch und Upcycling-Nachmittage haben wir auch schon gemacht“, so Sabrina.

„Bei allen Angeboten der Famzip-Mütter geht‘s um den gegenseitigen Austausch“, betont Naime. „Wir wollen die Ansprechpartnerinnen sein“, ergänzt Sabrina. Es finde sich immer jemand, der bei Problemen helfen könne. „Manchmal braucht‘s auch bloß ein offenes Ohr.“ In der Famzip-Gemeinschaft passt man aufeinander auf, Fahrgemeinschaften und Freundschaften entstehen. Die wachsende Beliebtheit der Famzip-Angebote fußt auf der guten alten Mundpropaganda: „Wenn man auf dem Spielplatz in seiner Landessprache angesprochen wird: Komm doch mal mit“, erklärt Sabrina.

Die Famzip-Mütter verteilen Teelichter oder ein blaues Beschützerauge an Neuankömmlinge – die Freude über die herzliche Aufnahme ist jedes Mal riesig.

Foto: Michael Uhmeyer

Neuankömmlinge bekommen zur Begrüßung ein bemaltes Teelicht mit gestanztem Kreuz. „Das machen die Kinder zum Teil selbst bei den Bastelnachmittagen“, so Sabrina. „Für Muslima, Russisch-Orthodoxe und andere gibt‘s das blaue Beschützerauge.“ So soll gleich zu Beginn gezeigt werden: Hier ist jede und jeder willkommen. „Wenn ich dann zum Beispiel frage, ob ich das Auge am Kinderwagen befestigen darf, dann strahlen die Mamas“, freut sich Sabrina. „Weil sie merken: Hier werde ich so akzeptiert, wie ich bin.“

Sie sei gespannt, was die Zukunft für die Famzip-Mütter bringe, meint die Leiterin des Familienzentrums. Das Projekt ließe sich schließlich über ganz Gifhorn ausbauen: „Da ist noch so viel Potenzial drin!“

Welches Angebot gerade auf dem Plan steht, veröffentlichen die Famzip-Mütter auf ihrer Internetseite, bei Facebook und bei Instagram – und regelmäßig tauchen die Termine auch im KURT auf. „Anmelden kann man sich online, per Telefon oder Mail“, informiert Sabrina Mpoutskas. Auch wer sich selbst organisatorisch beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen. Denn die wachsende Beliebtheit der Famzip-Angebote zeigt: Die Nachfrage für offene, ungezwungene Integrationsangebote ist groß bei uns in Gifhorn.

Evangelisches Familienzentrum in Paulus (Famzip)
Brandweg 38, Gifhorn
Tel. 05371-9359000
famzip.gifhorn@evlka.de
www.famzip-gifhorn.wir-e.de
Facebook: @FamziP.Gifhorn
Instagram: @famzip.gifhorn


Coole Leute gesucht – wir stellen ein!

Informiere Dich über Jobs in unserem Medienhaus! Wir sind auf der Suche nach tollen Menschen, die bei uns einsteigen möchten.

Mehr erfahren